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Fortschritte im Fall Gerardi

Fijáte 193 vom 8. Sept. 1999, Artikel 1, Seite 1

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Fortschritte im Fall Gerardi

Um 22.30 fuhr ein Fahrzeug des EMP vor. Darin sassen der Hauptmann Lima Oliva und ein junger Mann, sowie drei weitere Personen, welche die Gesichter mit schwarzen Mützen bedeckt hielten und dunkle Brillen trugen. Lima Oliva stieg aus und ging direkt ins Büro des Obersten Rudy Pozuelas, dem damaligen Chef des EMP. Zurück kamen die beiden, Lima und Pozuelas und stiegen in das Fahrzeug. Fünf Minuten später erhielt ich einen Anruf, den ich weiterleitete und der lautete: Es gibt ein "18" (Problem). Hauptmann Dubois hat sofort alle zur Verfügung stehenden Leute mobilisiert."

Nachdem er seine Aussage gemacht hatte, ging der Zeuge mitsamt seiner Familie aus Sicherheitsgründen ins Exil. Insgesamt arbeitete Aguilar Martínez während neun Jahren beim Generalstab des Präsidenten. Er arbeitete in den verschiedensten Funktionen beim EMP, vom Kellner bis zum stellvertretenden Dienstchef. Am Tag des Mordes an Juan Gerardi kontrollierte er die vor- und wegfahrenden Fahrzeuge, weshalb er auch den verdächtigen Wagen identifizieren konnte.

Seitens des Militärs heisst es, Aguilar Martínez sei bloss ein einfacher Pförtner mit Geldproblemen. Die Pressestelle des Militärs (VGDIDENF) bestätigte, dass der neue Zeuge im Fall Gerardi Pförtner des Nationalpalates gewesen war und der Armee angehörte. In einer Pressekonferenz der DIDE wurde ein Lohnausweis von Aguilar Martínez präsentiert, der über eine Summe von 1600 Quetzales (rund 240 US-$) ausgestellt ist. Dabei wurden wieder die finanziellen Probleme des Zeugen erwähnt und auf die Möglichkeit hingewiesen, er könnte seine Aussage gegen Geld gemacht haben. Laut DIDE ist es ausserdem unmöglich, dass Aguilar Martínez als Pförtner an die von ihm ausgesagten Informationen gekommen sei. Nery RodenasNF vom erzbischöflichen Menschenrechtsbüro (ODHA) bezeichnet Aguilar Martínez als einen sehr wichtigen Zeugen im Falle Gerardi. Seine Aussagen decken sich mit denjenigen anderer Zeugen, z.B. mit der des Taxifahrers Jorge Diego Méndez PerussinaNF, bezüglich des Autokennzeichens des weissen Toyotas.

Bischof Mario Rios MonttNF, Koordinator des ODHA hofft, dass der Staatsanwalt Celvin Galindo und die Richterin Flor de María García die Aussagen des Zeugen ernst nehmen.

José Toledo, der Anwalt des während mehreren Monaten in Untersuchungshaft gesessenen Priesters Mario Orantes, bezeichnet die Aussage Aguilar Martínez als glaubwürdig, seriös und einleuchtend.

Staatsanwalt Celvin Galindo bezeichnet den Zeugen ebenfalls als glaubwürdig und bestätigt, dass sich seine Aussage in Vielem mit den von der Staatsanwaltschaft erbrachten Beweisen decke.

Doch die Sache ist voller Widersprüche: In dem vom VerteidigungsministeriumNF dem Gericht eingereichten Dienstbuch von jenem 26. April 1998, erscheinen zwei Einträge über Ein- und Ausgänge von Personal, die nicht von Aguilar Martínez stammen und die laut ihm auch gar nicht stattgefunden haben. Da die Einträge handschriftlich sind, wird nun ein graphologisches Gutachten erstellt.

Die Richterin Flor de María García hat dem Antrag der Staatsanwaltschaft entsprochen und dehnt die Untersuchung auf den EMP aus. Die Lohnlisten der Jahre 1994/95 und 1998/99 sollen geprüft werden sowie die Dienstbücher derselben Jahre über die Kontrolle der Fahrzeuge dieser Institution. Der Staatsanwalt Celvin Galindo fordert die sofortige Untersuchung dieser Dokumente, um zu verhindern, dass sie zerstört werden oder verschwinden. Sie seien äusserst wichtig für die Beweisführung und eine spätere Verhandlung.

Galindo sieht einer baldigen Aufklärung des Falles Gerardi positiv entgegen. Die Resultate der DNA-Analysen hätten die Untersuchung um einiges vorangetrieben. Sechs Personen hätten definitv von der Verdächtigenliste gestrichen werden können. Unter den weiterhin Verdächtigen befänden sich der Hauptmann Byron Lima Oliva, dessen Vater, Oberst Byron Disrael Lima EstradaNF, der Mayor Francisco Escobar Blas, sowie fünf weitere Militärs.

Die Staatsanwaltschaft erhöhte die Sicherheitsvorkehrungen für drei AnwältInnen, unter ihnen Celvin Galindo, der Todesdrohungen erhielt, nachdem er die baldige Aufklärung des Falles Gerardis angekündigt hatte.


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