Gehaltserhöhungen für die einen, Entlassungen für die andern
Fijáte 204 vom 16. Feb. 2000, Artikel 9, Seite 5
Original-PDF 204 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 - 11 - 12 - 13 --- Nächstes Fijáte
Gehaltserhöhungen für die einen, Entlassungen für die andern
Guatemala, 11. Februar. Die Nachricht von der Gehaltserhöhung bei Staatsangestellten um 200 Quetzales (siehe Fijáte 203) löste bei vielen Leuten die Frage aus, woher denn der Staat die Ressourcen nimmt, um diese Erhöhungen zu finanzieren. Die Antwort darauf findet, wer die kleinen Nachrichten über Entlassungen beim Staatspersonal liest: Das Sekretariat für strategische Analyse (SAE) z.B. hat ihm Rahmen seiner Umstrukturierung 86 MitarbeiterInnen entlassen. Obwohl der neue Leiter des Sekretariats, Edgar Gutiérrez, sagte, die Entlassungen hätten einzig mit der Umstrukturierung der Institution zu tun, sehen einige der Entlassenen ganz klar politische Hintergründe. Auch bei den staatlichen Ombudsstellen wird 10% eingespart, d.h. 107 der insgesamt 275 Angestellten dieser Institution werden entlassen. In Quetzaltenango, Petén, Alta- und Baja Verapaz, Suchitepéquez und Zacapa werden die Büros der Ombudsstellen geschlossen. Weiter erhielten 104 Angestellte des Kongresses, 37 Personen des Friedensfonds und die 22 regionalen ErziehungsdirektorInnen die Kündigung. Der Kongressabgeordnete der PAN, Carlos Valle, spricht von insgesamt 20'000 entlassenen staatlichen Angestellten. Aber auch die Diskussion um die Gehaltserhöhung im privaten Sektor geht weiter, nachdem am 2. Februar die Debatte im Kongress zu diesem Thema begonnen hat. Während sich auf der einen Seite die Gewerkschaften für eine Gehaltserhöhung aussprechen, gibt auf der andern der Dachverband der UnternehmerInnen (CACIF) bekannt, dies sei kein Thema, das von der Exekutive diskutiert werden müsse, sondern es ginge einzig die UnternehmerInnen und die ArbeiterInnen etwas an, meinte César Estrada, Präsident der Handelskammer. Sie seien bereit, eine Gehaltserhöhung auszuzahlen, würden das jedoch freiwillig machen und sich von der Regierung nicht unter Druck setzen lassen. Der CACIF schlägt (ebenso wie die Regierung) vor, die Erhöhung in Form eines Bonus zu bezahlen und nicht als Gehaltserhöhung. Für LandarbeiterInnen schlägt der CACIF einen Bonus von 60 Q vor, für alle andern 72 Q. Der Grund, weshalb sie nicht um die von Portillo geforderten 200 Q erhöhen könnten sei, dass in verschiedenen Unternehmen in den letzten sechs Monaten das Gehalt verbessert worden sei. Ausserdem schlägt der CACIF eine Kategorisierung vor, welche die Unternehmen in zählungsfähige bzw. -unfähige einteilt. Nach oben |
Eher besorgt über die Gehaltserhöhung zeigen sich die Privatschulen. Auch sie müssten bei einer allfälligen Gehaltserhöhung ihren LehrerInnen mehr bezahlen. Nun ist aber die Einschreibegebühr für Privatschulen staatlich festgelegt, d.h. es ist den Schulen nicht möglich, den Gehaltsausgleich über höhere Zulassungsgebühren den Eltern der SchülerInnen aufzubürden. Die Privatschulen verlangen, dass sie, im Falle einer Gehaltserhöhung, die Einschreibegebühren um 15% erhöhen dürfen. Die Gewerkschaftseinheit der ArbeiterInnen Guatemalas (UNSITRAGUA) ruft anlässlich ihres fünfzehnjährigen Jubiläums die ArbeiterInnen dazu auf, ihr Recht auf höhere Gehälter einzufordern. Die Regierung wird dazu aufgerufen, eine verantwortungsvolle und soziale Wirtschaftspolitik zu betreiben sowie Arbeitsplätze zu schaffen und zu sichern. Weiter kritisiert Vicente Bámaca von der UNSITRAGUA, dass der CACIF den Beschluss der Regierung nicht respektiert, sondern die Höhe der Gehaltsverbesserung verhandeln will. Schon der Christdemokrat Vinicio Cerezo habe zu Beginn seiner Regierungszeit eine Gehaltserhöhung von 50 Quetzales verkündet, doch der CACIF habe diesen Entscheid niedergeschmettert. Während der Regierung Jorge Serranos habe der CACIF die Einführung eines entsprechendes Gesetz abgelehnt. Und jetzt sehe es schon wieder so aus, dass der CACIF die von Präsident Portillo versprochene Gehaltserhöhung verhindern werde, kritisierte Bámaca. |
Original-PDF 204 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 - 11 - 12 - 13 --- Nächstes Fijáte