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Gewalt gegen das Justizsystem

Fijáte 340 vom 03. Juli 2005, Artikel 1, Seite 1

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Gewalt gegen das Justizsystem

breiten konnten und die Stärke angenommen haben, die sie heute haben. Gemäss US-amerikanischer Studien ist Guatemala heute einer der grössten Drogenumschlagplätze und das VGInnenministeriumNF gab kürzlich zu, dass das Problem die Kapazitäten der Sicherheitskräfte übersteige und zu einem nationalen Problem geworden sei, an dessen Bekämpfung alle Sektoren mitwirken müssten. Wie stehen nun aber das organisierte Verbrechen und die kriminellen Banden in Verbindung mit der Gewalt, dem das Justizsystem ausgesetzt ist? Zweifellos über die Delikte, in die sie involviert sind: illegale Geschäfte, der Kampf um territoriale Kontrolle, die Konkurrenz zwischen den einzelnen Gruppierungen und die Art und Weise, wie sie die Bevölkerung unter ihre Kontrolle bringen wollen. In einem solch delinquenten Umfeld ist der Justizapparat gezwungen, sich in Bewegung zu setzen, Untersuchungen einzuleiten, Urteile zu sprechen und die Verantwortlichen zu sanktionieren. Während auf der anderen Seite versucht wird, diese Maschinerie zum Stillstand zu bringen und jegliche Untersuchungen bereits im Keim zu ersticken. Die Mittel dazu sind vielfältig: Vereinnahmung, Korruption, Erpressung, Drohung, Attentate, Morde. Die Ziele sind auch klar: AgentInnen der Zivilen Nationalpolizei (PNC) und der Staatsanwaltschaft, RichterInnen, JustizbeamtInnen und sonst im Justizwesen Tätige, Angestellte des Gefängniswesens, AnwältInnen, ZeugInnen, Familienangehörige von Opfern und sonstige Personen, die in einen Justizprozess involviert sind.

Das Phänomen müsste von verschiedenen Seiten her angegangen werden: die Stärkung des Staatsapparates, speziell der Institutionen des Justizsystems und der Sicherheitsapparate, die Schaffung eines zivilen Geheimdienstes, eine Verbesserung der aktuellen Gesetzgebung, um das existierende Rechtsvakuum zu füllen und das Entwerfen von integralen und koordinierten Plänen. Doch für all dies braucht es zuerst den politischen Willen und die Überzeugung, die Situation an ihren Wurzeln anzupacken. Es muss aber auch auf sozialer Ebene etwas unternommen werden, damit kriminelle Gruppen und Aktivitäten gar nicht erst greifen können. Dazu braucht es vor allem in armen Regionen Präventionsmassnahmen wie Bildung, VGGesundheitNF, Arbeit und Wohnraum, damit sich die Leute nicht den kriminellen Strukturen zuwenden Justiz im Kontext politischer Gewalt Die Gewalt gegen JustizbeamtInnen ist bloss ein Aspekt eines viel grösseren Problems: Die Unsicherheit, der die ganze Bevölkerung ausgesetzt ist. Deshalb verlangt es tiefgreifende Massnahmen, die längerfristig angelegt und umfassend sind und die Bedingungen schaffen, die zu einer Verringerung der Gewalt beitragen. In diesem Sinne hat der guatemaltekische Staat eine politische und institutionelle Verantwortung, die er jedoch bisher nicht wahrgenommen hat. Im Gegenteil, es gab verschiedene Vorschläge, wie dem Phänomen begegnet werden könnte, doch der Staat hat diese nicht angenommen. Erinnert sei an dieser Stelle an den Vorschlag zur Schaffung einer Untersuchungskommission, um illegale Körperschaften und klandestine Sicherheitsapparate (VGCICIACSNF) aufzudecken: Der Kongress verwarf die entsprechende Vorlage. Auch wenn die politisch motivierte Gewalt zu einem Grossteil von Gruppierungen des organisierten Verbrechens ausgehen, ist es wichtig festzuhalten, dass jeder Fall seine eigene Ursache und Dynamik hat und mit unterschiedlichen Strategien angegangen werden muss. Ansonsten läuft man Gefahr, alles in einen Topf zu werfen und das Spezifische der einzelnen Fälle zu verwischen oder zu verdecken. Deshalb ist es wichtig, eine Gesetzgebung zu haben, die es dem Staat ermöglicht, das organisierte Verbrechen zu bekämpfen und die die Anwendung der UNO-Konvention gegen das organisierte transnationale Verbrechen (Konvention von Palermo) erlaubt. Wenn sich die aktuelle Situation nicht verändert, wird unser Land auf einem Weg weitergehen, der kein erfreuliches Panorama in Aussicht stellt und der das Justizwesen unter starken Druck setzt durch: - Ein Klima der Straflosigkeit, in dem die Straftaten mit grosser sozialer Auswirkung nicht untersucht und die Verantwortlichen nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Dies stärkt die bestehenden und bringt längerfristig neue kriminelle Gruppen zu Tage. - Eine chronische Schwächung der Sicherheits- und Justizbehörden, die wie ein Krebsgeschwür den ganzen Staatsapparat angreift und ebenfalls nicht zur Verminderung der Straflosigkeit beiträgt. - Ein Defizit in Sachen Untersuchung und Verfolgung durch die Polizei und die Staatsanwaltschaft. - Und schliesslich durch das Fehlen eines Systems und rechtlichen Rahmens

für den Aufbau eines zivilen Geheimdienstes, was dem Weiterbestehen des militärischen Geheimdienstes Legitimität verleiht. Das wiederum schafft die Bedingungen, damit parastaatliche und dem Militär nahestehende Gruppen sich der Informationen bedienen und so Logistik und Planung ihrer Aktivitäten verbessern können. Das Weiterbestehen dieser Problematik erodiert die bereits geschwächte soziale Ordnung, verunmöglicht den Aufbau eines demokratischen Rechtsstaats, verhindert die Stärkung der Institutionen und schafft eine angespannte Atmosphäre, welche die Regierbarkeit und die politische Stabilität des Landes angreift.


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