Auf den Leim gegangen
Fijáte 203 vom 2. Feb. 2000, Artikel 3, Seite 3
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Auf den Leim gegangen
Guatemala, 21. Januar. Der Leimfabrikant H.B. Fuller, der sich während Jahrzehnten an den 'leimschnüffelnden' zentralamerikanischen Jugendlichen bereicherte, hat endlich den Verkauf von lösungsmittelhaltigen Klebstoffen in Zentralamerika eingestellt. Das Unternehmen beliefert etwa 70% des zentralamerikanischen Klebstoffmarktes und seine Leime sind die beliebteste und billigste Droge der Strassenkinder. Die Einstellung des Verkaufes in Zentralamerika erfolgte laut H.B. Fuller bereits im November, wurde aber erst jetzt durch die Reportage einer nordamerikanischen Zeitschrift bekannt. Die H.B. Fuller, mit Sitz in Minnesota, USA, gab zunächst keine Erklärung über den Rückzug der lösungsmittelhaltigen Klebstoffe ab. Dies lässt darauf schliessen, dass dahinter kein freiwilliges Handeln steht, sondern dass sich die H.B.Fuller zu diesem Schritt gezwungen sah. Seit Ende der achtziger Jahre haben weltweit Kinderschutzorganisationen unablässig gefordert, dass den Leimen ein Zusatz beigegeben wird, der eine abstossende Wirkung hat. Das Unternehmen weigerte sich jedoch, dies zu tun, obwohl von anderen Fabrikanten gute Erfahrungen mit diesem Zusatz gemacht wurden. In einer am 18. Januar veröffentlichten Erklärung meinte die H.B. Fuller nun, es werde wohl noch drei bis fünf Monate dauern, bis die lösungsmittelhaltigen Klebstoffe ganz aus dem Sortiment verschwänden. In Chile und der Dominikanischen Republik würden die Produkte weiterhin an die Industrie verkauft, jedoch unter der Bedingung, dass kein Wiederverkauf stattfindet. Der Entscheid der H.B. Fuller, die Klebstoffe vom zentralamerikanischen Markt zurückzuziehen ging ein jahrzehntelanger Druck von Casa Alianza und anderen Kinderschutzorganisationen voraus. Diese verlangten, dass die Produktion auf Leime umgestellt werde, die auf Wasserbasis hergestellt würden und so die Gesundheit der inhalierenden Kinder und Jugendlichen nicht gefährden. (In Europa werden von der H.B. Fuller längst nur noch auf Wasserbasis hergestellte Leime vertrieben.) Von nordamerikanischen Senatsabgeordneten wurde auch mit einem Boykottaufruf gegen den Leimhersteller gedroht. Nach oben |
Vielleicht war der Entschluss der H.B. Fuller doch auch davon beeinflusst, dass verschiedene andere Klebstoffhersteller ihre Produkte mehr und mehr auf Wasserbasis herstellen. Bis 1993 war der andere grosse Klebstoffhersteller in Zentralamerika die deutsche Firma Henkel Corporation. Auch Henkel musste dem auf das Unternehmen ausgeübten Druck nachgeben und seine Produkte aus Zentralamerika zurückziehen. Klebstoffe wie der von H.B. Fuller hergestellte 'Resistol' werden vor allem für die Schuhfabrikation verwendet und sind bei jedem Schuhmacher billig zu kaufen. Eingeatmet durch Mund oder Nase gelangen die Dämpfe direkt in Lunge und Hirn. Sie behindern die Sauerstoffzufuhr und können zu vorübergehenden oder irreversiblen Gehirnstörungen führen, ebenso zu Leberschäden oder Herzinfarkten. |
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