Exhumierungen gehen weiter
Fijáte 322 vom 17. Nov. 2004, Artikel 2, Seite 2
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Exhumierungen gehen weiter
Guatemala, 11. Nov. Bedrohungen gegen die AktivistInnen der Stiftung Forensische Anthropologie Guatemalas (FAFG), die sich in Zusammenarbeit mit der Witwenorganisation CONAVIGUA und der Vereinigung von Familienangehörigen von Festgenommenen und Verschwundenen von Guatemala (FAMDEGUA) um die Ausgrabungen von menschlichen Überresten aus Massengräbern kümmern, hatten zeitweilig die Exhumierungen lahmgelegt. Zusätzliche Schwierigkeiten finden die Engagierten nicht nur in den vom Staat unzureichend zur Verfügung gestellten Geldern, sondern auch in den eingeschränkten Genehmigungen für die investigativen Grabungsarbeiten, mittels derer im Departement Quiché in den letzten Wochen erneut eine Reihe von Beweismaterial für die vornehmlich Anfang der 80er Jahre begangenen Massaker gefunden wurden. Als die AnthropologInnen der FAFG Ende August 2003 mit der Arbeit begannen, erwarteten sie nicht viele Funde bei den Exhumierungen auf dem Hügel bei Comalapa, wo damals eine Militärbasis stand. Heute, nachdem mittlerweile 177 Skelette aus 45 verschiedenen Gruben ausgehoben wurden, schätzen sie die Situation ganz anders ein. Die Suspendierung der Aktivitäten ist derzeit der unzureichenden Autorisierung für die Ausdehnung der Ausgrabungen in diesem Gebiet zur Last zu legen. In dieser Gegend dachte die CONAVIGUA-Gründerin und jetzige Leiterin der Entschädigungskommission der Opfer, Rosalina Tuyúc, ihren Vater und ihren Ehemann zu finden, die Anfang der 80er Jahre verschwanden, doch ihre Erwartungen wurden enttäuscht. Die AnthropologInnen fanden Überreste von Gebeinen, die in ihrer Mehrheit Spuren von Folter zeigen, welche vor der Exekution vorgenommen worden war. Einige Skelette wurden mit auf dem Rücken gefesselten Händen aufgefunden. Im Kanton Xecojá, Departement Chichicastenango, wurden inzwischen die Überreste von 14 Opfern exhumiert, von denen zwei Frauen und 10 Kinder waren. Nach oben |
Auch das hiesige Massaker wird in das Jahr 1982 datiert. "An einem Morgen kam das Militär in den Kanton, verfolgte Kinder, Jugendliche, junge Mädchen und die Frauen und drängte sie in den Abgrund. Die BäuerInnen und Kinder versteckten sich, da sie sonst keine Fluchtmöglichkeiten hatten, in einem Unterschlupf der Guerilla. Doch das Militär entdeckte sie und brachte sie alle um", so eine Verwandte eines der Opfer. Angesichts der aktuellen Funde wiederholte FAMDEGUA ihre Forderungen an die Regierung nach einer baldigen Aufnahme von Gerichtsprozessen und Urteilssprüchen gegen die Verantwortlichen dieser Gewaltverbrechen, um der herrschenden Straflosigkeit im Land ein Ende zu machen. Einen weiteren gerade für die Familienangehörigen der Opfer wichtigen Aspekt der Exhumierungen besteht darin, dass durch die Funde die Überlebenden sich mit der traurigen aber immerhin relativ sicheren Gewissheit auseinandersetzen können, was mit den Verschwundenen und Vermissten geschehen ist. Gemäss der religiösen Tradition können sie sich nun von den Verstorbenen verabschieden und versuchen, ihre eigene Ruhe wieder zu finden. |
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