Los Cimientos: Ende gut, gar nichts gut!
Fijáte 272 vom 13. November 2002, Artikel 7, Seite 5
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Los Cimientos: Ende gut, gar nichts gut!
Guatemala, 1. Nov. Am 2. Oktober hat die guatemaltekische Regierung mit einem öffentlichen Akt das Ende einer zweijährigen Verhandlungsphase und die Lösung des historischen Landkonflikts der Finca Los Cimientos verkündet. Das anlässlich dieser Feier unterzeichnete Dokument verpflichtet die Quiché-Gemeinde von Los Cimientos, die rechtsgültige Titel für das Land besitzt, diese der Regierung zu übertragen. Im Gegenzug erhält sie die Finca San Vicente Pacaya und das dazugehörige Land von Las Delicias im Departement Escuintla. Die Regierung ihrerseits verpflichtet sich, soziale und einkommensfördernde Projekte zu finanzieren und die Leute beim Einleben in diesem, im Vergleich zum Quiché, klimatisch und kulturell doch sehr verschiedenen Departement, zu unterstützen. Gemäss Präsident Portillo ist die Unterzeichnung dieses Vertrags das bedeutendste Versöhnungsprojekt seit den Friedensabkommen. Bischof Julio Cabrera hingegen, der während Jahren als Vermittler in diesem Landkonflikt fungierte, gratulierte zwar dem Präsidenten zu diesem 'Erfolg', wies jedoch darauf hin, dass er nur dank der Initiative der Leute von Los Cimientos erreicht werden konnte. Seit Juni 2001 leben die Leute von Los Cimientos, die während dem Krieg im Jahr 1989 von ihrem Land vertrieben wurden und 1992 zurückkamen, erneut als Vertriebene, nachdem eine Gruppe von ehemaligen Zivilpatrouillisten aus den Nachbargemeinden das Dorf überfallen hatte und selber das Recht auf dieses Land beanspruchte. Der Überfall fand präzis einen Tag vor der Veröffentlichung einer Untersuchung statt, deren Quintessenz war, dass die Leute der Nachbargemeinden keinen Anspruch auf das Land haben. (siehe ¡Fijáte! 239 und 267). Auch wenn die Regierung und VertreterInnen der internationalen Entwicklungszusammenarbeit das erreichte Abkommen als gerecht und erfolgreich bezeichnen - die Leute von Los Cimientos und ihre BeraterInnen sehen das Ganze nicht so rosig. "Wir sind verzweifelt und verurteilen die von der Regierung angewandte Politik", sagte Carlos Loarca, der seitens der Menschenrechtsorganisation CALDH die Gemeinde unterstützt. Denn nach mehreren juristischen Untersuchungen wurde von verschiedener Seite bestätigt, dass die Landtitel, welche die RückkehrerInnen von Los Cimientos besitzen, rechtmässig und gültig sind. Nach oben |
1995 kam die präsidiale Menschenrechtskommission zum Schluss, dass der Landstreit nicht ein juristisches, sondern ein tieferliegendes, soziales Problem ist, entstanden aufgrund der Menschenrechtsverletzungen und der Vertreibungen während des bewaffneten Konflikts. Dass dann 1998 noch das Landwirtschaftsunternehmen Nabalijá S.A. auf den Plan trat und das umstrittene Land ebenfalls für sich reklamierte, machte die Angelegenheit noch verzwickter. Interessanterweise hat zur selben Zeit, wie Portillo die Lösung des Landkonflikts von Los Cimientos verkündet, der Sekretär für Agrarfragen, Pedro Palma Lau, darüber informiert, dass die Regierung auch die Landtitel des Landwirtschaftsunternehmens Nabalijá S.A., aufgekauft hat - zu welchem Preis, ist unbekannt. Die Landfläche, die die RückkehrerInnen nun in Escuintla erhalten, ist nur halb so gross wie diejenige von Los Cimientos. Auch sonst ist ihre Zukunft noch ziemlich unklar. Die Umsiedelung (deren Finanzierung von der Regierung noch nicht gesichert ist) findet frühestens Ende November statt. Vor Anfang nächstem Jahr wird kaum mit den Landwirtschaftsprojekten begonnen werden können, was wiederum einen Ernteverlust zur Folge hat. Die Tatsache, dass noch keinerlei Untersuchungen gegen die für den Überfall vom Juni 2001 verantwortlichen Ex-PAC eingeleitet wurden, ist für die Leute von Los Cimientos ein weiterer Grund zur Frustration und Enttäuschung. Nicht zu schweigen von der Tatsache, dass das Ergebnis der ganzen Übung ist, dass früher oder später die Landtitel an genau diese Ex-PAC überschrieben werden. Wie war das doch gleich mit den Infrastruktur- und Hausprojekten, die Präsident Portillo den protestierenden PAC für ihre 'treuen Dienste' versprochen hat? |
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