"In Guatemala wird der Raub von Kindern durch eine Urkunde legalisiert"
Fijáte 426 vom 14. Januar 2009, Artikel 1, Seite 1
Original-PDF 426 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 --- Nächstes Fijáte
"In Guatemala wird der Raub von Kindern durch eine Urkunde legalisiert"
Guatemala ist weltweit das Land, in dem proportional zur Bevölkerung die meisten Kinder zur Adoption gegeben werden. Dieses Geschäft ist in den letzten Jahren gewachsen und verstösst gegen internationale und nationale Gesetze. Es hat seinen Ursprung im Horror des Krieges, es nährt sich von der Armut der Bevölkerung und von der Habgier. Es ist lukrativ und läuft über bestens organisierte Netzwerke. Der folgende Artikel von Juan Hernández Pico ist in der November-Ausgabe 2008 der Zeitschrift envío erschienen. Wir veröffentlichen Ausschnitte daraus. (...) Wir kommen nun zur Gewalt, die sich in vielen guatemaltekischen Adoptionsverfahren versteckt. Diese Gewalt hat eine entfernte Verwandtschaft mit dem Drogenhandel: Sie ist ein Riesengeschäft. Und sie bringt eine andere Ursache der Gewalt ans Tageslicht: Die habgierige Sucht nach leicht verdientem Geld, die sich illegaler Strukturen bedient und sich einen Deut um nationale und internationale Gesetzte sowie um die Würde des Menschen schert. Verschiedene Nicht-Regierungsorganisationen und eine Amtsstelle, das Präsidiale Sekretariat für soziales Wohlfahrt, haben Ende 2007 gemeinsam eine wichtige Studie mit dem Titel "Adoptionen in Guatemala - Schutz oder Markt?" herausgegeben, aus der im Folgenden zitiert wird. Internationaler RechtsrahmenDas guatemaltekische Adoptionsgesetz richtet sich nach den internationalen Standards. Als Mitglied der UNO ist Guatemala verpflichtet, sich an die 1986 von der Vollversammlung verabschiedete "Deklaration über die sozialen und rechtlichen Prinzipien zum Schutz und Wohlergehen von Kindern" zu halten, die einen speziellen Bezug auf die Adoption nimmt. Die grundlegenden Prinzipien dieses Textes beziehen sich auf die Möglichkeit der Adoption, wenn die Eltern sich nicht um die Erziehung ihres Sprösslings kümmern können oder wenn die Erziehung unangemessen ist. Es wird dabei als wünschenswert erachtet, dass wenn immer möglich das Kind in seinem Heimatland zur Adoption frei gegeben wird. Weiter wird die Wichtigkeit betont, dass Eltern Zeit und die notwendige Begleitung bekommen, bevor sie sich für eine Adoptionsfreigabe bzw. Adoption entscheiden. Die Deklaration verbietet Entführung oder sonstige illegitime Mittel zum Zwecke der Adoption, sie verbietet den finanziellen Gewinn für VermittlerInnen von Adoptionen, und sie verteidigt den Schutz sowie die rechtlichen und sozialen Interessen der Kinder. Guatemala ist als Mitglied der UNO auch der "Kinderrechtskonvention" unterstellt, die 1989 von der Generalversammlung verabschiedet und vom guatemaltekischen Kongress 1990 ratifiziert wurde. Bis 2007 wurde diese Konvention mit Ausnahme der USA und Somalia von 192 Ländern ratifiziert. Diese Information ist sehr wichtig, sind doch die USA das Land, in welchem am meisten guatemaltekische Kinder adoptiert werden, nämlich 26'783 von 30'434, also 88% der im Zeitraum von 1997 bis 2007 durchgeführten Adoptionen. Die Zunahme der Nachfrage nach Kindern aus Lateinamerika und das Fehlen von Kontrollmechanismen führte im Jahr 1993 in Den Haag zur Annahme des "Haager Adoptionsübereinkommens", in dem die Adoptionsvorschriften noch detaillierter definiert und die Interessen der Kinder ins Zentrum gestellt werden, vor allem wenn diese schon älter sind. Guatemala hat diese Konvention im Jahr 2002 ratifiziert. Fundament eines