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Informationsmangel ist das Haupthindernis für produktive Nachhaltigkeit ­ Lokale Erfahrungen von Produktionsgemeinschaften

Fijáte 339 vom 20. Juli 2005, Artikel 1, Seite 1

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Informationsmangel ist das Haupthindernis für produktive Nachhaltigkeit ­ Lokale Erfahrungen von Produktionsgemeinschaften

Die Mitglieder dieser Gemeinde sprechen offen über ihre Erfahrungen der ersten Gründungsjahre und analysieren kritisch die Abhängigkeit, die durch die Projekte der so genannten Entwicklungshilfe geschaffen wurden. Auch wenn sie zahlreiche Projekte weiter verfolgen, haben sie gelernt, zwischen durchführbaren Projekten und solchen zu unterscheiden, die Schulden und Verschwendung mit sich bringen. Eine weitere, von der Internationalen Zusammenarbeit stark unterstützte Gemeinde ist La Primavera, Playa Grande VGIxcánNF, im Departement Quiché. In der Gemeinde werden Esspalmen, VGKautschuk, VGKardamomNF und Kaffee angepflanzt, doch in allen Fällen beschweren sich auch hier die ProduzentInnen über das Fehlen von Marktinformation und die Erkenntnis, dass die Zwischenhändler dieses Nichtwissen ausnutzen. Hier hat die Gemeinde ebenso wenig Zugang zu Auskünften über die Internationalen Produktpreise und ihre Informationsquellen sind, wie anderswo, in erster Linie die aufkaufenden Zwischenhändler. Ein anderes Problem sieht die Gemeinde in der fehlenden Weiterbildung ihrer Mitglieder. ,,Fachleute kommen von aussen, unter Vertrag genommen von den Kooperationsprojekten, dabei bleibt die Gemeinde abhängig von dieser Person und hat für sich selbst keinerlei Fachwissen ansammeln können", so die Interviewten des Koordinationsrates der Gemeinde. Die Erfahrungen, die in La Primavera mit einigen Kooperationsprojekten gemacht wurden, gleichen denen der Kooperative Nuevo Horizonte. Es gibt Beschwerden über schlechte Projektentwürfe für die Anpflanzung von Kautschukbäumen und Esspalmen. Zwar werden die Projekte aufrechterhalten, aber diese haben bislang noch keinen wesentlichen Ertrag abgeworfen. Gleichwohl sie Arbeitsplätze für die Leute stellen, die die Pflanzen aufziehen, gibt es keine Einkünfte, die in die Gemeinde investiert oder mit denen die Schulden abbezahlt werden könnten. Auch María Us Álvarez, Koordinatorin der Frauenorganisation der Vereinigung organisierter Sololatecos (ASUDI), erwähnt im Gespräch mit Creelmann die Bedeutung, die der Ermöglichung in diesem Fall des Austausches mit anderen Frauenorganisationen zukommt, die im Kollektiv produzieren, um darüber die Zwischenhändlerebenen zu umgehen, auf denen grundsätzlich der Preis auf einem deutlich niedrigen Niveau festgelegt und gezahlt wird. Derweil bestehen in der Gemeinde San Vicente VGLos CimientosNF, Siquinalá, im Departement Escuintla, ernsthafte Divergenzen und bedeutsame Probleme innerhalb der kommunalen Führung. Diese müssten gemäss den GesprächspartnerInnen von Creelmann erst einmal gelöst werden, um die kollektiven Entscheidungen nicht durch politische Hindernisse zu erschweren. Das Hauptziel der Gemeinde El Tesoro, San Antonio, im Departement Suchitepéquez, ist es unterdessen, die

Schulden in Höhe von 500´000 Quetzales (ca. US-$ 65´000) abzuzahlen, die sie für den Kauf der Finca aufgenommen haben. Derzeit produziert die Gemeinde VGBananenNF und Kaffee und beginnt gerade mit der Züchtung des Genussfisches Tilapia, doch über die aktuellen Preise und Vermarktungsalternativen wissen die ProduzentInnen ebenso wenig Bescheid wie die anderen Gemeinden. Vielmehr kommen die Käufer auf die Finca und verhandeln die Preise jeweils mit der Gemeinde. Santos Pilar Vásquez, Präsident derselben, berichtet, dass sie derzeit darüber nachdenken, die Anpflanzung von Kaffee auszuweiten, obwohl die Finca auf relativ geringer Höhe liegt. Es gibt hier keinen Strom, 90% der BewohnerInnen sind VGAnalphabetInnenNF und aufgrund der Dringlichkeit, die Schulden zu tilgen, versucht die Gemeinde trotz fehlendem Investitionskapital voranzukommen. In der Gemeinde Nuevo Porvenir in VGCobánNF, Departement Alta Verapaz, leben dagegen vornehmlich Flüchtlinge, die nach der Unterzeichnung der VGFriedensverträgeNF aus Mexiko nach Guatemala zurückgekehrt sind. Die líderes der Gemeinde berichten, dass bereits 30% der Familien nach Mexiko zurückgegangen sind. ,,Viele bereuen es, überhaupt wieder nach Guatemala gekommen zu sein", so ein dirigente. ,,Es gibt keinen Markt für unsere Produkte". Inzwischen arbeiten viele BewohnerInnen auf umliegenden privaten Fincas. ,,In Mexiko gab es mehr Chancen", so die Interviewten. Neben dem Informationsmangel über die Marktsituation und Produktionserfahrungen anderer, unterstreichen die Betroffenen in fast allen besuchten Gemeinden auch die fehlenden Vergleichsmöglichkeiten, um die Vorschläge der Consultants und die Finanzierungsangebote abwägen zu können. Im Allgemeinen vertreten sie zwar eine kritische Perspektive hinsichtlich des bestehenden Wirtschaftssystems, lassen jedoch auch keinen Zweifel an der Notwendigkeit, lernen zu müssen, in eben diesen Wassern zu segeln. Während die VGWeltbankNF damit beginnt, ihre Bulletins in Maya-Sprachen zu verteilen, richtet sich die Exportvereinigung Nicht-Traditioneller Produkte (AGEXPRONT) als Beraterin an kleine AgrarproduzentInnen im Landesinneren. Creelmann resümiert, dass dennoch eine grosse Lücke von Information und kritischer sowie gleichzeitig konstruktiver, zugänglicher und nützlicher Analyse für jene Gemeinden bestehen bleibt, die solidarische Wege in Richtung einer wirtschaftlichen Nachhaltigkeit suchen.


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