UmweltaktivistInnen leben gefährlich
Fijáte 305 vom 10. März 2004, Artikel 3, Seite 4
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UmweltaktivistInnen leben gefährlich
Guatemala, 1. März. Am 22. Februar wurde Jaime Rodriguez, einer der Informanten, die zum Hintergrundartikel im letzten ¡Fijáte! beigetragen haben ("Öl im Dschungel" von Andreas Boueke), gefoltert und ermordet. Seine Leiche fand man wenige Meter entfernt von dem Eingangstor des Wohncamps der Ölfirma PERENCO in Rubelsanto, Alta Verapaz. Mitarbeiter von PERENCO vermuten, Jaime Rodriguez sei überrascht worden, als er in den Installationen der Firma etwas stehlen wollte. Aber es gibt keine Anzeichen eines gewaltsamen Eindringens. Die Firma bat der mittellosen Mutter des Toten umgehend eine Entschädigung für die Kosten des Begräbnisses an. Den Transport der Leiche in die nächste Stadt aber wollte sie nicht übernehmen. So wurde Jaime Rodriguez beerdigt, ohne dass jemand einen medizinischen Bericht geschrieben hätte. Als die Polizei am Tatort eintraf, wurden die Beamten von den Chefs der Firma in die Büros von PERENCO bestellt. "Wir mussten draussen bleiben", berichtet eine Familienangehörige. "Wahrscheinlich hat die Firma die Polizisten gekauft." Der Mord geschah wenige Tage nachdem in guatemaltekischen Medien Berichte über die Ölverschmutzung in Rubelsanto erschienen waren. Daraufhin hatte die Firma vor Ort alle Angestellten zu einer Dringlichkeitssitzung beordert. Die Vorgesetzten sprachen von "drastischen" Massnahmen, die sie gegen Personen vornehmen würden, die Informationen über die Verschmutzung weitergeben. Die Bevölkerung von Rubelsanto solle "wieder Respekt vor der Firma bekommen." In den vergangenen drei Jahren musste PERENCO auf Grund des öffentlichen Drucks aufwendige Säuberungsarbeiten durchführen. Für den Konzern ist der Umweltschutz zu einer teuren Angelegenheit geworden. Der zuständige Direktor im Energieministerium, Mario Peréz, weiss, dass diese Kosten die Profite von PERENCO empfindlich schmälern: "Die Säuberung von alten Bohrlöchern ist teuer. In jedem einzelnen Fall liegen die Kosten bei vierzig bis fünfzigtausend Dollar. Wir wissen von 92 verschmutzten Bohrlöchern, von denen bisher 78 gesäubert und bepflanzt worden sind. Die Gesamtkosten liegen also bei etwa vier bis fünf Millionen Dollar." Der Menschenrechtsaktivist Francisco José Pop aus Cobán hält es für wahrscheinlich, dass Jaime Rodriguez ermordet wurde, um die Bevölkerung einzuschüchtern. Nach oben |
"Er war ein einfacher Bauer. Solche Fälle werden meist bald archiviert. So erreichen die mächtigen Firmen ihr Ziel, ohne dass sich jemand um die Aufklärung der Morde bemüht. Sie wollen der Bevölkerung die Botschaft vermitteln, dass mit ihnen nicht zu spassen ist." Seit dem 18. Februar erhielt Eloída Mejía Samayoa, Präsidentin der Vereinigung "FreundInnen des Izabal-Sees" mehrmals Todesdrohungen. Die Umweltorganisation wehrt sich gegen die Minenaktivitäten im Departement Izabal. Am 21. Februar wurde ein Treffen, das die Organisation in Puerto Barrios veranstaltete, um die Bevölkerung über die Auswirkungen der Minenaktivitäten zu informieren, von Unbekannten gestört. Bereits am 10. Februar wurde in Puerto Barrios der Umweltaktivist Enrique Alcántara ermordet. Die jeweiligen Täterschaften sind bisher nicht aufgeklärt. |
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