Falsche Wanzen

Guatemala, 28. Nov. Die Anklage wegen Spionage, die Präsident Álvaro Colom am 4. September erhob, aufgrund derer seitdem Carlos Quintanilla, der nun ehemalige Chef der Präsidialen Sicherheit (SAAS), sowie Gustavo Solano, der somit ebenfalls ehemalige Leiter des Geheimdienstes SAE, flüchtig sind, ist gerade dabei, sich auf das Vergehen wegen unterlassener Pflichterfüllung zu reduzieren. Denn die ermittelnde Staatsanwaltschaft hat inzwischen festgestellt, dass die vermeintlichen Wanzen und Minikameras, die in den verschiedenen Arbeitsräumen des Präsidenten lokalisiert wurden, wahrscheinlich falsch sind und unklar ist, ob sie überhaupt Bilder und Geräusche übertragen können.

Der für das organisierte Verbrechen zuständige Staatsanwalt Rony López bestätigte, dass noch auf einen abschliessenden Untersuchungsbericht des US-amerikanischen FBI gewartet wird, das im September gleich einige Leute zur Unterstützung der Ermittlungen nach Guatemala entsendet hatte. Von dessen Ergebnis hänge die Änderung des Anklagegrundes zugunsten der Staatsfunktionäre ab.

"Kein Laden und keine Firma haben die Chips identifiziert oder bestätigt, sie produziert zu haben, der Bericht wird zeitigen, welche Funktion die Teile geleistet haben. Auch wenn sie gefälscht sind, aber dennoch ihren Abhörzweck erfüllen, ist das Verbrechen der Spionage untermauert, so López.

Die Staatsanwaltschaft hatte wenige Tage nach der Entdeckung der Apparate Haftbefehle gegen Quintanilla und Solano erlassen und sie des Verbrechen gegen die Nationale Sicherheit beschuldigt.

Derweil herrschen in der Zivilgesellschaft Zweifel vor. Helen Mack Chang, Direktorin der Myrna Mack-Stiftung, ist der Ansicht, es sei offenkundig, dass Quintanilla "alles und die Achillesferse von und über Colom kennt", deswegen bieten sie ihm den politischen Ausweg, um ihm wegen eines nicht so schweren Delikts den Prozess zu machen. Gleichwohl hofft Mack darauf, dass der Bericht des FBI schlagkräftige Beweise beinhaltet, um die Anklage wegen Spionage zu erhärten.