Urteilsbestätigung im Fall Gerardi
Fijáte 351 vom 18. Jan. 2006, Artikel 5, Seite 4
Original-PDF 351 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 --- Nächstes Fijáte
Urteilsbestätigung im Fall Gerardi
Guatemala, 13. Jan. Nach Gemunkel über vermeintliche Anomalien im Rechtsprozess um den Mord an Bischof Juan Gerardi, haben die im Fall Verurteilten einen weiteren legalen Kampf verloren, hat doch der Höchste Gerichtshof (CSJ) dieser Tage den Revisionsantrag der Verteidigung abgelehnt. Die Anzweiflung richterlicher Zuständigkeit und die Spekulation über den mutmasslichen Verlust und das gleichzeitige Auftauchen von suspekten Dokumenten hatten noch gegen Ende des Jahres das Warten auf das ausstehende CSJ-Urteil ins Gerede gebracht. Der Staatsanwalt Jorge Antonio García erklärt, dass die Klage aufgrund von Unzulässigkeit vom CSJ verweigert wurde. Der Priester Mario Orantes Nájera und die Militärs Byron Miguel Lima Oliva und Byron Disrael Lima Estrada bleiben demnach weiterhin in Haft, um ihre Strafe von 20 Jahren Knast abzusitzen, die im März '05 von der Zweiten Berufungskammer bestätigt worden war (siehe ¡Fijáte! 332). Das will aber noch lange nicht heissen, dass die Verurteilten sich im Rechtsgefecht geschlagen geben. Eine Option bietet noch eine Verfassungsbeschwerde. Doch García ist der Ansicht, dass die Verteidigung keine juristischen Argumente mehr habe, um eine neue Klage vorzubringen, deswegen vertraue er darauf, dass das Urteil des CSJ nicht verändert würde. Doch das sieht einer der Einspruch erhebenden Anwälte anders. Julio Echeverría Vellejo glaubt, dass es in diesem Fall noch viele Dinge zu tun und zu sagen gebe. Er beharrt auf die, auch in der mit den Limas sympathisierenden Öffentlichkeit verbreiteten Meinung, dass das Gerichtsurteil durch politischen Druck bedingt sei. Deswegen seien weitere Klagen durchaus gangbar, vor allem weil es seines Erachtens nach dem Urteil im März zu einigen Vorfällen gekommen sei, die sogar Anlass dazu gäben, eine erneute Revision des Falles zu beantragen. Laut Echeverría gebe es Dokumente und Videos, die neue Aspekte zur Aufklärung beitrügen und ihn daran glauben liessen, dass die Beschuldigten am Ende freikämen. Nach oben |
Nery Rodenas, Direktor des Erzbischöflichen Menschenrechtsbüros (ODHA), das als Nebenkläger auftritt, freut sich derweil über den Entscheid und bezeichnet ihn als rechtsgemäss. Die CSJ-Resolution bestätige laut Rodenas lediglich, was die ODHA von vornherein behauptet habe, und zwar die eindeutige Beteiligung der Beschuldigten an dem Verbrechen an dem Kirchenmann Gerardi im April 1998. "Sowohl im mündlichen Verfahren in erster Instanz als auch in der Anhörung in zweiter Instanz ist ihre Verbindung mit dem Mord als bewiesen erklärt worden", so der ODHA-Leiter. Im März 2005 war ein erstes Urteil modifiziert worden, welches den Priester Orantes wegen Komplizenschaft zu 20 und Vater und Sohn Lima wegen Mittäterschaft an aussergerichtlicher Hinrichtung zu 30 Jahren Haft verurteilte. Die Zweite Berufungskammer war letztes Jahr jedoch zu dem Schluss gekommen, dass die letztgenannten nicht Mittäter sondern ebenfalls "nur" Komplizen gewesen seien und kürzte deren Strafe auf ebenfalls 20 Jahre Haft. Die beiden Militärs und der Priester Orantes sitzen seit 2000 im Gefängnis. Gemeinsam mit ihnen wurde wegen gleicher Schuldlast der Militärspezialist Obdulio Villanueva festgenommen. Dieser kam jedoch bei einer Knastmeuterei 2003 ums Leben. |
Original-PDF 351 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 --- Nächstes Fijáte