Protest lohnte sich
Fijáte 271 vom 23. Okt. 2002, Artikel 6, Seite 5
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Protest lohnte sich
Guatemala, 8.Okt. Nach 316 Tagen Streik vor dem Präsidentschaftspalast hoben die 71 ehemaligen Angestellten des Unternehmens Diseños y Montajes Electromecánicos S.A .(DYMEL), auch bekannt als La Carbonera, ihren Protest auf. Endlich ist ein für die 1999 ungerechter- und illegalerweise entlassenen Arbeitenden (siehe ¡fijáte! 251) zufriedenstellendes Ergebnis der Verhandlungen mit dem Unternehmen erreicht worden. Dabei spielte das Arbeitsgericht in Escuintla eine entscheidende Vermittlungsrolle und hat offensichtlich mehr Einfluss auf die Unternehmensführung, als die Entscheidung der ersten Gerichtsinstanz in Retalhuleu, die bereits Ende 1999 die Forderung nach Wiedereinstellung und Lohnnachzahlung der entlassenen Angestellten für rechtens befand. Dieses Urteil wurde von den Verantwortlichen der Carbonera schlichtweg ignoriert. Vom Besitzer des Unternehmens wurde den Arbeitenden vorgeworfen, ihre KollegInnen zur gewerkschaftlichen Organisation zu motivieren, um die Erfüllung und Respektierung ihrer Arbeits- und Menschenrechte einzufordern. Ein entsprechender Brief an andere Unternehmen in der Umgebung verunmöglichte den Entlassenen, eine neue Anstellung zu finden. Der Erfolg des anfangs 30tägigen Hungerstreiks von acht Betroffenen, dem eine beinahe ein Jahr durchgehaltene Protestaktion folgte, wird von der ArbeiterInnengewerkschaft der Carbonera als Triumph der ArbeiterInnenklasse und der Justiz gegenüber den Rechtsverletzungen durch nationale und ausländische Unternehmen gefeiert: Die Carbonera hat laut Gerichtsentscheid 86,63 % der geforderten Lohnnachzahlungen, als Ausgleich für die ausgefallenen Löhne und anderer gesetzlicher Zusatzleistungen, zu bezahlen. Nach oben |
Im 24-Stunden-Rhythmus verbrachten die 71 Streikenden und ihre Angehörigen, die insgesamt eine stolze Zahl von 450 Protestierenden zusammenbrachten, die Zeit vor dem Regierungsgebäude, jedeN VorbeigehendeN um Unterstützung bittend. Da der Präsident nicht auf die Bitten um eine Audienz und schliesslich um sein Eingreifen in den Prozess reagierte, blieb den GewerkschlaftlerInnen nichts anderes übrig, als - mit einem Kohleofen zur Essenszubereitung, einem Schwarz-Weiss-Fernseher und Kartenspielen ausgestattet - auszuharren und die Zeit für sich spielen zu lassen. |
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