Verhaftungen im Fall Gerardi
Fijáte 203 vom 2. Feb. 2000, Artikel 4, Seite 3
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Verhaftungen im Fall Gerardi
Guatemala, 25. Januar. Byron Disrael Lima Estrada und sein Sohn Byron Miguel Lima Oliva sowie José Obdulio Villanueva Arévalo, wurden als die Hauptverdächtigen im Mordfall des Bischofs Juan Gerardi verhaftet. Lima Estrada ist pensionierter Oberst des guatemaltekischen Geheimdienstes, sein Sohn, Lima Oliva, war zur Zeit des Mordes Mitglied des Präsidialen Generalstabes (EMP). Villanueva ist ehemaliger Militärspezialist. Weiter wurden Haftbefehle ausgestellt gegen Margarita López, die Haushälterin des Pfarrhauses, in dem Gerardi ermordet wurde, sowie gegen Mario Orantes, ebenfalls Priester und im selben Haus wohnhaft wie Gerardi. Die ersten drei werden der aussergesetzlichen Hinrichtung angeklagt, die Haushälterin wird der Beihilfe zum Mord beschuldigt. Im Fall von Mario Orantes ist die Anklage noch unklar: Staatsanwalt Leopoldo Zeissig, plädiert auf aussergesetzliche Hinrichtung, die zuständige Richterin Flor de María García Villatoro auf Beihilfe zum Mord. Weitere Verhaftungen in dem Fall wurden von Zeissig angekündigt. Es kursieren die Namen von Francisco Escobar Blas, Carlos Villatoro Interiano, José Luis Yuman und anderen Militärs, die im Zusammenhang mit dem Fall Gerardi bereits auf der Verdächtigenliste standen. Die Verhaftungen erfolgten aufgrund der Ergebnisse der kürzlich gemachten DNA-Proben sowie auf sich deckende Zeugenaussagen. Ausschlaggebend dabei war die am 17. Januar gemachte Aussage von Rubén Chanax Sontai, der fürs Militär Geheimdienstaufgaben erledigte und die Verhafteten am Tatort gesehen haben will. Seine Aussage deckte sich mit derjenigen des Taxifahrers Jorge Diego Méndez Perussina und derjenigen des ehemaligen Agenten des EMP, Jorge Anguilar Martínez. Die Verhafteten sind alles andere als unbeschriebene Blätter im Fall Gerardi: Lima Estrada und Lima Oliva wurden seit Beginn der Untersuchungen als mögliche Verantwortliche genannt. Mario Orantes und die Haushälterin waren bereits einmal in Haft, mussten jedoch wegen mangelnder Beweislage freigelassen werden. Orantes befindet sich seither in den Vereinigten Staaten, wo er wegen einem Herzleiden in Behandlung ist. Und Villanueva wurde wegen der Ermordung des Milchmannes Pedro Sas Rompich, ganz zu Beginn der Regierungszeit Arzú's, zu vier Jahren Gefängnis bedingt verurteilt, eine Strafe, die kürzlich verjährte. Nach oben |
Ob wir uns mit diesen Verhaftungen der Aufklärung des Falles Gerardi nähern, oder ob es eine weitere Seifenblase ist, die früher oder später platzt, ist nicht klar: Für diejenigen, die es wissen wollten, ist die Entwicklung der Ereignisse nichts Neues, die Namen aller Verhafteten waren im Zusammenhang mit dem Fall bekannt und es erstaunt bloss, dass nicht viel früher gehandelt wurde. Der Analytiker Fernando Solis kommt zum Schluss, dass mit diesen Verhaftungen der Beweis erbracht ist, dass eben doch paramilitärische Kräfte für die Ermordung des Bischofs verantwortlich gewesen sind. Ziel dieser paramilitärischen Strukturen sei die Verfolgung, Kontrolle und Ermordung von Personen, die sich für die Einhaltung der Menschenrechte einsetzten, meinte Solis Die Tatsache, dass es Alvaro Arzú während seiner Regierungszeit nicht geschafft hat, den Fall aufzuklären, hat wohl mit seiner Abhängigkeit von diesen paramilitärischen Strukturen und seinem entsprechenden Desinteresse an der Aufklärung zu tun. Erstaunlich ist jedoch, dass kaum eine Woche nachdem Portillo seine 'Hilfe' angeboten und versprochen hat, die notwendigen Schritte zu veranlassen, der Fall gelöst zu sein scheint... |
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