grossen GeschäftsAuf nationaler Ebene wird in der heute noch geltenden Verfassung von 1985 im Artikel 54 "der Schutz von Waisenkindern" als nationales Interesse bezeichnet. Grundlage für die heutigen Adoptionsgeschäfte ist jedoch ein 1977 verabschiedetes Gesetz. Es wird darin einem Anwalt oder einer Anwältin bzw. einem Notar oder Notarin die Vollmacht für die Durchführung einer Adoption erteilt, wobei eine staatliche Stelle, in diesem Fall das Generalprokurat (PGN), sein Einverständnis geben muss. Heute wird also das Geschäft der Adoptionen von AnwältInnen, NotarInnen, ÄrztInnen, Hebammen und BetreiberInnen von Geburtshäusern, von EntführerInnen, KindesdiebInnen, zu allem bereiten Adoptiveltern und FunktionärInnen von Botschaften und Konsulaten sowie den Angestellten der PGN betrieben. Alle zusammen bilden sie die sogenannten Adoptionsnetzwerke, die sich dem Kinder- und Organhandel verschrieben haben. Das Hin und Her der nationalen GesetzgebungIm Jahr 2003 verabschiedete der guatemaltekische Kongress das "Integrale Gesetz zum Schutz der Kinder und Jugendlichen" (LPINA), welches de facto jenes aus dem Jahr 1977 ersetzt. Mit ihm wurde die nationale Handhabung in Sachen Adoption den internationalen von Guatemala unterzeichneten und ratifizierten Gesetzen unterstellt. Um genau zu sein, muss erwähnt werden, dass sowohl die Ratifizierung des Haager Übereinkommens wie auch die Annahme des LPINA unter der Regierung von Alfonso Portillo und mit einer Mehrheit der FRG im Kongress zustande kamen. Es war aber im selben Jahr 2003, als eine Gruppe gewichtiger NotarInnen und AnwältInnen, deren Interessen im Adoptionsgeschäft liegt, beim (ebenfalls von der FRG dominierten) Verfassungsgericht eine Klage gegen den Beitritt Guatemalas zum Haager Übereinkommen präsentierte - und Recht bekamen. Das Urteil gründete auf einem Vorbehalt Guatemalas gegen die Artikel 11 und 12 der Wiener Vertragsrechtskonvention aus dem Jahre 1969, der 1997 unter der Regierung von Alvaro Arzú bekräftigt wurde. Das Urteil des Verfassungsgerichts im Jahr 2003 schuf eine gesetzliche Grauzone und beeinflusste das notarielle Prozedere der Adoptionen, da man sich auf zwei sich widersprechende Rechtsgrundlagen berufen konnte. Das Generalprokurat beispielsweise berief sich nach wie vor auf das Gesetz von 1977, welches gemäss dem LPINA von 2003 längst ausser Kraft gesetzt war. Im Juli 2007 schliesslich, sechs Monate vor Ablauf seiner Regierungszeit zog Präsident Oscar Berger die Einwände gegen die Wiener Vertragsrechtskonvention zurück. Damit fiel auch die Grundlage weg, auf der das Verfassungsgericht die Klage gegen den Beitritt zum Haager Übereinkommen guthiess. Der 31. Dezember 2007 wurde als Datum für das Inkrafttreten des Haager Übereinkommens und das Sekretariat für Wohlfahrt als staatliche administrative Instanz festgelegt, welche die Arbeit des Generalprokurates, der Staatsanwaltschaft und des Innenministeriums in Sachen Adoptionsregelung koordinieren sollte. Colom: schwerwiegende InkonsequenzVor Ablauf seiner Regierungszeit ernannte Berger die Verfassungsanwältin Annabella Morfín und den Sekretär für Wohlfahrt, den Kinderrechtsanwalt Marvin Rabanales, in den Nationalen Rat für Adoptionen, doch beide wurden kurz nach Amtsantritt von Präsident Colom durch andere Personen ersetzt. Helen Mack, Präsidentin der Myrna Mack-Stiftung, kritisierte dieses Vorgehen von Colom scharf und bezeichnete ihn als nicht konsequent in der Umsetzung seines Wahlversprechens, sich keiner Interessenspolitik zu beugen und das Geschäft mit dem Kinderhandel besser zu kontrollieren. Nicht zuletzt befürchteten auch die AutorInnen