Nach dem Kaffee der Zucker
Fijáte 267 vom 28. August 2002, Artikel 6, Seite 5
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Nach dem Kaffee der Zucker
Guatemala, 3. Aug. Die Vereinigung der guatemaltekischen ZuckerproduzentInnen, ASAZGUA, gab fürs Jahr 2002 eine Rekordernte von 41 Mio. Quintal (rund 891 Tonnen) an. Dies, nachdem die vom Hurrikan Mitch angerichteten Zerstörungen in den letzten Jahren die Zuckkerrohrernte zurückgehen liessen. Aber nicht nur die Ernte, auch der Weltmarktpreis für Zucker ist seit 1998 drastisch gesunken. Betrug dieser vor dem Mitch noch 10.68 US$ pro Quintal ist er heute auf 5.25 US$ gesunken, d.h. um rund 50%. Einer der Gründe dafür ist laut ASAZGUA die Überproduktion, mit der Brasilien den Weltmarkt überschwemmt. Gemäss ASAZGUA hat sich der internationale Preisrückgang jedoch nicht auf die nationalen Preise in Guatemala übertragen. Im zentralamerikanischen Vergleich hat Guatemala mit 0.22 US$ pro Libra (450g) den tiefsten Zuckerpreis (im Gegensatz z.B. zu El Salvador, wo die selbe Menge 0.30 US$ kostet). Vergleicht man diese Preise jedoch mit der Kaufkraft der Bevölkerung, relativieren sie sich. In den Vereinigten Staaten kostet eine Libra fast doppelt so viel wie in Guatemala, doch kann ein(e) us-amerikanische(r) ArbeiterIn mit ihrem Stundenlohn rund 13 Libras Zucker kaufen, während in Guatemala ein ArbeiterInnenstundenlohn gerade mal für zwei Libras reicht. In Guatemala wird auf dem lokalen Zuckermarkt mehr Umsatz erzielt (220 Mio. US$ im Jahr 2001) als durch den Export (212 Mio. US$ im selben Jahr). WirtschaftsanalytikerInnen befürchten Exportprobleme für den Zuckersektor für die nächsten Jahre. Miguel Gutiérrez vom Zentralamerikanischen Wirtschafsintegrationssystem nennt verschiedene Faktoren, die Einfluss auf den Zuckerexport haben könnten: Zum einen besteht die Gefahr, dass die Vereinigten Staaten Druck ausüben, damit der Erdölpreis tief bleibt, in der Hoffnung, schnell aus der Rezession zu kommen und die Wirtschaft in den USA wieder anzukurbeln. Dies hätte auch eine Senkung der Benzinpreise zur Folge. Somit wäre der in Brasilien aus Zuckerrohr produzierte Treibstoff Gasohol preislich nicht mehr attraktiv und Brasilien würde ganz auf die Produktion von Süsstoff setzen und damit den Weltmarkt überschwemmen. Gutiérrez rechnet auch damit, dass bis in fünf Jahren die kubanische Zuckerproduktion auf den Weltmarkt vordringt, was ebenfalls eine Senkung des Preises zur Folgen haben kann. In Kuba wird dreimal soviel Zucker produziert wie in Guatemala. Auch Japan und China arbeiten an der Entwicklung natürlicher Süsstoffe mit denen sie früher oder später dem Zucker den Rang ablaufen werden. ASAZGUA teilt die Einschätzung von Gutiérrez. Die guatemaltekischen ZuckerproduzentInnen hoffen aber, im internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig zu bleiben, da die nationale Zuckerindustrie technisch hochgerüstet ist im Vergleich zu vielen anderen Ländern. (Guatemala hat nach Australien die beste Ausbeute pro Hektar Land.) Ein weiterer Vorteil sei, dass die Zuckerproduktion nie subventioniert wurde und weder von staatlicher Unterstützung noch von hohen Zöllen abhängig ist. Nach oben |
Was der Sprecher von ASAZGUA nicht erwähnt, ist, dass in Guatemala den ZuckerarbeiterInnen die schlechtesten Löhne der ganzen Hemisphäre bezahlt werden. So muss man denn auch das Schlimmste befürchten, wenn ASAZGUA davon spricht, Massnahmen zu planen, um die Kosten der nächsten Ernte zu senken. Dank der Spitzentechnologie im Zuckersektor rechnet man jedoch nicht damit, dass die Situation so schlimm wird wie im Kaffeesektor. Auch von den Freihandelsabkommen verspricht man sich keine Vorteile für den Zuckermarkt: Die Unterzeichnung des Freihandelsabkommens mit Mexiko hinterliess im guatemaltekischen Zuckersektor einen bitteren Nachgeschmack, da der Zucker von den Verträgen ausgeschlossen wurde. Konkret heisst das, dass die Einfuhrzölle für guatemaltekischen Zucker in Mexiko etwa zwölf Mal höher ist als im umgekehrten Fall. Trotz dieser günstigen Bedingungen ist die Einfuhr von ausländischem Zucker nach Guatemala relativ gering. Zu Beginn der Administration Portillos machte die Regierung den Versuch, dem kubanischen Zucker den Markt zu öffnen mit dem Ziel, das Monopol der guatemaltekischen Zuckerindustrie zu brechen und die Zuckerpreise für die KonsumentInnen zu senken. Keines dieser beiden Ziele wurde erreicht. Auch bei den laufenden Verhandlungen mit Chile über ein Freihandelsabkommen bleibt der Zucker aussen vor. Dies, obwohl 83% aller Güter, die für den Export nach Chile attraktiv sind, Zucker ist. Im Falle des Freihandelsabkommens mit den USA macht der Zucker 4,5% der Exportgüter aus. Laut einem Bericht der honduranischen Zeitung La Prensa sprechen sich die zentralamerikanischen ZuckerproduzentInnen gegen einheitliche Handelszölle aus. Die unterschiedlichen Produktionsstandards in den einzelnen Ländern hätte zur Folge, dass Guatemala mit seinen 40 Mio. Quintales pro Jahr den Markt überschwemmen und beherrschen würde. |
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