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Lesben und Schwule in Guatemala

Fijáte 194 vom 22. Sept. 1999, Artikel 1, Seite 1

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Lesben und Schwule in Guatemala

Während Mitarbeiter von MINUGUA, die in ihren Menschenrechtsberichten immer wieder von Gewalt gegenüber Homosexuellen sprechen, den genauen Tathergang bei Übergriffen aufnehmen, hat sich der Menschenrechtsprokurator anfangs geweigert, in seinen Berichten "Intoleranz gegenüber Homosexuellen" als Grund für Übergriffe anzugeben.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Schwule und Lesben einer Front der Ablehnung gegenüberstehen. In der guatemaltekischen Gesellschaft, die Familie und VGKinderNF als den grössten Segen ansieht, gelten Homosexuelle als "unproduktiv". Es besteht grosser Druck, zu heiraten. Fernando Bances meint, dass mehr als 50 Prozent aller Schwulen Eheringe tragen. Am meisten fürchten guatemaltekische Schwule und Lesben den Ausschluss aus der Familie und den Verlust der Arbeit. Begründete Ängste: Schon mehrmals wurden Homosexuelle, die an Demonstrationen teilnahmen wegen in Zeitungen veröffentlicheter Fotos gekündigt.

Lesben in Guatemala

Frauen haben unter dem herrschenden "Machismo" in Guatemala sehr zu leiden. Der Grossteil der Frauen ist abhängig von den Männern, sowohl Arbeitsplätze als auch gerechte Löhne für Frauen sind selten. Eine Tatsache, die natürlich auch Lesben betrifft. Um ihre Situation zu verbessern, haben lesbische Frauen vor ein paar Jahren die Gruppe "Mujeres SOMOS" (Frauen sind wir!) gegründet. Eine schwierige Aufgabe. Bei der diesjährigen Demonstration am Tag der Frau haben die Frauen von Mujeres SOMOS durchwegs Kapuzen getragen - aus Angst, erkannt zu werden, und aus Angst vor Repression.

Schwule und Lesben in Guatemala leben nach wie vor in sehr autoritären Verhältnissen. Zur Zeit kursiert das Gerücht, dass von den konservativen Parteien demnächst ein Gesetz zur Kontrolle von Prostitution im Kongress eingebracht werden soll, das auch Homosexualität unter Strafe stellen würde. Um sich noch selbstbewusster präsentieren zu können, wäre eine bessere interne Organisation der homosexuellen Gemeinde nötig. Viele Betroffene sind sich dieser Problematik nicht bewusst. In den letzten Jahren hat sich so manches durch die Initiative von Einzelpersonen geändert. Ein koordiniertes, gemeinsames Handeln würde aber den Kampf der Schwulen und Lesben um Gleichberechtigung in der Gesellschaft erleichtern. Die Toleranz einer Gesellschaft kann vor allem an ihrem Umgang mit Minderheiten abgelesen werden. In diesem Punkt muss sich in Guatemala noch einiges verbessern.


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