Schwelender Grenzstreit zwischen Guatemala und Belice
Fijáte 197 vom 3. November 1999, Artikel 7, Seite 4
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Schwelender Grenzstreit zwischen Guatemala und Belice
Guatemala, 22. Oktober. Die Grenzstreitigkeiten zwischen Belize und Guatemala haben in den letzten Wochen an Schärfe zugenommen. Am 12. Oktober gab das Militär von Belize die Verhaftung von vier guatemaltekischen Brüdern bekannt, die sich ohne Bewilligung auf belizischem Territorium aufhielten. Die offizielle Erklärung Belizes lautete, sie hätten bei einer Razzia im sich auf belizischem Boden befindenden Haus der Guatemalteken illegale Waffen gefunden. Ausserdem stehe einer der Verhafteten unter Mordverdacht. Auf guatemaltekischer Seite machten die Verwandten und NachbarInnen der Brüder eine Anzeige beim Menschenrechtsprokurator. Die Soldaten aus Belize seien ins Haus der Familie eingedrungen und hätten die vier Brüder entführt sowie sonstige Familienmitglieder misshandelt. Ausserdem hätten die Soldaten Geld aus dem betreffenden Haus gestohlen. Den Angehörigen sei der Grund für diese Verhaftung nicht bekannt, sie vermuten jedoch, dass ihr belizischer Nachbar, mit dem sie in Landstreitereien stünden, dahintersteckt. Am 14. Oktober gab der Botschafter Belizes in Guatemala, Mike Mena, bekannt, dass zwei der vier Guatemalteken zur Bezahlung von je 400 Quetzales (rund 50 US-$) und einer Gefängnisstrafe von je 30 Monaten verurteilt wurden. Die beiden andern seien mit einer Geldstrafe bzw. mit einem Freispruch davongekommen. Die guatemaltekische Regierung, welche sich bis dahin nicht zu dem Vorfall geäussert hatte, akzeptierte das Urteil nicht, mit der Begründung, die Verhaftung durch das belizische Militär sei illegal, da sie auf guatemaltekischem Gebiet stattgefunden habe. Vorfälle wie dieser sind keine Einzelfälle. Bereits im Juni dieses Jahres wurde bei einem Grenzzwischenfall ein guatemaltekischer Campesino unter unklaren Umständen von Soldaten Belizes getötet. Solche Vorkommnisse sind, wie der guatemaltekische Aussenminister Eduardo Stein treffend formunlierte "beunruhigend, da der Ursprung dieser Art von Problemen in den nicht definierten Grenzverläufe liegt." Nach oben |
Die sich häufenden Zwischenfälle an der gemeinsamen, nicht klar definierten Grenze und die Weigerung der Regierung Belizes, den Grenzstreit vor einem internationalen Gericht zu lösen, hat die diplomatischen Beziehung zwischen den beiden Ländern abkühlen lassen. Anlässlich des XX. regionalen Gipfeltreffens Mitte Oktober trafen sich Stein und der Vizeminister Belizes, John Briceño, hinter verschlossenen Türen, um eine Lösung des Konfliktes zu diskutieren. In erster Linie geht es darum, dass Belize, dem 1991 vom damaligen guatemaltekischen Präsidenten Jorge Serrano Elías die Unabhängigkeit zugestanden wurde, sich bisher geweigert hat, sein Versprechen einzulösen und Guatemala einen Zugang zum karibischen Meer zu gewährleisten. Belize bleibt hart in seiner Position. Briceño: "Wir haben zuviel Zeit mit der Suche nach einer juristischen Lösung verschwendet. Für mich sind die gezogenen Grenzen eine Tatsache". Nach den Wahlen in Guatemala würden sie dann mit dem neuen Präsidenten weiterverhandeln, schloss Briceño. |
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