Krise zwingt BäuerInnen zur Landaufgabe
Fijáte 426 vom 14. Januar 2009, Artikel 5, Seite 5
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Krise zwingt BäuerInnen zur Landaufgabe
Guatemala, 09. Jan. Dieser Tage wurde bekannt, dass rund 400 BäuerInnenfamilien sich inzwischen dazu gezwungen gesehen haben, die Grundstücke, die ihnen während der letzten zehn Jahre vom Staat auf Kredit- und Subventionsbasis zuerkannt worden waren, zu verkaufen oder schlicht aufzugeben, da es ihnen nicht mehr möglich ist, die Zahlungen an den vermittelnden Landfonds (FONTIERRA) zurückzuzahlen. Luis Fernando Peña, Geschäftsführer des Fonds, fügte hinzu, dass dadurch die übrigen Familien, die ebenfalls in der Schuld des Fonds stehen, zu wirtschaftlichem Schaden gekommen seien, da diese nun ihre Quote der Kreditrückzahlung erhöhen müssen, um die Gesamtschuld abzuzahlen. Die Verschuldung der insgesamt 19,637 Familien, die über FONTIERRA zu einem Stück Land auf einer der 245 zur Verfügung gestellten Fincas gekommen sind, beläuft sich auf 441 Mio. Quetzales (ca. US-$ 58,8 Mio.). Laut Peña habe FONTIERRA zudem Grundstücke von mehr als 53´000 Familien legalisiert und verpachtet Land an rund 76´000 BäuerInnenfamilien. Während Peña als Grund für die Entscheidung der Familien, das fast eigene Land aufzugeben, darin sieht, dass dieses die Produktionserwartungen nicht erfüllt habe, und die durch FONTIERRA Begünstigten nicht in der Lage gewesen seien, sich zu organisieren, um einen angemessenen Anbau der Produkte zu erreichen, weisen BäuerInnenorganisationen auf die tatsächlichen Umstände der Landübergabe und der Funktionsweise des Fonds hin. So erinnert Luis Galicia von der Plataforma Agraria daran, dass der Ansatz zur Lösung der Landproblematik seit dem internen bewaffneten Konflikt auf einen finanziellen Mechanismus beschränkt wurde, der letztendlich gerade einmal als Notpflaster diente. Gleichzeitig konnte "FONTIERRA nicht funktionieren, da sein Auftrag am Markt ausgerichtet war und niemals erreicht wurde, das historisch-gesellschaftlich-politische Problem zu lösen, das der Zugang zu Land nun einmal darstellt." Alirio Cifuentes von der Gewerkschaftsvereinigung der Arbeitenden und BäuerInnen (FESOC) wies darauf hin, dass FONTIERRA überhaupt nicht über die Kapazität verfüge, den kreditnehmenden BäuerInnen die nötige technische Unterstützung zu bieten, um das Land erfolgreich zu bearbeiten. Denn, so Rafael González von der BäuerInnendachorganisation CNOC, viele der Fincas, die den BäuerInnen verkauft wurden, seien nicht nur von Anfang an völlig überbewertet worden, sondern auch unproduktiv. Derweil diene die Beihilfe durch FONTIERRA allein zur Zahlung des Landes, aber nicht zur Unterstützung für die Produktionsentwicklung. Nach oben |
Peña, laut dem die meisten der verlassenen Fincas in den Departements Quetzaltenango, San Marcos und den Verapaces liegen, erklärte derweil, dass derzeit um 80 Fincas neu verhandelt würde, entweder, weil die übriggebliebene Gruppe von MiteignerInnen Sonderkonditionen erhofft, andernorts, weil die BäuerInnen nicht pünktlich zahlen konnten und die Zinsen ins Unermessliche gestiegen sind, oder weil die KäuferInnen den ursprünglich angesetzten Kaufpreis nicht akzeptieren wollen. |
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