der Studie, die hier zitiert wird, dass die Adoptionsnetzwerke ihren wirtschaftlichen und politischen Einfluss auf die präsidiale Autorität geltend machten, um sicherzustellen, dass sie mit ihren illegalen Operationen weiterfahren können. Mit dem Intervenieren einer bereits konstituierten, autonomen Behörde, provozierte Colom eine Kluft in der Institutionalität des Landes. Nur China "liefert" mehr KinderGuatemala ist nach Russland, China und Südkorea auf dem vierten Platz der Rangliste jener Länder, die die meisten Kinder ins internationale Adoptionsgeschäft liefern. Nimmt man jedoch die Adoptionen im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung ist es die Nummer eins. Im Jahr 2006 wurden auf 100'000 EinwohnerInnen 37 Kinder zur Adoption gegeben, was rund 4'400 Adoptionen ergab. Im Jahr 2003 beschlossen sechs Länder (Frankreich, Spanien, Kanada, Holland, Deutschland und Grossbritannien) ein Moratorium für die Adoption guatemaltekischer Kinder, da ihnen die Adoptionsverfahren suspekt vorkamen. Wirklich ins Gewicht fiel dabei der Rückgang der Adoptionen nach Frankreich, das nach den USA zweitgrösster "Abnehmer" von guatemaltekischen Kindern war. Nach oben |
Ursprung: der bewaffnete KonfliktWährend des bewaffneten internen Konflikts begannen die massiven erzwungenen Adoptionen, als viele Kinder zu Waisen wurden oder von ihren Eltern auf der Flucht verloren oder verlassen wurden. Viele dieser Kinder wurden von Familien von Militärangehörigen "adoptiert". Gemäss der Nationalen Kommission zur Suche der verschwundenen Kinder verloren rund 5'000 Kinder während des Krieges den Kontakt zu ihren Familien, verschwanden, wurden getrennt oder zur Adoption gegeben. Bis 2003 hatte die Kommission 1'084 Fälle dokumentiert, 500 davon waren Kleinkinder unter einem Jahr, die entführt und adoptiert wurden. Viele von ihnen wurden so "gerettet", während ihre Eltern und ihre älteren Geschwistern bei den Massakern ums Leben kamen. Es ist schwierig, an genauere Zahlen zu kommen, weil nach wie vor der Zugang zu den Militärarchiven und Waisenhäusern dieser Zeit ebenso wie zu den Adoptionsakten verschlossen ist. Am 25. Februar 2008, am neunten Jahrestag der Präsentation des Berichts der offiziellen Wahrheitskommission "Guatemala - nie wieder", ordnete Präsident Colom die Öffnung aller Militärarchive an. Doch im Oktober desselben Jahres informierte der Verteidigungsminister, General Marco Tulio García Franco, dass er diesem Befehl nicht nachkommen werde, da er verfassungswidrig sei. Eine Realität grossen StilsDie UNO-Sonderberichterstatterin für Kinderhandel, Kinderprostitution und Kinderpornografie erklärte, dass das, was in Guatemala als Versuch begann, die brutalen Vorgehensweisen des bewaffneten Konflikts aufzuklären, sich bald in ein rentables Geschäft wandelte. Dann nämlich, als festgestellt wurde, dass es eine grosse Nachfrage nach der Adoption von Kleinkindern gibt. Sie bestätigt weiter, dass der Handel von Babies und Kleinkinder in Guatemala im grossen Stil betrieben wird. Aufgrund all dessen ist es gerechtfertigt, vom Kinderhandel als einer weiteren Form von Gewalt zu sprechen, die uns der bewaffnete Konflikt zurückgelassen hat. Um so mehr als bewiesen ist, dass dieses Geschäft seit den 80er Jahren wächst. Die zitierte Studie ergänzt, dass weitere Gründe in der hohen Anzahl minderjähriger Mütter (jährlich gebären 113'000 junge Frauen zwischen 15 und 19 Jahren Kinder), in Armut (51% der Bevölkerung) und in extremer Armut (15% der Bevölkerung) zu suchen sind. Je ärmer, umso grösser der DruckDie Studie belegt, dass vor allem Frauen unter 25 Jahren, alleinerziehende