Haushaltspläne für 2006
Fijáte 343 vom 14. Sept. 2005, Artikel 4, Seite 4
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Haushaltspläne für 2006
Guatemala, 06. Sept. Wie angekündigt reichte das Finanzministerium Anfang des Monats dem Kongress den Haushaltsplanvorschlag für das kommende Jahr ein, der um 11% den diesjährigen Etat übersteigen wird. In Zahlen ausgedrückt sind dies 35,98 Mrd. Quetzales (ca. US-$ 4,8) und somit knapp 3,6 Mrd. mehr als 2005, erklärte María Antonieta del Cid de Bonilla, Chefin des Ressorts, und fügte hinzu, dass innerhalb des Haushaltsprojektes die Sozialausgaben mit etwa 5,9% des Bruttoinlandsprodukt (BIP) priorisiert wurden. Diese sollen verteilt werden auf die Ministerien für Gesundheit, Bildung und Inneres. Der Vorschlag sieht zudem die Möglichkeit vor, dass grosse Infrastrukturprojekte, die von der Regierung geplant werden, von so genannten PublicPrivate-Partnership-Allianzen finanziert und ausgeführt werden könnten, solange ein angemessener legaler Rahmen vorhanden sei. Der nun vorgelegte Finanzentwurf gründet sich auf die Erwartung, dass die Staatseinnahmen aus privaten und Import-Mehrwertsteuern rund 28 Mrd. Quetzales decken, mit Staatsanleihen und Krediten von internationalen Organismen soll die Kasse aufgefüllt werden. Voraussetzung für diese Berechnung sind eine reale Steuerlast von 10% des BIP, ein Defizit von 1,9% und ein BIPWachstum von 4,1%, dies die kühnen Schätzungen der Staatsbank von Guatemala (BANGUAT), trotz des kontinuierlichen Anstiegs der Ölpreise, sich dabei jedoch auf den Start des Freihandelsabkommens zwischen den USA, der Dominikanischen Republik und Zentralamerika (DR-CAFTA) stützend. Bereits im Vorfeld erläuterte Hugo Beteta, vom Sekretariat für die präsidiale Planung und das präsidiale Programm (SEGEPLAN) die fünf Strategielinien der Etatplanung 2006: Die erste beziehe sich auf das Agrarthema und die Mechanismen des Zugangs zu und der Pacht von Land sowie der Konflikte rund um dieses. Die zweite Linie decke die Nahrungssicherheit ab, deren Ziel es sei, Bedingungen zu schaffen, damit die GuatemaltekInnen in ländlichen Gegenden ihre eigene Nahrung produzieren, was die Verteilung von Nahrungsmitteln unnötig mache. Die dritte Linie umfasse die Themen Frieden und Entschädigung, die Teil der Friedensabkommen seien und in Beziehung stünden mit dem vierten Strategiezug, welcher die Bedeutung der Aspekte unterstreichen, die in Zusammenhang mit den ethnischen Völker stehen, die im Land leben. Schliesslich fügten sich die Themenbereich Gesundheit, Bildung und Sicherheit in die Strategie ein und steckten ehrgeizige Ziele, so Beteta. Dem Aspekt des Wohnungsbaus wies er eine doppelte Bedeutung zu, zum einen sei sie Teil der familiären Stabilität, zum anderen trage sie dazu bei, die Wirtschaft in Schwung zu bringen und somit Produktion und Arbeitsplätze zu schaffen. Gemäss der Haushaltsplanung für 2006 wird das Erziehungsministerium 600 Mio. Quetzales mehr erhalten als in diesem Jahr und soll somit über Q 5,2 Mrd. verfügen. Mit diesen Geldern sollen im nächsten Jahr zumindest die jährlichen Ausgaben für Schulutensilien pro SchülerIn von 23 auf 50 Quetzales erhöht und 40 Mio. Quetzales in die Weiterbildung der 80´000 LehrerInnen investiert werden, kündigte die Vizebildungsministerin Miriam Castañeda an. 31 Mio. Quetzales von den knapp Q 200 Mio., um die der Etat des Gesundheitsministeriums erhöht werden soll, stammen aus einer Schenkung der Internationalen Entwicklungsagentur (AID) und sollen einem Präventionsprogramm zu Gute kommen, der Rest sollen der Staatskasse entnommen werden und in die Verstärkung eines Impfprogramms, der Anstellung von ÄrztInnen und der Betreuung von PatientInnen dienen, die an HIV/ AIDS erkrankt sind. Die 100 Mio. Quetzales, die das Agrarministerium zusätzlich erhalten