Steigender Kaffeepreis
Fijáte 333 vom 27. April 2005, Artikel 4, Seite 4
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Steigender Kaffeepreis
Guatemala, 19. April. Der aktuelle Kaffeepreis ist auf seinem Höchststand seit sieben Jahren, bedingt einerseits durch schlechte Ernten in Ländern wie zum Beispiel El Salvador und zum anderen durch die Spekulationen auf dem Weltmarkt. Doch die steigenden Kaffeepreise haben keinen Einfluss auf die schlechten Arbeitsbedingungen im Sektor, wie ein Artikel von Inforpress Centroamericana feststellt. Das Jahr 2002 wird von vielen als das verheerendste in der Geschichte des Kaffees bezeichnet: Die ProduzentInnen vernachlässigten die Pflege der Plantagen, liessen die Ernten verfaulen oder verkauften ihre Ländereien. Nichtstun kam billiger als ArbeiterInnen zu bezahlen, die sich der Pflege und Ernte der Plantagen annahmen. Die weltweite Kaffeeproduktion sank in der Ernte 2002/03 um 16%, von 122 Mio. Säcken auf 103 Millionen. Für Guatemala, den grössten Kaffeeproduzenten Zentralamerikas, bedeutete dies einen Produktionsrückgang von 28%. Gleichzeitig berichteten aber US-amerikanische und europäische Kaffeehändler von Höchstgewinnen. Bis Ende 2004 war die Produktion wieder auf 113 Mio. Säcke angestiegen, doch anstatt dass sich auch der Preis eingependelt hätte, stieg er weiter an. Im Jahr 2004 bestand eine Nachfrage nach 120 Mio. Säcken, die jedoch nicht erfüllt werden konnte, was den Preis in die Höhe trieb. Auch die jüngste Ernte, die im Februar 2005 zu Ende ging und positiv ausgefallen ist, drückte die Kaffeepreise im Monat März nicht hinunter. Als Gründe für die zunehmende Nachfrage wird der Anstieg des weltweiten Kaffeekonsums genannt, speziell auch die Entdeckung des Kaffeetrinkens durch die ChinesInnen. Eine weitere Ursache ist aber auch der Einfluss Brasiliens auf den internationalen Kaffeemarkt und -Preis. Da in den letzten Jahren in den USA ein Mangel an Soya bestand, stellte man in Brasilien in den Kaffeeplantagen kurzerhand auf Soya um, womit ein wichtiger Kaffeeproduzent seinen Beitrag am weltweiten Markt verringerte und dafür die Nachfrage in anderen Ländern stieg. Die Kaffekrise zwang viele ProduzentInnen, Alternativen in der Produktion und Vermarktung zu suchen (z. B. der Umstieg auf biologischen Anbau oder die Erlangung eines Faire-Trade-Zertifikats), die Qualität zu verbessern, sich in Kooperativen zusammen zu schliessen oder eben, ihre Ländereien zu verkaufen. Am stärksten betroffen waren die mittleren und kleinen ProduzentInnen sowie diejenigen, die aufgrund der geographischen und klimatischen Bedingungen eine schlechtere Qualität produzierten. Gemäss José María Tamath, Fachberater in Sachen Kaffeeanbau der Nationalen Vereinigung der KaffeeproduzentInnen (ANACAFE), hätten etwa 80% der Fincas ihren Betrieb ein- oder umgestellt und nur 20% könnten die Produktion aufrechterhalten. Nach oben |
Viele der KleinproduzentInnen sahen sich gezwungen, ihr Land zu verkaufen und in den Norden zu migrieren. Oft wurden die Ländereien von bereits in den USA etablierten guatemaltekischen MigrantInnen aufgekauft und die früheren BesitzerInnen wurden zu deren Angestellten, konnten also immerhin im Land bleiben. Laut Jacinto Gabriel Ruiz, Landwirtschaftspromotor der Vereinigung der KaffeeproduzentInnen in La Democrácia, Huehuetenango, erklärte, dass die Migration der im Kaffeesektor Tätigen heute einen Einfluss hat auf die Löhne, die in diesem Sektor bezahlt werden. In Regionen, wo viele KaffeepflückerInnen migriert sind und wo heute ein Mangel an Arbeitskräften besteht, werden auf kleinen und mittelgrossen Fincas bis zu US-$ 6 pro Quintal (ca. 46 kg) bezahlt. In Regionen, die nicht gross von der Migration betroffen sind, erhalten sie umgerechnet US-$ 3-4 pro Quintal geernteter Kaffeebohnen. Auf den grossen Fincas werden zwischen US-$ 2.40 und 2.56 bezahlt. Eine weitere Konsequenz des sinkenden Kaffeepreises ist laut Ruiz eine Schwächung der ProduzentInnen-Vereinigungen und die Schwierigkeit, die Bedingungen der Fair-Trade-Labels einzuhalten. Während der Krise 2002 haben viele ProduzentInnen begonnen, ihren Kaffee auf dem ,,fairen Markt" zu verkaufen, wobei dieser, orientiert am konventionellen Preis unter Krisenbedingungen, etwa das Doppelte vom marktüblichen Preis bezahlte. Der Anstieg des Preises auf dem konventionellen Markt erschwert nun den fairen Handel. Derweil werden auf dem konventionellen Markt sogar bessere Preise gezahlt. |
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