Hoffnung in Polizei-Archive

Guatemala, 16. Dez. Kommentare, geschrieben auf einer mechanischen Schreibmaschine, hinterlassen auf Polizeiformularen, erzählen eine Geschichte, die nach Ansicht des Menschenrechtsprokurats (PDH) die Rolle der politischen Verfolgerin bestätigt, die die Nationalpolizei (PN) während des internen bewaffneten Konflikts spielte. Die PN-Akten, die seit Juli diesen Jahres in diversen Departements lokalisiert wurden, zählten laut PDH bald 120 Millionen Seiten und stellten das grösste entsprechende Archiv in Lateinamerika dar. (siehe ¡Fijáte! 342)

In erster Linie dienten die Dokumente wohl der Datenregistrierung einer Person, der von der Verkehrsabteilung ein Führerschein ausgestellt wurde. Carla Villagran, Leiterin der Studien- und Analyseabteilung der PDH, berichtet, dass auf der Rückseite der Papiere zahlreiche Notizen zu finden seien, die Kommentare hinsichtlich der - laut Ansicht der PN - "wirklichen Tätigkeit" der registrierten Person beinhalten. Z. B., dass sie einem Guerilla-Kader angehöre oder, so der Fall des jetzigen Abgeordneten Mario Chávez, in rot die Notiz "Kommunist". Andere Vermerke weisen ohne nähere Details darauf hin, dass die Person vor ein Militärgericht geladen sei. Neben den Führerscheinformularen gibt es laut Villagran auch Unterlagen, die für die Dokumentierung von Festnahmen wegen gewöhnlicher Verbrechen, wegen politischer Aktivitäten und gar für Angelegenheiten post mortem dienten.

Derweil sind in den Archiven Dokumente über historische Führungspersonen der Guatemaltekischen Arbeitspartei (PGT) und bekannte Gewerkschaftsführer gefunden worden.