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Franja Transversal del Norte ­ Entwicklung oder Ausbeutung?

Fijáte 324 vom 15. Dez. 2004, Artikel 1, Seite 1

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Franja Transversal del Norte ­ Entwicklung oder Ausbeutung?

So erhofft man sich mit dem Ausbau der Strasse auch wirtschaftlichen Fortschritt für die Region. ,,Ist erst mal die Strasse gebaut, kommt der Rest von selber", heisst es im MICIVI. Gemeint ist damit Bildung, VGGesundheitNF und Reichtum. Doch wie sehen die wirtschaftlichen Möglichkeiten entlang der FTN aus und wen begünstigen sie? Die landwirtschaftliche Produktion konzentrierte sich lange Zeit auf den Anbau von Mais, Bohnen, Reis, VGKaffeeNF, VGKardamomNF, VGKakao, VGKautschukNF, Zitrus- und andere "Tropen"- Früchte wie Papaya und Ananas. Während die ersten drei Produkte vor allem für den Eigenkonsum und den Verkauf auf dem regionalen und nationalen Markt angebaut wurden, kultivierte man die anderen Produkte für den Export. Vor allem der Kaffee war ein wichtiger Exportartikel, doch mit dem Zerfall des Kaffeepreises seit dem Jahr 2000 ist dieser Handel weitgehend zusammengebrochen. Dies führte dazu, dass sich die Leute in der Region neue Überlebensstrategien ausdenken mussten, was in vielen Fällen die VGMigrationNF in den Norden bedeutet. Gleichzeitig hat aber in der Zone der illegale Handel zugenommen, sei dies der Menschenhandel, der VGDrogenhandelNF oder der illegale Handel mit Tropenholz. Dazu kommt der zwar legale, aber in erster Linie ausländische Firmen begünstigende Handel mit Mineralien, Holz und Öl, der mit dem Ausbau der FTN intensiviert werden wird. Die Region um die FTN gehört zu den reichsten im Land in Sachen Biodiversität. Mit ihrem feuchtwarmen Klima beherbergt sie eine für Guatemala einzigartige Flora und Fauna und ist neben der Sierra de Los Chuchumatanes und den Urwäldern des Petén eine der wichtigen ,,Lungen" des Landes und Mittelamerikas überhaupt. Der Ausbau dieses ,,trockenen Kanals" (in Anlehnung an den VGPanamákanalNF, der ja ebenfalls den Kontinent in Ost-West-Richtung durchzieht) hat nicht nur Auswirkungen auf die Umwelt und die Produktion. Er wird auch Einfluss auf die Landbesitz- und die demographischen Verhältnisse haben. Mit dem Bau von sogenannten Handelszentren direkt an der FTN, wo arbeitsplatzschaffende VGMaquilasNF angesiedelt werden, findet eine interne Migration statt, und wer nicht unmittelbar im Einzugsgebiet der FTN lebt, wird wohl noch mehr abgeschnitten sein als bisher. Zukunftsperspektiven Die Gretchenfrage lautet, was die guatemaltekische Regierung für politische und rechtliche Massnahmen ergreifen wird, um den gänzlichen Ausverkauf dieser Region zu verhindern und ein ökologisches Paradies zu erhalten. Und was wird die Bevölkerung unternehmen, um ihr Land und die sie ernährende Natur zu verteidigen? Gemäss Mesa Global gibt es bisher keine organisierten Bestrebungen seitens der im Einzugsgebiet der FTN lebenden Bevölkerung, wie es das z.B. in VGSan MarcosNF oder Izabal im Zusammenhang mit den VGGoldNF- und Nickelminen gibt. In ihrem Bulletin macht sie deshalb auf einige Punkte aufmerksam, die bei der weite-

ren Verfolgung des Projekts im Auge behalten und verteidigt werden müssten: - Respekt der sozialen, kulturellen und biologischen Diversität. Keine VGPrivatisierungNF der Biodiversität, Respektierung des geistigen Eigentums, strikte Regulierung über genetische Versuche und Verbot der Produktion oder des Handels von transgenetischen Produkten. - Garantie auf Selbstversorgung, speziell im Fall des Wassers: Keine Privatisierung von und kein Handel mit VGWasserNF. Schutz und Pflege der Quellen und Flüsse, Zugang zu Wasser für alle BewohnerInnen der Region. Keine Wasserverschmutzung. - Schutz der Wälder und des Klimas: Keine Abholzung bzw. eine Aufforstung der abgeholzten Wälder. Spezielle Pflege der Wälder, aus denen Quellen entspringen. Keine Monokulturen in den aufgeforsteten Gebieten. Förderung eines verantwortungsvollen Umgangs bei der Nutzung der Wälder zur Selbsversorgung, Nutzung kann auch Pflege sein. - Recht auf Nahrungssicherheit: Garantie, dass jede Person über die Nahrung verfügt, die sie für ihre Entwicklung braucht. Transparenz über die Zusammensetzung von Lebensmitteln, Förderung einer diversifizierten Landwirtschaft, ohne genetisch veränderte Produkte und ohne Giftstoffe. - Wirtschaftliche Gerechtigkeit: Förderung von KleinproduzentInnen durch Kredite, direkter Zugang zum Markt ohne Zwischenhändler. Einhaltung des VGArtikels 169NF der VGInternationalen ArbeitsorganisationNF über die Rechte der indigenen Bevölkerung, Einhaltung der nationalen Gesetze bezüglich Dezentralisierung und Entwicklungsräten. Förderung von demokratischen Strukturen auf lokaler, nationaler, regionaler und globaler Ebene.


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