Kein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück: Fall Gerardi
Fijáte 196 vom 20. Okt. 1999, Artikel 4, Seite 4
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Kein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück: Fall Gerardi
Guatemala, 10. Oktober. Nachdem er verschiedentlich öffentlich die Meinung vertreten hatte, der Präsidiale Generalstabs (EMP) sei am Mord des Weihbischofs Juan Gerardi beteiligt gewesen und die Fälschung der Bücher dieser Institution aufgedeckt hatte, ist der Staatsanwalt Celvin Galindo am 7. Oktober von seinem Amt zurückgetreten und ins nordamerikanische Exil abgereist. Galindo hatte sein Amt am 4. Januar 1999 angetreten und erhielt seitdem immer wieder Morddrohungen. Diese hätten sich, je näher er der Aufklärung des Falles gekommen sei, gehäuft, speziell seit er mit den DNA- Proben aus den Vereinigten Staaten zurückgekommen sei. Seit neustem seien die Drohungen auch gegen seine Familie gerichtet gewesen, was ihn zum Schritt ins Exil veranlasst habe. Er sei frustriert darüber, den Fall nicht fertig aufgeklärt zu haben, aber trotzdem zufrieden, da er doch einiges habe lösen können, meinte Galindo. Die Grundlagen seien geschaffen, um den Fall zu lösen, wann und wer immer das wolle. Vor seiner Abreise stellte Galindo noch Antrag auf einen Haftbefehl gegen die beiden Militärs Byron Lima Oliva und Francisco Escobar Blas, wegen Verdacht der Beteiligung am Mord Juan Gerardis. Der Rücktritt und die Abreise Galindos hat Besorgnis bei den verschiedenen Menschenrechtsorganisationen ausgelöst. Nery Rodenas vom erzbischöflichen Menschenrechtsbüro (ODHA) befürchtet, dass die Aufklärung des Falles verzögert werde und gibt die Schuld der Regierung, da diese die parallel zum Staat funktionierenden Gruppen nicht unter Kontrolle habe. Helen Mack bezeichnet den Rücktritt Galindos als harten Schlag fürs guatemaltekische Justizsystem. Auch die Mission der Vereinten Nationen für Guatemala (MINUGUA) bedauert den Rücktritt Galindos. Mit der Ernennung Galindos als verantwortlichen Staatsanwalt im Fall Gerardi, hätten die Untersuchungen eine neue Richtung eingeschlagen und man habe wieder von einem politischen Motiv gesprochen. Nach oben |
Am 15. Oktober hat die Staatsanwaltschaft den Richter Leopoldo Zeissig als neuen Verantwortlichen mit den Untersuchungen im Fall Gerardi beauftragt. Zeissig war der engste Mitarbeiter des zurückgetretenen Galindo. Die Staatsanwaltschaft erklärte, sie gebe nicht auf, bis das Verbrechen an Bischof Gerardi aufgeklärt sei. Am 13. Oktober ist auch der Priester Mario Orantes Nájera ins Exil gegangen. Sein Anwalt, José Toledo, gab bekannt, auch Orantes habe Morddrohungen bekommen. Ausserdem sei sein Gesundheitszustand prekär. Er sei jedoch bereit, nach Guatemala zurückzukehren, falls seine Anwesenheit vor Gericht erforderlich sei. Am 18. Oktober liess die Prensa Libre verlauten, MINUGUA werde eine wichtige Zeugin im Fall Gerardi präsentieren. Die Frau sei bedroht worden und habe sich die letzten Monate versteckt gehalten. MINUGUA will die Zeugin nicht bekanntgeben, ohne vorher die Zusicherung des Präsidenten Alvaro Arzu zu haben, dass ihr nichts geschieht oder sie ausser Land gebracht wird, falls ihr Leben in Gefahr ist. Die Zeugin würde mit ihrer Aussage die Angaben des ehemaligen Mitglieds des Präsidialen Generalstabs, Manuel Aguilar Martínez erhärten, hiess es in der Prensa Libre. |
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