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Wahlfilz

Fijáte 195 vom 6. Okt. 1999, Artikel 1, Seite 1

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Die provozierende Aggression der Ex- PAC von Xococ in Zusammenhang mit dem Prozess wegen des Massakers von Río Negro sowie die Fälle von VGLynchjustizNF in VGQuichéNF, VGHuehuetenangoNF, VGPeténNF und VGAlta VerapazNF verbreiten ein Klima der Nichtregierbarkeit, welche durch die verschiedenen Parteien gefördert wird, indem sie solche Ereignisse anheizen.

Zur politischen Zersplitterung kommt die in Vergessenheit geratene Demokratie: Vor einigen Tagen haben sich die Wahlkarawanen der FRG und der PAN auf der Avenida Petapa (einer der Hauptverkehrsadern der Hauptstadt) gekreuzt. Schon von weitem haben sie sich gegenseitig beschimpft, die Chauffeure hielten die Fahrzeuge an, die SympathisantInnen der jeweiligen Parteien stiegen aus und die Sache endete in einer Schlägerei. In kürzester Zeit versammelte sich eine Menge Zuschauer- Innen und der einheitliche Kommentar lautete: "Schaut, genau deshalb wählen wir weder die einen noch die andern."

Die regelrechte Wahlschlacht, zu der die Kampagne verkommen ist, trägt zur bereits weitverbreiteten Nichtrespektierung der VGVerfassungNF bei. Das Verhalten des Staatsanwaltes Fernando Mendizabal ist ein Beispiel dafür: Noch bevor die Ausgrabungen begonnen haben, vertrat er die Meinung, die in den Installationen der VGMilitärpolizeiNF (PMA) gefundenen Knochen stammten von Hundeskeletten. Wenige Wochen später, immer noch ohne eine einzige Ausgrabung gemacht zu haben, änderte er seine Meinung und sagte, es handle sich um die Überreste von fünftausend Personen, die im Jahre 1982 umgebracht wurden.

Auch der Fall des Weihbischofs VGJuan GerardiNF sowie der "Fall Mincho", werden zu wahlpolitischen Zwecken missbraucht. Am Fall Gerardi werde versucht, im Ausland das Bild eines erfolgreich verlaufenden Friedensprozesses darzustellen, ist der Septemberausgabe der mexikanischen Zeitung Letras Libres zu entnehmen.

Derweil haben die ÖkonomistInnen begonnen, sich gegen die unübersehbare wirtschaftliche Krise auszusprechen und vor Konflikten mit einzelnen Berufssektoren gewarnt. Die Angestellten des Transportwesens waren die ersten, die sich darüber beklagten, dass sie in Dollars bezahlen müssten und in Quetzales bezahlt würden. Der Präsident der Handelskammer, sich selber zum Sprecher des Landwirtschaftsektors machend, hat sich über die finanziellen Engpässe und eine mögliche Steuererhöhung beklagt und fordert die Reduzierung der öffentlichen Ausgaben.

Der Internationale Währungsfond (IWF) als zusätzlicher Spieler auf die politische Bühne getreten. Das interne Memorandum, das letzte Woche von der Zeitung "El Periodico" publiziert wurde, und das bisher als geheim gehandelt wurde, kommt in Wirklichkeit mit einigen Monaten Verspätung an die Öffentlichkeit. Eine notwendige Debatte über diese Analyse, und zwar bevor eine politischen Polarisierung stattgefunden hat, hätte erlaubt, die Verteilung der sozialen und politischen Kosten der vom IWF empfohlenen Massnahmen transparent zu machen: Erhöhung der Zinsen, drastische Reduzierung der öffentlichen Ausgaben und Devaluation, zu einer Zeit, in der die dualistische Ökonomie völlig unproportional ist: Rund 96% der Bevölkerung ist ausserhalb der Reichweite des Dollars. Heute ist es unmöglich, diese Diskussion und viele andere, die dringend anstehen, unabhängig von Wahlpolitischen Interessen zu diskutieren.


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