Versöhnungsversuche des Militärs
Fijáte 237 vom 13. Juni 2001, Artikel 4, Seite 4
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Versöhnungsversuche des Militärs
Guatemala, 25. Mai. Unter Beteiligung von rund 2000 Personen feierte das guatemaltekische Militär in der Kaserne von Quetzaltenango den Tag der "Wiederversöhnung mit dem indigenen Volk". Hauptredner der Veranstaltung war Präsident Portillo, der verkündete: "Es gibt Leute, die überstürzte Massnahmen ergreifen wollen. Doch was der Friede braucht, ist eine immense Anstrengung aller". Weiter gab Portillo zu, dass eine grosse Ungleichheit und Marginalisierung gegenüber der indigenen Bevölkerung bestehe, "die es zu überwinden gelte". Auch die "Indígenaprinzessin", Mercedes Marroquín, nahm an der Veranstaltung teil und sagte in ihrer Rede, eine Versöhnung sei nicht möglich, solange die aktuellen Probleme nicht gelöst seien. "Es ist schwierig, einen Frieden aufzubauen, solange es Dominierende und Dominierte gebe, solange ein Grossteil der Bevölkerung vom politischen Geschehen ausgeschlossen sei und solange sich eine Rasse (!) der anderen überlegen fühle, meinte Marroquín. Zur "Feier" eingeladen waren auch VertreterInnen der Mayaorganisationen, die jedoch nicht erschienen. Ein Offizier der Kaserne, der an der Organisation der Veranstaltung beteiligt war, erklärte, dies alles sei ein grosser Schwindel. Alle Leute die teilnahmen, seien dafür bezahlt worden, gab er zu. Als einen Hohn bezeichneten auch die Indígenaorganisationen diesen "Tag der Versöhnung und des Zusammenfindens". Die Defensoría Maya erklärte in einer Pressemeldung, dass es dem Militär einzig darum gehe, die Spuren der Repression und der Massaker auszuwischen. Was das Militär machen müsse, sei, die Mayabevölkerung zu entschädigen und die ehemaligen Soldaten, Militärkommissäre und Zivilpatrouillisten sowie all diejenigen, die immer noch Gemeinden zerstören, zu erziehen. Die nationale Versöhnung sei zwar notwendig, doch solche öffentlichen Veranstaltungen seien nichts als eine Show. Weiter erinnerte die Defensoría Maya daran, dass die Friedensabkommen über die Rechte und Identität der indigenen Bevölkerung, über die Stärkung der Zivilbevölkerung und über die Rolle des Militärs in einer demokratischen Gesellschaft noch nicht umgesetzt sind. Nach oben |
Ähnlich ungeschickt stellte sich das Militär in Santiago Atitlán, Sololá, an, wo es unter dem Slogan "Soziale Versöhnungskampagne" der Bevölkerung Düngemittel zum halben Preis abgeben wollte. Die Bevölkerung von Santiago Atitlán wehrte sich gegen die Militärpräsenz; zu frisch sind die Erinnerungen an das Massaker von 13 BäuerInnen der Ethnie Tzu'tujil, das vom Militär am 2. Dezember 1990 begangen wurde. Ricardo Sulugui von der Defensoría Maya wies darauf hin, dass Aktionen wie die Abgabe von Düngemittel an die Bevölkerung über die Gemeindebehörde koordiniert werden müssten und wies darauf hin, dass von Versöhnung erst gesprochen werden könne, wenn die Verantwortlichen der Repression und der Massaker zur Verantwortung gezogen würden. Das Abgeben von Düngemittel ist eine Regierungskampagne, in deren Rahmen 2,3 Millionen Säcke Düngemittel zu billigen Preisen abgegeben wird. Gegen diese Kampagne sprach sich die Vereinigung der Indígenabürgermeister und -Behörden (AAGAI) aus, mit der Begründung, sie würde zu politischen Zwecken missbraucht und die einzigen, die davon profitieren, seien die FRG-nahen Gemeinden. |
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