Mütter ohne Bildung und ökonomische Ressourcen am ehesten unter Druck gesetzt werden können, ihre Kinder zur Adoption zu geben. Gewalt gegen Frauen ist ein weiterer Faktor, da der erzwungenen Adoptionsfreigabe oft eine Vergewaltigung vorausgeht. Die Studie belegt weiter, dass die Situation der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Verletzbarkeit sowie die Missachtung der sexuellen und reproduktiven Rechte der Frauen von den Kinderhandelsnetzwerken ausgenutzt werden. Sie erwähnt auch das Geschäft mit den "Mietbäuchen", das z.B. in Alta Verapaz dokumentiert wurde, wo es Häuser gibt, in denen Frauen während der Schwangerschaft und bis zur Geburt verwahrt werden. Dazu kommen der Diebstahl, die Entführung oder das Verschwindenlassen von Kindern. Die staatliche ToleranzAll dies ist nur möglich dank der Toleranz des guatemaltekischen Staates gegenüber den illegalen Adoptionsverfahren. Es handelt sich nicht bloss um Toleranz, sondern um einen klaren Gesetzesbruch seitens des Staates, bzw. des Generalprokurats, das akzeptiert, dass mit einer einfachen notariellen oder anwältlichen Urkunde eine Adoption rechtsgültig ist. Dies erstaunt nicht angesichts der weit verbreiteten Korruption in vielen staatlichen Institutionen und der doch recht hohen Preise, die für eine solche Urkunde (zwischen 13 und 40 Tausend US-$ pro Adoption) bezahlt werden. Mit 4'918 Adoptionen im Jahr 2006 im Vergleich zu 1'256 im Jahr 1997 hat sich die Anzahl innerhalb von 10 Jahren fast vervierfacht. Ein MilliardengeschäftMachen wir eine einfache Rechnung mit diesen Zahlen: Wenn jede Adoption den Minimalpreis von 13'000 US-$ gekostet hätte, macht dies im Verlauf von 11 Jahren (30'434 Adoptionen) insgesamt 395'642'000 US-$. Hätte sie jedoch den Maximalbetrag von 40'000 US-$ gekostet, gibt dies ein Total von 1'217'360'000 US-$. Der reale Betrag liegt wohl irgendwo dazwischen. Wenn wir also vom Adoptionsgeschäft sprechen, sprechen wir nicht von einem kleinen oder mittleren Unternehmen, sondern von einem Grosskonzern. Würde man auf vollkommen legalem Weg ein Kind adoptieren, beliefen sich die Kosten auf rund 4'000 US-$, also mehr als dreimal weniger als die in der Studie als Minimum bezeichneten 13'000 US-$. Gravierendes Versagen des StaatesDie erste Schlussfolgerung der Studie ist, dass der guatemaltekische Staat während zehn Jahren die unterzeichneten internationalen Abkommen nicht umgesetzt hat. Er hat nicht einmal das im 2003 verabschiedete entsprechende nationale Gesetz (LPINA) eingehalten, sondern sich nach einem veralteten Gesetz aus dem Jahr 1977 gerichtet. Die Kinder werden in den meisten Fällen ohne das vollständige Wissen und Einverständnis ihrer biologischen Mütter zur Adoption gegeben. Auch hat der Staat nicht darauf geachtet, dass die Kinder vornehmlich in Guatemala selber adoptiert werden, und hat sich auch nie um ein spezifisches Abkommen mit den USA gekümmert, das die Rechte der dorthin adoptierten Kinder schützen würde. Der Staat erlaubt auch horrende und ungerechtfertigte Gewinne für diejenigen, die im Adoptionsgeschäft involviert sind. Indem der Staat eine blosse notarielle Beglaubigung als gültige Urkunde für eine Adoption zulässt, kann er nicht garantieren, dass die Kinder nicht unter Druck oder Zwang zur Adoption gegeben oder dass sie nicht entführt oder geraubt wurden. Im Fall von älteren Kindern oder Jugendlichen kann er somit auch nicht gewährleisten, dass sie nicht zu Zwecken der Prostitution oder der Pornographie oder für den Organhandel "verkauft" werden. Die AdoptionsnetzwerkeDie zweite Schlussfolgerung betrifft die Adoptionsnetzwerke. Dazu wurde