Tödliche Pflanzen"schutz"mittel
Fijáte 339 vom 20. Juli 2005, Artikel 6, Seite 5
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Tödliche Pflanzen"schutz"mittel
Guatemala, 8. Juli. Die Abteilung für Epidemiologie des guatemaltekischen Gesundheitsministeriums meldet für das vergangene Jahr 1'043 Fälle von Vergiftung durch Pflanzenschutzmittel, wovon 145 tödlich endeten. Betroffen sind ArbeiterInnen auf Gemüseplantagen, aber auch Kinder, die ihre Eltern bei der Feldarbeit begleiten. Ebenfalls betroffen sind die BewohnerInnen von Dörfern, die in der Windrichtung von Pflanzungen liegen und bei Besprühungen mit Gift eingenebelt werden. Diese, in einer Reportage von elPeriódico veröffentlichten Zahlen des vergangenen Jahres, entsprechen dem vom Gesundheitsministerium errechneten Jahresdurchschnitt, wobei von einer Dunkelziffer nicht gemeldeter Fälle von 99% ausgegangen wird. Entsprechend divergieren auch die Statistiken. Die forensischen ÄrztInnen des Justizwesens meldeten für letztes Jahr 303 tödliche Pflanzenschutzmittelvergiftungen. Unbekannt bzw. unerforscht sind auch die langfristigen gesundheitlichen Schäden, welche diese Gifte im Körper der Menschen hinterlassen, sowohl bei den FeldarbeiterInnen, wie auch bei denen, die das besprühte Gemüse konsumieren. Die Vereinigung der Agrochemieindustrie (Agrochima), in der FabrikantInnen, ImporteurInnen und VerkäuferInnen von Pflanzenschutzmitteln zusammengeschlossen sind, verteidigen sich mit dem Argument, dass ihre Produkte, richtig angewendet, nicht schädlich seien. Dies würden diverse Studien beweisen, die gemacht wurden, bevor die Produkte überhaupt auf den Markt gekommen seien. Ob ein Gift in einem Land verkauft und versprüht werden darf, hängt nicht so sehr von den Ergebnissen irgendwelcher Studien ab, sondern vielmehr von der jeweiligen Gesetzgebung des Landes. Ein Beispiel ist das Pflanzenschutzmittel Atrazine. Vor einigen Jahren kam es in den Vereinigten Staaten zu einem Skandal wegen dieses in einigen europäischen Ländern verbotenen, in den USA jedoch weit verbreiteten und v. a. in Maispflanzungen und Vorgärten angewendeten Giftes. Ausgelöst wurde der Skandal durch die Klage der ArbeiterInnen des schwedischen Herstellers von Atrazine, nachdem bei den mit dem Gift in Berührung kommenden Arbeitern Prostatakrebs diagnostiziert wurde. In Folge wurde die Anwendung des Giftes in den USA strenger reguliert. Nach oben |
In Guatemala ist Atrazine einer der 400 Grundkomponenten der Tausenden im Handel erhältlichen Pflanzenschutzmittel. Alle selbstverständlich mit einer durch das Landwirtschaftsministerium (MAGA) ausgestellten Verkaufslizenz Im Jahr 2000 unterzeichneten die Gesundheitsminister Zentralamerikas ein Abkommen, das die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln reglementiert bzw. den Gebrauch von zwölf von ihnen verbietet. Das Problem in Guatemala ist, dass die Kontrollen sehr locker sind und diese durch Umfüllen der Produkte bzw. durch Schmuggel umgangen werden, wie der auf das Thema spezialisierte Agronom Danilo Ardón erklärte. Das Geschäft sei ,,gigantisch und mächtig", bestätigte der Epidemiologe Manuel Sagastume. Seit 1975 habe sich die weltweite Produktion von Pflanzenschutzmitteln verfünfzehnfacht. In Guatemala habe sich der Import von 4.1 Mio. Kilogramm im Jahr 1994 auf 10.4 Mio. kg im Jahr 2000 erhöht. |
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