Gewissensgericht verurteilt Diktatoren
Fijáte 193 vom 8. Sept. 1999, Artikel 2, Seite 2
Original-PDF 193 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 - 11 - 12 --- Nächstes Fijáte
Gewissensgericht verurteilt Diktatoren
Guatemala, 26. August. Die Vereinigung der UniversitätsstudentInnen (AEU) der Universität San Carlos (USAC) feierte zum zehnten Mal das "Festival für Solidarität und Frieden". Dieser Anlass findet alljährlich zu Ehren derjenigen StudentInnen statt, welche in den achtziger Jahren Opfer der Repression geworden waren. Im Rahmen des diesjährigen Festivals wurde ein symbolisches "Gewissensgericht" abgehalten, an dem verschiedene Menschenrechtsorganisationen teilnahmen, u.a. die Gruppe für gegenseitige Hilfe (GAM), die Familienangehörigen von Verschwundenen (FAMDEGUA) und das erzbischöfliche Menschenrechtsbüro (ODHA). Ziel dieses Tribunals war es, die Geschichte der StudentInnenbewegung anhand konkreter Vorkommnisse während der Zeit der Repression aufzuzeigen und in Erinnerung zu rufen. Die Jury, zusammengesetzt aus VertreterInnen des GAM und der Guatemaltekischen Menschenrechtskommission (CDHG), hörte die Aussagen von ZeugInnen, Opfern, sowie Kindern von Verschwundenen an. Vor dem "Gewissensgericht" wurde der Ex-Präsident Romeo Lucas García symbolisch angeklagt für das Verschwinden von Oliverio Castañeda de León und zwei weiteren Studenten sowie für die Morde an verschiedenen politischen Persönlichkeiten. Ebenso wurde symbolisch Anklage erhoben gegen General Efraín Ríos Montt für die "Politik der Verbrannten Erde" und die in diesem Zusammenhang begangenen Massaker sowie gegen General Oscar Mejía Víctores für das Verschwinden von acht StudentInnen im Jahre 1984. Das "Gewissensgericht" hat die Angeklagten symbolisch zu lebenslanger Gefängnisstrafe verurteilt, sowie die Streichung ihrer Namen aus den Geschichtsbüchern gefordert. Sie wurden für politisch und moralisch schuldig gesprochen dafür, dass sie Tausenden von GuatemaltekInnen das Leben geraubt haben, Familien zerstört, Ungewissheit und Angst gesät, sowie Träume und Hoffnungen zerstört haben. Im Namen der Jury hielt Nineth Montenegro, Gründerin des GAM und Kongressabgeordnete, die Schlussrede: "Ich verurteile diese Männer zur öffentlichen und lebenslänglichen Ächtung und zum gesellschaftlichen und politischen Ausschluss." Nach oben |
Mario Polanco, ebenfalls Mitglied der GAM, sagte, dieses Gericht sei mehr als eine symbolische Geste. Er hoffe, dass solche Prozesse eines Tages Wirklichkeit würden. Carlos Aldana vom ODHA rief dazu auf, die Erinnerung an die Ermordeten aufrechtzuerhalten und die Suche nach den Verschwundenen weiterzuführen. Er forderte, dass die historische und die kollektive Erinnerung ein zentraler Punkt des staatlichen Erziehungssystems werde, damit die Heranwachsenden ein Gefühl des Ekels und der Verachtung gegenüber den Menschenrechtsverletzungen dieser Männer entwickeln könnten. Aldana hofft weiter, dass diese symbolische Verurteilung im Gedächtnis aller GuatemaltekInnen haften bleibt und zur Veränderung der Situation in Guatemala beiträgt. |
Original-PDF 193 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 - 11 - 12 --- Nächstes Fijáte