eine Teilstudie über 1'083 Adoptionsanzeigen gemacht, die im Zeitraum von Mai bis August 2007 beim Generalprokurat eingingen. An diesen 1'083 Adoptionsprozessen waren 1607 Personen involviert: 392 GynäkologInnen und Hebammen, 110 KinderärztInnen, 155 NotarInnen, 142 "Sachverwalter" und 808 Angestellte von Kinderheimen, in denen die Kinder bis zur Adoption betreut wurden. Dass diese Leute je an mehr als einem Adoptionsverfahren beteiligt sind, wird anhand der NotarInnen aufgezeigt: Die meisten von ihnen haben 12 bis 24 Fälle gleichzeitig am Laufen, eineR sogar 66. Nur eineR hatte bloss einen Adoptionsantrag eingereicht. Zu diesen Hauptfiguren kommen die Väter und Mütter, die ihre Kinder verkaufen, Krankenschwestern oder SozialarbeiterInnen, Zivilstandsbeamte, die falsche Geburtsurkunden ausstellen und verkaufen, andere öffentliche FunktionärInnen, EntführerInnen und sogenannte "Jaladoras". Dies sind Frauen, die von Dorf zu Dorf gehen, von Quartier zu Quartier, von Gefängnis zu Gefängnis und die Mütter dazu zu überreden versuchen, ihre Kinder zur Adoption zu geben. All diese Menschen sind in das involviert, was die Studie ganz klar als Kinderhandel bezeichnet: ein Geschäft ohne Kontrolle, ohne Transparenz, ohne regulierte Preise und ohne genaue Information über die Herkunft der Kinder. Ein legales DeliktDie dritte Schlussfolgerung widmet sich der Verbindung zwischen Kinderhandel und internationalen Adoptionen. Die untersuchten Fälle zeigen einen klaren Zusammenhang auf zwischen "Raub, Entführung, Verschwindenlassen von Kindern", "Verkauf - Kauf von Kindern" und den internationalen Adoptionen. Mehrere Beispiele werden in der Studie nachgewiesen, und sowohl die Menschenrechtsombudsstelle wie auch der Chef der Präsidialen Kommission für Menschenrechte während der Regierung Berger haben die Tatsache anerkannt: "In Guatemala wird das Verbrechen des Kinderraubs mit einer Adoptionsurkunde legalisiert". Zusammenhang mit dem Feminizid?Die vierte Schlussfolgerung ist die abscheulichste. Sie stellt einen Zusammenhang zwischen Feminizid oder versuchtem Feminizid und Kinderraub her. In drei untersuchten Fällen konnte dies nachgewiesen werden: In einem Fall wurde eine Frau verletzt beim Versuch, ihr das Kind zu entreissen, in zwei Fällen wurden "Jaladoras" umgebracht, weil sie mit ihren Geschäftspartnern in Konflikt gerieten. Es ist bekannt, dass in Guatemala die Feminizide qualitativ und quantitativ zunehmen im Verhältnis zur Gesamtzahl der begangenen Morde. Sie machen unterdessen rund 10% aus (mehr als 500 pro Jahr). Die schrecklichste aller Vorstellungen ist, dass einige dieser Frauen umgebracht wurden, nachdem sie zuerst entführt und vergewaltigt, danach gezwungen wurden, ihr Kind auszutragen, das ihnen nach der Geburt weggenommen und zur Adoption weggegeben wurde. Diese These wird in der Studie vorerst bloss als Hypothese dargelegt. Ein furchterregendes MosaikEs wird viel über die Mafia geschrieben, die das internationale, illegal erwirtschaftete Kapital akkumuliert und nicht vor Gewaltanwendung zurückschreckt, um ihre Geschäfte zu betreiben. Der Fall des Kinderhandels und sein Zusammenhang mit den internationalen Adoptionen sowie mit der Prostitution, der Pornografie und dem Organhandel, eröffnet uns neue Aspekte - anders als der Drogen- und Waffenhandel - dieser Mafias, von denen die guatemaltekischen Netzwerke nur ein Seitentrieb sind. Das furchterregende Mosaik der Gewalt in Guatemala wird ergänzt durch die Adoption, welche die Rechte der Kinder und der Eltern verletzt. |
Original-PDF 426 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 --- Nächstes Fijáte