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Rigoberta Menchú klagt Militärs an

Fijáte 200 vom 15. Dez. 1999, Artikel 6, Seite 5

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Rigoberta Menchú klagt Militärs an

Der Präsidentschaftskandidat der ultrarechten VGFRGNF, VGAlfonso PortilloNF, nahm an einer Wahlveranstaltung in VGJutiapaNF Stellung zur Anklage: "Wer eine Klage gegen den General Ríos Montt lanciere, respektiere das Land nicht und habe kein Vertrauen in dessen interne Gesetze." Ríos Montt selber meinte, falls er tatsächlich die spanische Botschaft angezündet hätte, müsste er logischerweise auf den Fotos von diesem Ereignis erscheinen. Der Militäranwalt Julio Cintrón Gálvez bezeichnete die Aktion Menchús als Verrat und Verletzung der Verfassung und reichte seinerseits eine Klage bei der guatemaltekischen Staatsanwaltschaft gegen sie ein.

Der Aussenminister, VGEduardo SteinNF, meinte, dasselbe was Pinochet geschehen sei, könne auch den von Menchú angeklagten Generälen blühen. Guatemala habe die selben internationalen Menschenrechtsabkommen unterzeichnet wie Chile und entsprechend würden wohl auch die Fälle ähnlich behandelt. Falls Spanien ein Auslieferungsgesuch stelle, würde dieses sofort an die guatemaltekischen Justizbehörden weitergeleitet.

Als 'egoistisch' und als 'politischen Schachzug' qualifizierten die Kolumnisten verschiedener guatemaltekischen Tageszeitungen die Klage Rigobertas. VGOscar Clemente MarroquínNF beschuldigte sie in La HoraNF, der FRG wahltaktisch schaden zu wollen, was inhaltlich der Klage bloss schade. Wer sich der Gerechtigkeit verpflichte, müsse das ohne Eigen- oder Parteiinteresse tun, meinte Marroquin weiter. Die VGPrensa LibreNF ihrerseits kritisierte, dass Rigoberta ihre persönliche Genugtuung suche, währenddem sämtliche in den Krieg involvierten Parteien an einer Versöhnung interessiert seien. "Frieden bedeutet nicht Gerechtigkeit" hiess der Artikel, der implizierte dass, wer dem bewaffneten Kampf abschwört, kein Recht darauf habe, Vergangenes zu kritisieren: "Allein die Tatsache, dass die ehemalige VGGuerillaNF neu im Kongress vertreten ist und in einer konstruktiven Form über die nationale Politik diskutiert, ist ein grosser Fortschritt. Die Aufgabe Menchús ist es, Frieden zu stiften und nicht, alte Geschichten aufzuwärmen".

Einen Tag später schrieb Sam Colop, ebenfalls im Editorial der Prensa Libre: "Ich bin nicht einverstanden mit denjenigen, die sagen, die Nobelpreisträgerin dürfe die Wasser nicht mehr aufwühlen, weil "Friede nicht gleichbedeutend mit Gerechtigkeit" sei. Friede bedeutet nämlich auch nicht Ungerechtigkeit oder Amnesie. Weshalb soll Menchú angesichts dieser Ungerechtigkeiten schweigen? Vergessen, ohne vorher Gerechtigkeit zu üben, beinhaltet das Risiko, schwere Verbrechen zu decken und Vergangenes zu wiederholen."


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