Zweifelhafte Auszeichnung für die AEU
Fijáte 261 vom 5. Juni 2002, Artikel 2, Seite 3
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Zweifelhafte Auszeichnung für die AEU
Guatemala, 24. Mai Die Nachricht, dass der StudentInnenvereinigung der Universität San Carlos (AEU) von der Regierung der Orden del Quetzal, die höchste nationale Auszeichnung, verliehen werden soll, hat kontroverse Diskussionen über die "politische Korrektheit" dieser Gruppierung ausgelöst . Die AEU, der seit ein paar Jahren vorgeworfen wird, sich immer mehr zu einer mafiosen und den persönlichen Interessen einzelner Mitglieder verpflichteten Organisation zu entwickeln, kündete nämlich an, diese Auszeichnung entgegenzunehmen. Als erstes reagierte die Gruppe gegenseitiger Hilfe (GAM). In einer Presseerklärung bezeichnete sie die Auszeichnung als "nationale Schande" und erinnerte daran, dass viele StudentInnen, die während des Krieges verfolgt und umgebracht wurden, Mitglieder der AEU waren. Die Verantwortlichen dieser Repression seien Angehörige der Sicherheitskräfte oder deren Befehlshaber gewesen, von denen zahlreiche heute zusammen mit Präsident Portillo in der Regierung sitzen. Eine Auszeichnung wie der Orden del Quetzal, überreicht von einer Regierung, in der Leute wie Ríos Montt, García Arredondo, Juan Santacruz oder Miranda Trejo einflussreiche Posten besetzen, sei eine Ohrfeige an das Gedenken der Gewaltopfer jener Zeit. Die AEU soll mit Würde handeln und die Annahme der Auszeichnung verweigern, fordern die in GAM zusammengeschlossenen Familienangehörigen der ermordeten StudentInnen. Auch Raúl Molina Mejía, ehemaliger Rektor der USAC (1980), der heute im US-amerikanischen Exil lebt, ist der Meinung, dass zwar die StudentInnenorganisation diesen Preis verdiene, jedoch nur eine Regierung, die sich den Menschenrechten verpflichtet, das Recht hat, die AEU damit auszuzeichnen. Er warnt davor, der Regierung Portillo zu viel Vertrauen zu schenken und vergleicht deren Handeln mit demjenigen der mexikanischen PRI: "Sie gibt Zeichen nach links, dreht jedoch nach rechts ab." Fernando Sánchez, Generalsekretär der AEU von 1998 bis 2000, bezeichnete die Auszeichnung als eine Erniedrigung für die StudentInnenbewegung. Die Organisation sei nicht auf solche Opfergaben angewiesen, die höchste Auszeichnung sei für sie das Vertrauen und die Liebe, die ihr das guatemaltekische Volk entgegengebracht hat. Nach oben |
Ganz anderer Meinung ist der aktuelle Generalsekretär der AEU, Jorge Mario García. Für ihn bedeutet der Preis eine Anerkennung der politischen und sozialen Arbeit, die die Organisation in den vergangenen 82 Jahren geleistet hat. Er versteht es auch als eine Anerkennung des Gedenkens der ermordeten oder entführten StudentInnenführerInnen jener Zeit. Die Annahme der Auszeichnung ist für ihn denn auch nicht eine Annäherung an die FRG, sondern ein Zeichen deren Einsicht und Verantwortung als Regierungspartei. Bei der Verleihung des Ordens durch Präsident Portillo im Nationalen Kulturpalast wurde der studentische Generalsekretär durch die Anwesenheit von lediglich fünf der fünfzehn Studierendenvereinigungen unterstützt. Währenddessen demonstrierten andere Studierende gemeinsam mit ehemaligen AEU-Mitgliedern und BürgerInnen vor dem Gebäude und drückten mit roten Nelken und Slogans ihre Ablehnung von García und der Regierung aus. Im Anschluss an den Festakt verleugneten die nonkonformen Studierendengruppen García als Generalsekretär, der in "willkürlicher Weise und nur den eigenen Interessen folgend" die Auszeichnung entgegengenommen habe. "Ginge es darum, die AEU für ihre Verteidigung der Menschenrechte zu belohnen, hätte der Kongress besser ein Dekret zur Förderung der Entschädigung der Opfer des bewaffneten Konflikts verabschiedet", so ein Jura-Student. |
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