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...geht er einen Schritt zu weit, wird ihm dasselbe passieren wie mir...

Fijáte 200 vom 15. Dez. 1999, Artikel 1, Seite 1

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...geht er einen Schritt zu weit, wird ihm dasselbe passieren wie mir...

Können Sie die verschiedenen Strömungen innerhalb des Militärs und ihren Einfluss auf die verschiedenen Regierungen etwas genauer erklären?

Es geht dabei darum, dass die jeweiligen Präsidenten die Führung innerhalb des Militärs jemandem geben, der ihnen loyal ist. Damit müssen sie nicht befürchten, dass es zu einem Staatsstreich kommt. Einer der Anwärter für die nächste Regierungsperiode ist Otto Pérez MolinaNF, der zur Zeit in den VGUSANF ist. Er ist nah befreundet mit Portillo und gilt als einer, der die progressive Linie vertritt. Während der Regierungzeit von VGRamiro de Leon CarpioNF war er Chef des Generalstabs des Präsidenten (VGEMPNF). Er hatte eine hohe Position innerhalb des Militärs, und war auch als Vertreter des Militärs bei den Friedensverhandlungen dabei. Doch als die Regierung wechselte, kam es zu internen Problemen und er wurde nach Washington versetzt. Es ist gut möglich, dass er jetzt zurückkommt, wenn Portillo die Wahlen gewinnt.

Wenn wir schon dabei sind, wie erklären Sie sich das Resultat der Wahlen?

Die FRG ist sehr stark. Dies ist eine Folge der schlechten Regierung Arzú's. Ich glaube nicht, dass die Leute unbedingt für die FRG wählten, sondern sie wählten gegen die VGPANNF. Im Landesinnern ist es der FRG bestens gelungen, die Leute zu manipulieren. Bei ihren Wahlveranstaltungen hat die FRG kein eigenes Programm vorgestellt, sondern einfach alle Fehler aufgezählt, welche die PAN in ihrer Regierungszeit begangen hat. Die Bevölkerung wollte einen Wechsel. Der andere wichtige Faktor war die Unsicherheit, die in Guatemala herrscht. Die Leute hofften, dass mit Portillo eine starke Führung kommt, die mit harter Hand durchgreift. Sie erwarteten von ihm, dass er persönlich die Kriminellen verfolgt.

Und was ist Ihre Prognose für die zweite Wahlrunde?

Ich glaube nicht, dass sie anders herauskommen wird als die erste. Da müsste direkt ein Wunder geschehen. Im Gegenteil, ich befürchte, dass die FRG noch stärker und die PAN noch schwächer abschneidet. Doch auch die FRG wird die Bedürfnisse der Bevölkerung nicht erfüllen können und ich denke, dass die Situation sich bis in vier Jahren dann so entwickelt hat, dass die Linke eine Chance hat, die Präsidentschaft zu stellen.

Wie erklären Sie sich die hohe Wahlbeteiligung?

Die Bevölkerung wollte eine Veränderung. Die Leute gingen mit der Illusion zur Wahl, dass ihnen die FRG diese Veränderung bringe.

Aber erinnerten sich die Leute denn nicht daran, wer die Leute sind, die in der FRG das Sagen haben?

Ich glaube, die Leute haben das Gedächtnis verloren. In Guatemala können viele Leute nicht Lesen und Schreiben und wissen gar nicht, was alles passiert ist. Diejenigen, die es wissen, sind die Leute, die in den Städten leben, aber es ist auch Teil unserer Kultur, dass wir glauben, es müsse ein Mann mit einer starken Hand her, damit die Probleme beseitigt werden. Und so vergassen die Leute, was die Männer mit den starken Händen in der Vergangenheit angerichtet haben. Verschiedene Parteien haben versucht, auf die Vergangenheit der Leute der FRG hinzuweisen. Doch der gewünschte Effekt blieb aus. Gegen Portillo lief ja diese sehr starke Kampagne in den Zeitungen wegen den zwei Morden, die er begangen hat. Man erhoffte sich davon eine Diskretitierung Portillos, aber schlussendlich stärkte es seine Position. In den Provinzen VGZacapaNF, ChiquimulaNF, VGSanta RosaNF usw., in all diesen Provinzen im Osten des Landes, die von einer stark machistischen Mentalität geprägt sind, hatte dies einen sehr positiven Effekt. In diesen Provinzen sagten die Leute: Wie gut, der schreckt nicht davor zurück, jemanden umzubringen, wenn es nötig ist!

Vom Ausgang der Wahlen hängt wohl auch ab, wann Sie wieder nach Guatemala zurückkehren können.Wie sehen Sie ihre persönliche Situation?

Sehr unsicher. Im Moment bin ich hier. Ich will aber nicht für immer im Exil bleiben. Ich will irgendwann nach Guatemala zurückkehren. Ich glaube, es gibt dort noch viel zu tun! Aber ich muss warten, wie sich die Situation entwickelt, es könnte ja sein, dass sich bald etwas verändert, obwohl ich daran nicht so recht glaube.

Und Ihre Zukunft?

Ich denke, ich werde bis mindestens Ende nächstes Jahr hier bleiben und versuchen, hier etwas zu arbeiten. Ich würde gerne eine Arbeit über die Veränderungen des Justizwesens in Lateinamerika schreiben.

Vielen Dank fürs Gespräch!


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