Wechsel in der Militärführung
Fijáte 189 vom 14. Juli 1999, Artikel 3, Seite 3
Wechsel in der Militärführung
Guatemala, 30. Juni. Anlässlich der Feier zum "Tag des Militärs" wurden auch dieses Jahr die Mutationen in der obersten Militärführung öffentlich zelebriert. Relativ unerwartet wurde Marco Tulio Espinoza zum Verteidigungsminister ernannt. Knappe zwei Wochen zuvor hatte Espinoza diskret die Möglichkeit einer Beförderung abgeklärt und die Antwort war damals noch negativ. Am 22. Juni wurde am Radio von der Beförderung zweier Obersten gesprochen, jedoch wurde eine Änderung an der Militärspitze nicht in Betracht gezogen. Später am selben Tag erfuhr Hector Barrios Celada im Kongress von seiner Absetzung als Verteidigungsminister. Die Ernennung Espinozas ist eine Bestätigung der Anerkennung Arzu's für seinen nächsten militärischen Mitarbeiter. Für die Internationale Gemeinschaft wird diese Ernennung eher ein Affront sein, sympathisierte sie doch nicht unbedingt mit Espinoza. Ebenso für die Menschenrechtsorganisationen, im Zusammenhang mit dem Fall Mincho und für die Kirche, welche die Aufklärung des Mordes an Gerardi fordert. (Wenige Tage vor der Ernennung Espinozas hat der ehemalige Richter Juan Carlos Solás Oliva bekanntgegeben, dass er Espinoza und zwei Mitglieder des EMP wegen intellektueller Verantwortlichkeit für den Mord an Gerardi anklagen wird. Espinoza streitet jegliche Verwicklung in den Fall ab, und selbst Alvaro Arzú nimmt öffentlich den zukünftigen Verteidigungsminister in Schutz.) Durch das "Nein" bei der Volksbefragung zu den Verfassungsreformen, bekommt der Posten des Verteidigungsministers neues politisches Gewicht, bleibt er doch weiterhin nur für hohe Offiziere reserviert. In der geplanten Restrukturierung des Militärs ist sogar vorgesehen, dass die Figur des Ministers gleichbedeutend mit der des Chefs der Streitkräfte und somit den Waffenchefs (Infanterie, Schiff- und Luftwaffe) übergeordnet ist. In diesem Fall würde der Chef des Generalstabs an Wichtigkeit verlieren. Mit der Ernennung Espinozas ist die Militärführung in Händen der militärischen Hardliner. Als Espinozas Nachfolger als Chef des Generalstabs wurde Víctor Manuel Ventura ernannt. Parallel zum Defilé des Militärs fand auch dieses Jahr eine Demonstration der Angehörigen von Verschwundenen sowie von Kriegsverletzten statt. Nach oben |
Mitglieder der Gruppe gegenseitiger Hilfe (GAM) führten Schilder mit den Namen der über 100, zwischen1983 und 1984 verschwundenen Personen mit. Mario Polanco vom GAM bedauert, dass an der alljährlichen Feier des Militärs immer wieder bekannte Verletzer der Menschenrechte öffentlich geehrt werden. Weiter kritisiert Polanco, dass die wichtigen militärischen Positionen von Vertretern der "alten Garde" besetzt sind und befürchtet eine zunehmende Verhärtung der Positiona des Militärs, was den Menschenrechtsorganisationen den Kampf gegen die Straffreiheit erschwert. Die Kriegsverletzten ihrerseits reklamierten, auch sie seien Opfer des Krieges und dass es ungerecht sei, dass die Ex-Guerilla Geld und Land bekäme und sie leer ausgingen. |
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