Erste Demonstration des Jahres
Fijáte 351 vom 18. Jan. 2006, Artikel 4, Seite 4
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Erste Demonstration des Jahres
Guatemala, 13. Jan. LehrerInnen, BäuerInnen, GewerkschafterInnen und SeniorInnen sowie Mitglieder anderer sozialer Sektoren gingen an diesem Freitag das erste Mal in diesem Jahr auf die Strasse - doch die aktuellen Appelle an die Regierung sind die gleichen wie im letzten Jahr, im Grunde, wie in den letzten Jahren, allein in wenigen Aspekten der aktuellen Lage angepasst. So stehen eine Erhöhung des Mindestlohns und die Ablehnung sowohl der US-amerikanischen Migrationspolitik als auch des Neoliberalismus und der Privatisierungen auf dem Manifest der Zivilgesellschaft. Daneben fordert diese die Legislative dazu auf, eine Volkbefragung einzuberufen, um festzustellen, ob die Bevölkerung damit einverstanden ist, dass Präsident Berger im Amt bleibe. Zur Rückendeckung dieses Antrages wurden dem Kongresspräsidenten Jorge Méndez Herbruger Listen mit 45.000 Unterschriften überreicht. Als Präsidentschaftskandidat hatte Berger angeboten, zur Halbzeit seines Regierens - diesen Samstag, 14. Januar, wäre entsprechendes Datum - die Bevölkerung um ihre Stimme hinsichtlich seiner Amtsführung zu bitten. Doch kürzlich hat er diesen Plan wieder zurückgenommen mit der Erklärung, es existiere keine legale Basis für ein solches Referendum. Auf ihrem Marsch durch die Hauptstadt, an den sich diverse Organisationen aus dem Landesinneren angeschlossen hatten, darunter vor allem diverse Sektionen der Nationalen LehrerInnenvereinigung (ANM), kritisierten die Demonstrierenden den Mauerbau, den die US-amerikanische Regierung an ihrer Südgrenze zu Mexiko plant, um die MigrantInnen zu stoppen, die versuchen, diese Grenze, ihr Leben ohnehin dabei aufs Spiel setzend, zu überqueren, um in den Vereinigten Staaten Arbeit zu suchen. Zudem lehnten die Demo-TeilnehmerInnen den Freihandelsvertrag zwischen den USA, Zentralamerika und der Dominikanischen Republik (DR-CAFTA) ab und beanstandeten die Intentionen der Regierung, das Öffentliche Bildungssystem zu modifizieren, wobei historisch von den LehrerInnen erkämpfte Gesetze, wie die Beförderungsverordnung und andere, den Lehrkörper schützende Bestimmungen, aufgehoben werden sollen. Dieses vom Erziehungsministerium vorgeschlagene Gesetzesreformpaket wird allgemein als neoliberal bewertet. Wegen ihres Privatisierungsvorhabens soll denn auch Erziehungsministerin Carmen Aceña ihr Amt niederlegen. Nach oben |
Einen Verweis erhielten auch der hohe Preis des Grundnahrungskorbes und die anhaltende Situation der Öffentlichen Unsicherheit. Joviel Acevedo, Sprecher der ANM, warnte die Autoritäten mit deutlichen Worten: Sollten innerhalb der nächsten vierzehn Tage die Petitionen nicht zur Kenntnis und konkrete politische Massnahmen in Angriff genommen werden, werden die Arbeitenden auf die Strasse zurückkehren oder aber in einen Nationalen Arbeitsstreik treten. Den LehrerInnensektor kennend, sollte die Regierung gewiss sein, dass er seine Androhung ernst meint. Erinnert sei an die 51 Tage währende "permanente Versammlung" der DozentInnen Anfang des (Schul-)Jahres 2003 (siehe ¡Fijáte! 281). Doch wirklichen Erfolg konnten sie damit auch nicht zeitigen, an der prekären Situation des Bildungssystems hat sich trotz internationaler Rüffel und wiederholten Versprechungen von Seiten der Regierung nichts verändert. Und durch die Schäden, die Hurrikan Stan hinterlassen hat, ist die Lage nur noch schlimmer geworden. |
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