Schöne Frauen in die Politik!
Fijáte 199 vom 1. Dezember 1999, Artikel 9, Seite 6
Original-PDF 199 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 --- Nächstes Fijáte
Schöne Frauen in die Politik!
Guatemala, 24. November. In den letzten zwei Wochen waren die Kolumnen der guatemaltekischen Zeitungen voll mit Analysen und Meinungen zu den Wahlergebnissen. Inhaltlich waren sie sich oft sehr ähnlich: die Sorge über einen Sieg der FRG in der zweiten Wahlrunde, die Angst darüber, dass die "alten Zeiten" wieder Einzug nehmen, die Befürchtungen, dass der Friedensprozess mit einem Sieg der FRG in Gefahr ist. Aus all diesen Kommentaren sticht derjenige von Laura E. Asturias heraus, welche als erste das ganze, absolut männerdominierte (wahl-) politische Geschehen aus einer feministischen Perspektive kritisiert: "Am letzten Mittwoch habe ich in der Fernsehsendung "Eine Sache von Minuten", Ausschnitte aus einer Rede von Alfonso Portillo gehört, in der er das Regierungsprogramm der FRG vorgestellt hat und plötzlich ist mir klargeworden, was die Popularität dieses Kandidaten ausmacht, unabhängig von der kriminellen Vergangenheit, die auf ihm lastet. Er beherrscht zweifellos die Kunst des Redens und fasziniert durch die Natürlichkeit seines Sprechens. Portillo sprach von Transparenz und Demokratie, unterstrich die Notwendigkeit von Toleranz in einem Land wie dem unseren, die verschiedenen Ethnien und die Mehrsprachigkeit könnten uns als Nation nur stärken. Und wiederholte, was er schon immer propagiert hatte: Dass er sich mit den andern Politikern hinsetzen wolle, um einen Konsens und einen Regierungspakt mit den verschiedenen Kräften auszuhandeln. All dies und noch mehr wiederholte Portillo am Freitag darauf, an einer Sitzung mit den gewählten Kongressabgeordneten und Bürgermeistern der FRG . Er rief sie dazu auf, ihr Amt mit Bescheidenheit anzutreten. Er versicherte, dass diejenigen, die sich als machtgierig und herrschsüchtig erwiesen, aus der Partei ausgeschlossen würden und dass diejenigen vor Gericht gebracht würden, die sich ein Verschulden zukommen liessen. Wie vereinbart aber Portillo diesen Diskurs, der sehr auf Einheit und Demokratie macht, mit demjenigen des Parteisekretärs Rios Montt (und den offensichtlichen Vormachtgelüsten des potentiellen Vizepräsidenten Reyes López)? Denn auch wenn dem Putschgeneral gelegentlich ein Satz entwischt, der dem neuen Jahrhundert durchaus angemessen ist, ist sein "normaler", militärischer Diskurs überholt und hinfällig. Es fragt sich, wie Portillo seine Toleranz in Einklang bringt mit einem Ausspruch Rios Montt's vom selben Freitag: Man müsse aufpassen, nicht so zu werden wie diese Schmutzfinke, die es lieber hätten, wenn "man es ihnen von hinten macht" und nicht so wie es "normal ist", dies sei unmoralisch (wie wenn Völkermord etwas Moralisches wäre). Zweifellos, der Hass gegen die Homosexuellen ist in den politischen Parteien weitverbreitet, dies zeigen auch verschiedene Statements von Berger (PAN) und Bianchi (ARDE). Doch auch in der FRG sind einige Militante homosexuell. Werden die bleiben können oder wird eine "Hexenjagd" gegen sie geführt mit dem Ziel, sie aus der Partei auszuschliessen? Werden sie ihren Fähigkeiten entsprechend geschätzt, so wie es eigentlich sein sollte, oder werden sie verurteilt für das, was sie, mit allem Recht, in ihrem Privatleben machen? Nach oben |
Und was soll man zu der archaischen Postur des Ex-Generals in Bezug auf die Anstellung von Sekretärinnen sagen? Laut ihm sollten sie "nicht zu hübsch" sein, denn sonst böten sie den Funktionären eine Versuchung. Die Armen, haben sie nicht einmal ihre Instinkte unter Kontrolle! Laut dieser Prämisse muss jede einigermassen hübsche Kongressabgeordnete ihre Schultern (und mehr) verdeckt halten, damit diejenigen, die Rios Montt Schweine und Hunde nennt, sie in Ruhe arbeiten lassen. Welch schlechte Werbung macht Rios Montt für sein eigenes Geschlecht und für seine Partei! Und schlimmer noch, welch jämmerliches Vorbild gibt er ab für seine Geschlechts- und Parteigenossen! Ohne Zweifel gibt es Männer, die zwanghaft Frauen verfolgen und belästigen. Aber vor diesen Männern sind auch die weniger hübschen Frauen nicht sicher. Anstatt eine Politik vorzuschlagen, die gegen die sexuelle Belästigung vorgeht, diskriminiert Rios Montt jede einigermassen hübsche Sektretärin, die sich um eine Stelle im Kongress bewirbt. Es gibt Leute in Guatemala, die gegen eine Quotenregelung in den politischen Ämtern sind, mit der Begründung, die Frauen müssten auf Grund ihren Fähigkeiten und nicht aufgrund von Quoten teilnehmen. Aber mit Rios Montt als möglichem Kongresspräsidenten, ist den Frauen nicht einmal aufgrund ihrer Fähigkeit eine Mitbestimmung zugesichert. Diese Tatsache lässt erahnen, gegen welche Opposition die Frauen mit ihren Vorschlägen zu Beginn des neuen Jahrhunderts ankämpfen müssen." |
Original-PDF 199 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 --- Nächstes Fijáte