Vizepräsident Reyes Lopéz aufgeflogen
Fijáte 243 vom 5. Sept. 2001, Artikel 6, Seite 6
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Vizepräsident Reyes Lopéz aufgeflogen
Guatemala, 31. Aug. Bereits Anfang August sprach der Präsident der Guatemaltekischen Handelskammer (CCG), Jorge Briz, davon, dass er Opfer einer Diffamierungskampagne sei. Briz wurde verschiedentlich vorgeworfen, politisches Kapital aus den Protesten des Privatsektors gegen die Erhöhung der Mehrwertsteuer zu schlagen. Präsident Portillo forderte gar, Briz solle als Präsident der CCG zurücktreten, wenn er Ambitionen auf eine Präsidentschaftskandidatur habe. Zu dieser Zeit zirkulierten im ganzen Land Tausende von Flugblättern, auf denen ein Brief von Federico Polá abgedruckt war, mit dem dieser Anfang Januar seinen Rücktritt als Geschäftsführer der Handelskammer begründete. Polá schrieb in seiner Kündigung, er sei besorgt um die Zukunft der Handelskammer... die von Briz als seine politische Plattform genutzt werde. Wenige Tage später kam heraus, das die über eine Million Flugblätter in der staatlichen Buchdruckerei gedruckt worden waren. Der kürzlich neu eingesetzte Direktor der Druckerei, Carlos Rafael Soto, wusste von nichts. Er habe seine Arbeit noch kaum begonnen, sagte er, versprach jedoch, die Sache untersuchen zu lassen. Als er zusammen mit JournalistInnen in die Druckerei ging, war Beweismaterial, das von jenen kurz zuvor fotografiert wurde, verschwunden, unter anderem ein Riesenstapel von Flugblättern, auf denen die Erhöhung der Mehrwertsteuer begrüsst wurde. Angestellte der staatlichen Buchdruckerei gaben jedoch sehr bald zu, dass die Flugblätter bei ihnen gedruckt worden seien. Kongressabgeordnete der Nationalen Einheit der Hoffnung (UNE) stellten ihre eigenen Nachforschungen an und fanden sehr bald heraus, dass die Flugblätter auf Anordnung des Vizepräsidenten Francisco Reyes López gedruckt wurden, gegen den bei der Staatsanwaltschaft sofort eine Klage eingereicht wurde. Die benutzten Druckplatten und anderes Beweismaterial wurden von der ehemaligen Direktorin der Druckerei, Silvia Méndez, der MINUGUA übergeben. Die Sekretärin des Vizepräsidenten habe den Druckauftrag erteilt, sagte sie aus. Reyes López streitet alles ab, was nicht ganz einfach ist, existiert doch ein an ihn adressierter Kostenvoranschlag. Nach oben |
Sowohl die beiden Abgeordneten der UNE, Anabella de León und Magda Arceo wie auch Silvia Mendéz erhielten umgehend Drohungen, im Fall von Mendéz gingen sie soweit, dass sie mit ihren Kindern das Land verlassen musste. Die Staatsanwaltschaft prüft einen Antrag, gemäss dem Reyes Lopéz die Immunität entzogen wird, um ihn einem Prozess zu unterziehen. Der Schuss ging jedenfalls nach hinter los: Der Skandal hat die Popularität von Jorge Briz gesteigert und ihm weitere Gründe gegeben, die Unfähigkeit und Korruption der FRG-Regierung zu kritisieren. |
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