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Grossdemonstrationen gegen Mehrwertsteuererhöhung

Fijáte 241 vom 8. Aug. 2001, Artikel 3, Seite 4

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Grossdemonstrationen gegen Mehrwertsteuererhöhung

Zu schweren Zwischenfällen kam es auch in VGSololáNF, VGCobánNF und VGTotonicapánNF. Die Reaktion der Polizei: Hartes, gewalttätiges Vorgehen, das verschiedentlich als "an frühere Zeiten erinnernd" kritisiert wurde.

In Totonicapán setzten die Demonstrierenden die Gebäude der Finanzverwaltung, des Sozialfonds und eines kommerziellen VGRadiosNF in Brand. Die Reaktion Präsident VGPortillosNF darauf war die Ausrufung des estado de sitio, was soviel bedeutet wie "auf Kriegsfuss stehen" und, ebenso wie der nach dem Ausbruch von 87 Häftlingen ausgerufene estado de alarma, eine Form des Ausnahmezustandes ist, nur dass damit noch ein paar Grundrechte mehr ausser Kraft gesetzt werden. Während dem estado de sitio gilt der Präsident in seiner Qualität als Oberster Befehlshaber der Armee als die höchste Autorität. Zwar fehlte der FRG im Kongress die nötigen Abgeordnetenstimmen, um den VGAusnahmezustandNF zu ratifizieren und es ist ein Rechtsstreit darüber ausgebrochen, ob er nun gilt oder nicht. Derweil die Panzer bereits im Zentrum von Totonicapán stationiert sind...

Trotzdem hielten sich weiterhin rund 1000 Personen im Stadtkern von 'Toto' auf und es hiess, aus den umliegenden Gemeinden kämen unterstützende Demonstrationszüge Richtung Zentrum. Die Menschenrechtsbeauftragte der Region, Sonia Arreaga, bezeichnete die Ausrufung des estado de sitio und die Entsendung eines Militärkontingents als gravierende Verletzung der VGMenschenrechteNF und der VGFriedensabkommenNF. Die guatemaltekische Gesellschaft befände sich in einer Übergangsituation und es sei nicht angebracht, mit Repression auf die Proteste der Bevölkerung zu reagieren, meinte Arreaga.

Portillo selber gibt sich in der ganzen Sache unbeugsam. In einer VGFernsehanspracheNF vom 2. August gab er bekannt, er sei nicht bereit, auch nur einen Schritt von seiner Position abzuweichen. Mit der Erhöhung der Mehrwertsteuer erfülle er die Friedensabkommen und den Willen des Volkes.

Politische Nebengeräusche

Diverse Sektoren verlangen den Rücktritt des Präsidenten. Einer, der Portillo am meisten attackiert, ist der Präsident der Handelskammer, VGJorge BrizNF. Bereits vor einer Woche forderte er Alfonso Portillo zu einer verbalen Debatte heraus, die dieser jedoch ablehnte mit der Begründung, Briz habe politische Ambitionen und solle doch mit anderen zukünftigen Präsidentschaftskandidaten debattieren. Der relativ erfolgreiche, landesweite VGStreikNF kann durchaus als Spiegel der Popularität von Briz innerhalb der Bevölkerung gewertet werden. Und die Frage, ob es sich bei Briz' Engagement nicht vielmehr um eine Wahl-Vorkampagne als um die Sorge um die arme Bevölkerung geht, stellt der Kolumnist Gustavo Berganza in der Zeitung VGEl PeriódicoNF sicher zu recht.


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