Der Prozess von ´96
Fijáte 325 vom 29. Dez. 2004, Artikel 3, Seite 2
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Der Prozess von ´96
Mit der Unterzeichnung der Friedensverträge wurden auch auf der persönlichen Ebene Veränderungen verursacht. Viele Frauen, die bereits in das politische Leben des Landes verwickelt waren, mussten während des Krieges ins Exil gehen, einen anderen Namen annehmen, in manchen Fällen die Familie verlassen und die geheime revolutionäre Arbeit innerhalb und ausserhalb Guatemalas fortführen. Nach Dezember 1996 kehrten einige zurück und integrierten sich in diese neue Transformationsperiode, andere kamen nicht wieder. Zwei Guatemaltekinnen - eine von ihnen ist mit dem Kampf um die Sache der Frauen eng verbunden, die andere ist Genossin einer politischen Schlüsselpartei im bewaffneten Konflikt berichten, inwiefern sich ihre Welt verändert hat. Sandra Morán schildert: ,,Während der 13 Jahre im Exil haben mich zwei Aspekte in der Arbeit begleitet. Auf der einen Seite die Förderung der Solidarität mit den Organisationen in Guatemala, die ich von Mexiko, Nicaragua und Kanada verfolgte und auf der anderen das Künstlerische mit der Gruppe Kinlalat. Seit ´92 habe ich mich besonders der Sache der Frauen angenommen. Die Jahre vor der Unterzeichnung der Friedensabkommen haben mich stark geprägt, und die Beteiligung im Frauensektor hat mein Leben radikal verändert. Ich fand nämlich einen Raum mit einer politischen Perspektive von Frauen, die ich nicht kannte und diese stellte für mich eine Möglichkeit dar, nach Guatemala zurückzukehren. Im Jahr 1996 eröffnete sich mir mit dem Impuls, den wir vom Frauensektor aus der Gründung des Nationalen Frauenforums gegeben haben, die Gelegenheit, mich im Land wieder zu finden und organisierte compañeras aus unterschiedlichen Gegenden kennen zu lernen. Die Bemühungen des Forums und die Rückkehr nach Guatemala waren Teil des Übergangs und eine sehr schwierige Etappe für mich. Ich bin politisch gewachsen und bin durch den Kampf der Frauen mittels der Erfahrungen des Sektors und der Möglichkeit von anderen zu lernen, gereift. Mehr als in Seminaren habe ich meine politische Ausbildung in der Praxis genossen." Silvia Solórzano erzählt: ,,Als Kämpferin der URNG gab es definitiv einen sehr drastischen Wandel, denn die Unterzeichnung war die Demobilisierung, die Waffenabgabe und der Ausstieg aus einer Art des geheimen Kampfes hin zu einer öffentlichen Präsenz. Nach oben |
Die Legalisierung der URNG als Partei, und überhaupt im Rahmen der ganzen Institutionalitäten des Landes zu handeln, war für mich eine grosse Lehre, mich in die öffentliche Politik der Exekutive einzuklinken und den legislativen und rechtlichen Raum zu schätzen, was wir total verdrängt hatten. Für mich war der Moment der Unterzeichnung sehr schwierig, vor allem die ersten zwei Jahre, um überhaupt ihre Dimension zu begreifen. Wir hatten kein so detailliertes politisches Programm ausgearbeitet, und so ist es ein Prozess gewesen, in dem wir die Wirklichkeit bekämpften und dabei kurzfristige Ziele mit den langfristigen Idealen zu kombinieren versuchten, um diese nicht zu verlieren. Das muss man reifen lassen. Die öffentliche Politik und die Gesetze sind Werkzeuge um weiterzugehen, aber die Hauptkämpfe um Respekt und Gleichheit zu erreichen und die Diskriminierung zu beseitigen, gehen graduell voran." (Andrea Carrillo Samayoa) |
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