Straflosigkeit par excellence - CICIG gegen Staatsanwaltschaft?
Fijáte 428 vom 11. Februar 2009, Artikel 7, Seite 6
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Straflosigkeit par excellence - CICIG gegen Staatsanwaltschaft?
Guatemala, 07. Feb. Am 30. Januar ordnete ein Richter die Festnahme des ehemaligen Staatsanwalts Álvaro Matus an. Dies hatte die Staatsanwaltschaft auf Geheiss der Internationalen Kommission gegen Straflosigkeit in Guatemala (CICIG) beantragt. Die von Staatsanwaltschaft und CICIG vorgebrachten Anschuldigungen gegen Matus lauten auf Ermittlungsbehinderung im Mord am Spezialagenten Álvaro Matus war leitender Staatsanwalt des Morddezernats während der Amtszeit von Die CICIG detaillierte die Anklagepunkte gegen Matus, dem damals für die Untersuchungen von Riveras Mord zuständigen Staatsanwalt, nun auf Konspiration, Behinderung der Justiz, Autoritätsmissbrauch und unterlassene Pflichterfüllung. Zunächst hielt sich der Angeklagte nach Erlass des Haftbefehls versteckt und wurde auch bei Hausdurchsuchungen nicht lokalisiert, bis er sich am 3. Februar selbst stellte. Der Presse gegenüber bezeichnete er die Anklagepunkte gegen ihn als absurd und ohne rechtliche Grundlage. Für ihn sei das ganze eine reine Show, damit die CICIG ihre Arbeit fortsetzen könnte. Seiner Meinung nach, sei genau das das organisierte Verbrechen, und zwar auf internationaler Ebene. Bezüglich seines sich Versteckthaltens erläuterte er, dass er nicht vor der Justiz fliehe, aber sich um sein Leben sorge, denn wenn er ins Gefängnis käme, würde er nicht einen Tag überleben. Man sollte Verständnis für ihn als Person haben, schliesslich habe er als Staatsanwalt eine Reihe von Drohungen erhalten. Und es müssten sich der Generalstaatsanwalt, die für seinen Fall zuständige Staatsanwältin Tatiana Morales und die CICIG dafür verantworten, wenn seiner Familie und seinen Kindern etwas passieren würde, er sei ja schliesslich kein Verbrecher. Hätte man ihn vorgeladen, sei er auch vor Gericht erschienen, sagte Matus. Obwohl die CICIG eine Reihe von Beweisen und Ungereimtheiten im Ermittlungsprozess des Mordes an Rivera vorgelegt hat, die Matus eindeutig kompromittieren, wurde der Antrag auf Verhaftung von der ersten Gerichtsinstanz aufgrund nicht ausreichender Beweislage abgelehnt. Eine nächste Instanz nahm den Antrag an, liess die wichtigeren Anklagepunkte Konspiration und Justizbehinderung fallen, ebenfalls "aufgrund fehlender Beweise". Angeklagt wegen Autoritätsmissbrauchs und unterlassener Pflichterfüllung wurde Matus nach seiner Aussage vor Gericht indes auf freien Fuss gelassen. Er musste eine Kaution von 15´000 Quetzales zahlen, darf das Land nicht verlassen und in den ersten fünf Tagen jeden Monats im Gericht erscheinen, um zu firmieren. Eine der ersten Reaktionen von CICIG-Leiter |
Auch die Rechtsberaterin der CICIG, "Die Existenz einer Struktur, die die Straflosigkeit und Castresana und die CICIG, für die diese Zusammenhänge nicht neu sind, fordern nun Erklärungen vom Generalstaatsanwalt José Amílcar Velásquez Zárate, der bislang zusammen mit seiner Institution auf eine breite Unterstützung durch Castresana zählen konnten. Derweil stellt Castresana auch dem Obersten Gerichtshof ( Angesichts der so klaren Offenlegung der verkrusteten Strukturen dank des paradigmatischen Falls von Matus, fordern einige Menschenrechtsorganisationen die Gesellschaft auf, eine Nationale Front gegen die Straflosigkeit zu gründen und von dieser Seite gegen die parallelen Kräfte im Justizsystem zu kämpfen. Es bleibt abzuwarten, wen die CICIG noch identifiziert, doch weder der Staatsanwaltschaft noch den Gerichten wird es gelingen, ein weiteres Mal so offensichtlich dem Druck von Innen nachzugeben. Angesichts dieser praktizierten Darbietung des traditionellen modus operandi innerhalb des Justizsystems wird indes einmal mehr deutlich, wieso anfangs - selbst im ¡Fijáte! - gross von Verbrechen oder Skandalen die Rede ist, und bald schon nichts mehr davon zu hören und lesen ist - von der Berichterstattung über Verhaftungen und Verurteilungen der dicken Fische ganz zu schweigen. |
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