ExilguatemaltekInnen besorgt
Fijáte 272 vom 13. November 2002, Artikel 2, Seite 3
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ExilguatemaltekInnen besorgt
New York, 20. Okt. Auch die ExilguatemaltekInnen aus Mexiko, Kanada und den Vereinigten Staaten sind besorgt über die Situation in ihrem Heimatland. Vor einem Jahr wurde deshalb das Netzwerk für Frieden und Entwicklung in Guatemala (RPDG) gegründet, dessen Ziel es ist, die Entwicklungen in Guatemala kritisch zu beobachten und auf internationaler Ebene Lobbyarbeit zu betreiben. Einer der Mitgründer und aktives Mitglied im Netzwerk ist Raúl Molina. Wir veröffentlichen im Folgenden Ausschnitte aus der "Deklaration von New York" vom 20. Oktober 2002: "Eine Analyse der Situation in Guatemala hat ergeben, dass sich seit der Gründung unseres Netzwerks im September 2001 und seit unserem letzten Treffen im Februar 2000 die Lage drastisch verschlechtert hat. Die Krise im Wirtschafts- und Handelssektor sowie an der Börse und die von der Globalisierung geprägten internationalen Beziehungen verstärken die existierenden Konflikte in unserem Land, die geprägt sind durch die autoritäre, intolerante und konfrontative Politik der guatemaltekischen Regierung. Wir sind besorgt, speziell über folgende Vorkommnisse: - Die Attacken und Drohungen gegen MenschenrechtsaktivistInnen und gegen diejenigen Personen, die sich der Aufklärung der vergangenen und gegenwärtigen Gewaltverbrechen verschrieben haben. Die Angriffe gegenüber denjenigen Leuten, die auf juristischem Weg die Existenz von geheimen Strukturen und die staatliche Beteiligung daran aufdecken. - Das Wieder-in-Erscheinung-treten von Militärs, Ex-Militärs und ehemaligen Zivilpatrouillisten, die während dem bewaffneten Konflikt begangene Menschenrechtsverletzungen und in sog. Friedenszeiten für Gewalt und Lynchjustiz verantwortlich sind. Wir wehren uns dagegen, dass diese Sektoren eine Entschädigung für ihre "dem Staat geleisteten Dienste" erhalten. - Die Militarisierung im Land, die durch die Aufnahme von ehemaligen Militärs in die Regierung zugenommen hat, speziell ins Innenministerium. Daraus erklärt sich auch die ständige Erhöhung des Militärbudgets und die Tendenz, soziale Probleme gewaltsam zu lösen. - Die stetige Zunahme von Gewalt und Kriminalität und die Korruption auf Regierungsebene, was zu einer scharfen Kritik seitens des Staatssekretariats für Lateinamerika der US-amerikanischen Regierung geführt hat. Ebenso sind wir besorgt über die aussergerichtlichen Hinrichtungen, die alle Anzeichen einer sozialen Säuberung tragen und in die Elemente des staatlichen Sicherheitsapparates involviert sind. - Das Stocken der Friedensabkommen und die willkürlichen Massnahmen der Regierung, die weder dem Sinn noch dem Geist der Abkommen entsprechen. Speziell besorgt sind wir über das Ausbleiben einer Antwort seitens der Regierung zur Landfrage und den Forderungen der BäuerInnen, die immer mehr vom wirtschaftlichen Leben marginalisiert werden. Ebenso verläuft es mit den Forderungen der ArbeiterInnen, der Indígenas. Nach oben |
- Die Bildung eines neo-faschistischen Modells, das sich auf den messianischen Führer dieser Partei (Ríos Montt, d. Red.) beruft, die sozialen und politischen Strukturen dieser ins rechtsextreme abdriftenden Partei und deren fanatischen populistischen Massen, verkörpert in den Ex-PAC. Zu diesen Strukturen gehört auch das Kapital, das durch Korruption und illegale Geschäfte wie Drogen-, Menschen-, Geld-, Fahrzeug- und Kinderhandel und -Diebstahl angehäuft wurde. - Das Ausnutzen dieser chaotischen Situation in unserer Gesellschaft durch die ArbeitgeberInnen, die unter dem Argument der staatlichen Korruption keine Steuern und Sozialabgaben für ihre Angestellten bezahlen und, im Falle der BäuerInnen in den Kaffeefincas, miserable Löhne (weniger als 2 US-$ pro Tag) bezahlen. Das Netzwerk für Frieden und Entwicklung in Guatemala unternimmt alles in seinen Möglichkeiten stehende, um diesen Zustand zu verbessern. Konkret schlagen wir folgendes vor: - Internationale Aktivitäten entwickeln, die zum Schutz und der Verteidigung der Menschenrechte in Guatemala beitragen. Dabei denken wir an die Unterstützung internationaler Menschenrechtsorganisationen, der Menschenrechtskommission der UNO und der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte. Weiter fordern wir Solidarität und internationale Begleitung für Nichtregierungsorganisationen, religiöse, soziale und humanitäre AktivistInnen. - Alle Kräfte daran setzen, dass die Umsetzung der Friedensabkommen wieder aufgenommen wird mit dem Ziel, dass die fehlenden Massnahmen bis zehn Jahre nach deren Unterzeichnung, d.h. bis am 31. Dezember 2006 implementiert werden. - Alle Kräfte daran setzen, dass es zu einem Dialog und zu Allianzen zwischen den sozialen und politischen pro-demokratischen Gruppen kommt, mit dem Ziel, vereint Strategien zu entwickeln um die FRG bei den Wahlen 2003 aus der Regierung auszuschliessen. Das Netzwerk als solches wird kein politisches Projekt unterstützen, respektiert jedoch die individuellen Entscheidungen seiner Mitglieder, einzelne Parteien oder KandidatInnen zu unterstützen. Klar ist jedoch, dass wir gemeinsam verhindern wollen, dass die neo-faschistische Regierung der FRG weitere vier Jahre regiert. - Die internationale Gemeinschaft und die Solidaritätsbewegung breit über die Situation in Guatemala informieren und unsere Vorschläge bekannt machen. Wichtig ist uns auch, dass Bewusstsein anderer, im Ausland lebender GuatemaltekInnen, zu sensibilisieren, damit auch diese zu einer Veränderung in unserem Land beitragen.Weiter kämpfen wir dafür, dass im Ausland lebende GuatemaltekInnen an den Wahlen 2003 teilnehmen können." |
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