Fortschritte im Fall Gerardi
Fijáte 193 vom 8. Sept. 1999, Artikel 1, Seite 1
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Fortschritte im Fall Gerardi
Während der sechzehn Monate seit der Ermordung von Bischof Juan Gerardi, haben der Präsident Jorge Manuel Aguilar Martínez, ehemaliger Spezialist des Generalstabs des Präsidenten (EMP) brachte in seiner Zeugenaussage diese militärische Spezialeinheit in einen direkten Zusammenhang mit dem Mord an Bischof Gerardi. Offiziell ist der EMP - dessen Auflösung auf Ende Jahr angekündigt ist - eine von der Armee unabhängige Institution, deren Aufgabe es ist, die Sicherheit des Präsidenten und seiner Familie zu garantieren. Immer wieder war jedoch der Generalstab des Präsidenten an verschiedenen Laut Aguilar Martínez wurde die Ermordung Gerardis von langer Hand vorbereitet und ein Spezialplan erstellt für den Tag des Verbrechens. Angezettelt wurde gemäss Aguilar Martínez die ganze Sache von Francisco Escobar Blas, einem Hauptmann a.D. des EMP, Byron Lima Oliva Weiter sagte der Zeuge aus, im Gebäude des EMP befände sich der weisse Toyota, welcher in der Mordnacht in der Nähe der Kirche San Sebastián gesehen worden sei. Das von andern Zeugen identifizierte Autokennzeichen sei ebenfalls auf den Namen des EMP ausgestellt. Das folgende Zitat entstammt der Zeugenaussage Jorge Manuel Aguilar Martínez: "Am 26. April habe ich um 18.00 Uhr meinen Dienst angetreten. Der Kollege, der die Übergabe machte, sagte, es sei nichts Aussergewöhnliches vorgefallen. Der Dienstchef an diesem Tag war Hauptmann Dubois. Um 20.30 Uhr fuhr ein roter Trooper mit dem Kennzeichen 8201 vor, darin sassen der Hauptmann Francisco Escobar Blas, der Spezialist Galindo, sowie zwei weitere Spezialisten des Sicherheitsdienstes, früher G2 |
Um 22.30 fuhr ein Fahrzeug des EMP vor. Darin sassen der Hauptmann Lima Oliva und ein junger Mann, sowie drei weitere Personen, welche die Gesichter mit schwarzen Mützen bedeckt hielten und dunkle Brillen trugen. Lima Oliva stieg aus und ging direkt ins Büro des Obersten Rudy Pozuelas, dem damaligen Chef des EMP. Zurück kamen die beiden, Lima und Pozuelas und stiegen in das Fahrzeug. Fünf Minuten später erhielt ich einen Anruf, den ich weiterleitete und der lautete: Es gibt ein "18" (Problem). Hauptmann Dubois hat sofort alle zur Verfügung stehenden Leute mobilisiert." Nachdem er seine Aussage gemacht hatte, ging der Zeuge mitsamt seiner Familie aus Sicherheitsgründen ins Exil. Insgesamt arbeitete Aguilar Martínez während neun Jahren beim Generalstab des Präsidenten. Er arbeitete in den verschiedensten Funktionen beim EMP, vom Kellner bis zum stellvertretenden Dienstchef. Am Tag des Mordes an Juan Gerardi kontrollierte er die vor- und wegfahrenden Fahrzeuge, weshalb er auch den verdächtigen Wagen identifizieren konnte. Seitens des Militärs heisst es, Aguilar Martínez sei bloss ein einfacher Pförtner mit Geldproblemen. Die Pressestelle des Militärs (
Bischof Mario Rios Montt José Toledo, der Anwalt des während mehreren Monaten in Untersuchungshaft gesessenen Priesters Mario Orantes, bezeichnet die Aussage Aguilar Martínez als glaubwürdig, seriös und einleuchtend. Staatsanwalt Celvin Galindo bezeichnet den Zeugen ebenfalls als glaubwürdig und bestätigt, dass sich seine Aussage in Vielem mit den von der Staatsanwaltschaft erbrachten Beweisen decke. Doch die Sache ist voller Widersprüche: In dem vom Verteidigungsministerium Die Richterin Flor de María García hat dem Antrag der Staatsanwaltschaft entsprochen und dehnt die Untersuchung auf den EMP aus. Die Lohnlisten der Jahre 1994/95 und 1998/99 sollen geprüft werden sowie die Dienstbücher derselben Jahre über die Kontrolle der Fahrzeuge dieser Institution. Der Staatsanwalt Celvin Galindo fordert die sofortige Untersuchung dieser Dokumente, um zu verhindern, dass sie zerstört werden oder verschwinden. Sie seien äusserst wichtig für die Beweisführung und eine spätere Verhandlung. Galindo sieht einer baldigen Aufklärung des Falles Gerardi positiv entgegen. Die Resultate der DNA-Analysen hätten die Untersuchung um einiges vorangetrieben. Sechs Personen hätten definitv von der Verdächtigenliste gestrichen werden können. Unter den weiterhin Verdächtigen befänden sich der Hauptmann Byron Lima Oliva, dessen Vater, Oberst Byron Disrael Lima Estrada Die Staatsanwaltschaft erhöhte die Sicherheitsvorkehrungen für drei AnwältInnen, unter ihnen Celvin Galindo, der Todesdrohungen erhielt, nachdem er die baldige Aufklärung des Falles Gerardis angekündigt hatte. |
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