Die Vertreibung der Mayagemeinde von Los Cimientos
Fijáte 267 vom 28. August 2002, Artikel 1, Seite 1
Original-PDF 267 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 --- Nächstes Fijáte
Die Vertreibung der Mayagemeinde von Los Cimientos
Über die Geschichte und die neuesten Entwicklungen in der Gemeinde Los Cimientos haben wir im ¡Fijáte! regelmässig berichtet. Es ist eine Geschichte, in der die ehemaligen
Das organisierte Auftreten der Ex-PAC (die einen sprechen von einer Wieder-Organisierung, andere sind davon überzeugt, dass diese Strukturen über all die Jahre hinweg aufrechterhalten blieben und dass es sich bei dem Aufruhr um ein wahltaktisches Manöver der
Der folgende Artikel von Der Weg in den Norden der Provinz Von hier aus geht der steile Anstieg auf einem schmalen Pfad weiter. Der Fussmarsch bis zur Finca Los Cimientos, in dem Municipio Seit den achtziger Jahren sind die Geschehnisse um die Finca Los Cimientos ein Beispiel dafür, zu welch verheerenden Folgen die Politik der guatemaltekischen Militärs geführt hat, im Rahmen ihrer
"Ich bin in Los Cimientos aufgewachsen. Als ich ein Kind war, konnten wir ungestört das Land bewirtschaften. Doch dann begannen die Der Friedhof der Gemeinde wurde zu einem Hubschrauberlandeplatz umfunktioniert, um den herum eine Militärbasis entstand. Die BewohnerInnen von Los Cimientos mussten fliehen. Einige schlossen sich den Widerstandsgemeinden ( Das nun brachliegende Land in der Umgebung des Militärstützpunkts "verschenkte" die Armee an arme Bauern und ihre Familien aus Chajul. Dabei wurden die rechtmässigen Besitzansprüche der K'iche's völlig ignoriert. Die Männer der neuangesiedelten Familien wurden von den Militärs als Zivilpatrouillen (PAC) organisiert. So diente das geraubte Land den Soldaten als zivile Pufferzone in einer Region, in der die Guerilla grosse Gebiete unter ihre Kontrolle gebracht hatte. 1986 übergab das Militär die formale Macht im Land an eine Zivilregierung. Wenig später wurde der Militärstützpunkt von Los Cimientos aufgelöst. Die zivilen BesetzerInnen des Landes jedoch blieben. Zu dieser Zeit begannen sich die aus Los Cimientos vertriebenen Familien erneut zu organisieren. Doch mit ihren Petitionen trafen sie auf einen Staatsapparat, der die Position der vom Militär unterstützten illegalen BesetzerInnen stärkte. Trotzdem entschlossen sie sich, auf ihr Land zurückzukehren. In diesem Vorhaben wurden sie unterstützt von zahlreichen internationalen BegleiterInnen, verschiedenen nationalen Menschenrechtsorganisationen und insbesondere vom Rat der ethnischen Gemeinden Runujel Juman ("Wir sind alle gleich"), CERJ |
Im August 1994 war es soweit: Die erste Gruppe der Vertriebenen kehrte zurück. Rund fünfzig Familien schafften es, gewaltfrei einen kleinen Teil ihrer Finca Los Cimientos zu besetzen. Ein Erfolg, der ihre Hoffnung stärkte, eines Tages den gesamten Landbesitz zurückzubekommen. Die BesetzerInnen jedoch weigerten sich, abzuziehen. Einer von ihnen erklärt, auch sie seien arme, landlose Bauern. "Die Armee hat uns gesagt, das Land gehöre uns. Es stimmt, dass die Leute, die jetzt zurückgekommen sind, früher ihren Friedhof hier hatten. Aber sie sind geflohen. Wir haben Landtitel bekommen und wollen hier in Frieden leben. Wo sollen wir denn sonst hin? Wir können nicht einfach in die Dörfer gehen, um zu leben. Wir haben kein Geld, um uns dort Land zu kaufen." Es begann ein Verhandlungsprozess auf höchster Ebene, zeitweise koordiniert vom katholischen Bischof des Quiché. Beteiligt waren Angehörige der streitenden Parteien, der Armee und hohe Regierungsfunktionäre. In mehreren juristischen Studien wurde ein ums andere Mal die Rechtmässigkeit des Besitzanspruchs der RückkehrerInnen belegt. Schliesslich erkannten selbst die BesetzerInnen an, dass ihre Landnahme illegal war. Trotzdem vergingen sieben Jahre, während der sich die RückkehrerInnen in zahllosen Sitzungen um die Durchsetzung ihres Rechts bemühten. Vor dem Mit der Zeit verlor der Verhandlungsprozess an Dynamik, bis zum 25. Juni 2001. An diesem Tag erlebten die RückkehrerInnen erneut eine gewaltsame Vertreibung. Eine bewaffnete Gruppe von Besetzern drang in die kleine Siedlung der RückkehrerInnen ein, zerstörte ihre Hütten, stahl ihr armseliges Hab und Gut, vergewaltigte zwei Frauen und vertrieb die Familien erneut. Auf diese Ereignisse in Los Cimientos reagierte erstmals auch die nationale Presse. Auf den Titelseiten fast aller Tageszeitungen wurde die Gewalt der ehemaligen PAC-Mitglieder beschrieben, so auch in einem Artikel der Zeitung Al Dia vom 2. Juli 2001:
Am Montag, den 25. Juni bereiteten sich die Angel Gómez Cruz sagt, die Patrouilleros hätten die Kleidung der Kinder, deren Essen, die Bücher, den Schulplan, die didaktischen Materialien und die Schreibtische zerstört oder gestohlen. Sie hinterließen nichts als Schutt. In den folgenden sechs Monaten fanden die meisten der Flüchtlinge Unterschlupf in dem kleinen Dorf Xeputúl, etwa zwei Stunden Fussmarsch von Los Cimientos entfernt. Dessen BewohnerInnen zeigten eine ausserordentliche Solidarität, obwohl ihre VertreterInnen und die Vertriebenen weiterhin Drohungen von den BesetzerInnen erhielten. Einmal mehr begann ein Verhandlungsprozess, der bis heute zu keinen greifbaren Ergebnissen für die Vertriebenen geführt hat. Anfangs bemühte sich die Am 29. Dezember 2001 verliessen die Flüchtlinge Xeputúl, anfangs mit der Hoffnung, bald auf diese neue Finca ziehen zu können. Doch seitdem ist wenig passiert. Die Regierung hat kein Geld für einen solchen Landkauf und bemüht sich auch nicht ernsthaft, ihr Versprechen einzulösen. Die öffentliche Aufmerksamkeit für den Fall hat sich verflüchtigt. Bischof Julio Cabrera ist nach Im traditionellen Verständnis der Mayas gibt es keine Landtitel, keinen privaten Landbesitz. Der Erdboden gehört der Gemeinschaft und ist Teil der Natur, die um Erlaubnis gebeten werden muss, bevor die Äcker gepflügt und die Früchte geerntet werden können. Doch die Kolonisierung Amerikas hat das Ende der Ära des gemeinschaftlichen Landbesitzes eingeläutet. Heute schützt die guatemaltekische |
Original-PDF 267 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 --- Nächstes Fijáte