soll, sind für die Deckung der Ausgaben des Katasterinformationsregisters (RIC) vorgesehen. Doch ganz so rosig sehen die Pläne schon bei näherem Hinsehen nicht mehr aus. So kommentiert der Politanalyst Hugo Maul, dass ,,historischerweise" fast 70 Prozent des Haushaltes bereits durch Verfassungsobligationen eine feste Bestimmung haben. ,,Mit den restlichen 30% sind der Regierung die Hände gebunden", so Maúl. Auch der Wirtschaftsanalyst Luis Carrillo vom Forschungsverband ASIES weist darauf hin, dass jegliche Finanzerhöhung nur wenig signifikant sein kann, wenn nicht die Steuereinnahmen erhöht werden. Nach oben |
Auf diesen Aspekt nimmt auch Helmer Velásquez von der Koordination der Nichtregierungsorganisationen und Kooperativen, CONGCOOP, Bezug und weist, den Optimismus der Regierung dämpfend, auf einen Bericht der CONGCOOP über die Sozialausgaben im ersten Halbjahr 2005 hin, gemäss dem just diese Investitionen im genannten Zeitraum reduziert worden und die Steuereinnahmen ebenfalls zurückgegangen seien. Auch in Sachen Freihandelsabkommen sind die Sozialen Organisationen anderer Meinung als die Regierung und weisen darauf hin, dass in der Formulierung des Plans die reale Schätzung der nationalen Einkommensverluste nicht in Betracht gezogen wurde, die die Folgen des CAFTA sein können, mit inbegriffen zukünftige Steuer- und Zollbefreiungen sowie die Wirkung einer steigenden Verschuldung und die objektive Einschätzung des wirtschaftlichen Wachstums. Die 4,1%-Wachstums-Prognostik des PIB, das die BANGUAT aufstellte, bewertete der Wirtschaftsexperte Carlos Barreda vom Kollektiv Sozialer Organisationen (COS) als unrealistisch, habe man bei der Aufstellung doch ausser Acht gelassen, dass sich nicht nur Guatemala in einer Ölkrise befände und die USA in Rezession, was den Rückgang von nationalen Exporten und möglicherweise der Geldrücksendungen mit sich bringe, die vornehmlich die in den USA lebenden GuatemaltekInnen an ihre Familien schicken und damit wesentlich zu den nationalen Devisen beitragen. Während der Etat des Innenministeriums ebenfalls, und zwar um 200 Mio., auf insgesamt 2 Mrd. Quetzales erhöht werden soll, welche laut Ressortleiter Carlos Vielmann planmässig in die Funktionsfähigkeit der Institution investiert würden, stehen dem Justizwesen im kommenden Jahr rund 637 Mio. Quetzales zur Verfügung, das Doppelte war vom Höchsten Gerichtshof (CSJ) beantragt worden, um die wesentlichen Anforderungen abdecken zu können. Zu diesen zählen unter anderem die Stärkung der Justizverwaltung mit Projekten wie der Einrichtung von Agrartribunalen, die Ausweitung des Regionalisierungsplans, die Sicherheit der Justizangestellten sowie der Bau weiterer Gerichte im Landesinneren. Entgegen erster Ankündigungen soll auch das Verteidigungsministerium deutlich mehr bekommen, anstelle der rund 1 Mrd. wird es über 1,11 Mrd. Quetzales verfügen. Dies ist laut Präsident Berger - trotz oder wegen? - bedingt durch die Festlegung im Friedensabkommen zur Armeereduktion, nach dem der Institution 0.33 Prozent des BIP zustehen. ,,Derzeit hilft uns das Militär in Sicherheitsaufgaben. Es wird mehr Geld bekommen, weil das BIP gestiegen ist. Ob es diese Mittel nutzen wird oder nicht, werden wir später sehen", brachte der Präsident seine Rechtfertigung auf den Punkt. Diese Disposition sowie der Rückgriff auf eine erhöhte Staatsverschuldung zur Finanzierung des Etats werden auch von Seiten einiger Abgeordneten kritisiert. Laut Nineth Montenegro vom Encuentro por Guatemala gestehe man durchaus die Grenzen des Finanzhaushaltes zu, doch umso ungerechtfertigter erschienen manche Mittelzuweisungen im Etatplan, unter anderem die an das Verteidigungsressort. Bis zum 30. November hat der Kongress Zeit für die Billigung des Vorschlags. |
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