Nachrichtenmagazin T-mas de Noche abgesetzt
Fijáte 204 vom 16. Feb. 2000, Artikel 3, Seite 3
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Nachrichtenmagazin T-mas de Noche abgesetzt
Guatemala, 8. Februar. Die Absetzung des Fernsehmagazins T-mas de Noche (Themen der Nacht) hat sowohl in JournalistInnenkreisen wie auch im Kongress und bei der Bevölkerung breiten Protest hervorgerufen. Der Produzent und Moderator der Sendung, José Eduardo Zarco, bekannt für seinen unabhängigen Journalismus, erklärte in einer Pressekonferenz, die Schliessung seiner Sendung habe politische Gründe. Er schliesst nicht aus, dass der Besitzer des Canal 13, der mexikanische Unternehmer Angel González, auf Veranlassung des guatemaltekischen Präsidenten Portillo gehandelt hat. Gónzalez habe ihn vor einer Woche angerufen und ihm geraten, er solle einen etwas moderateren Ton anschlagen, denn der Präsident sei verärgert. Auch der Minister für Kommunikation, Luis Rabbé, wird verdächtigt, Einfluss auf die Schliessung des Programmes genommen zu haben. Der Sprecher des Canal 13, Juan Enrique Ortiz, meinte gegenüber der Presse, die Absetzung des Programmes T-mas de Noche habe einzig ökonomische Gründe. Das Programm habe niedrige Einschaltquoten aufgewiesen und ausserdem zu wenig Werbung eingebracht. Es sei eine reine Sendezeit- und Geldverschwendung gewesen. Daraufhin veröffentlichte Zarco eine Presseerklärung, in der er den Aussagen Ortiz' widersprach: Das einzige, was Canal 13 mache, sei das Programm austrahlen, die ganzen Produktionskosten übernähme Zarcos eigene Firma, die Z-Communicaciones. Ausserdem sei es die Sendung mit der höchsten Einschaltquote des Kanals. Nachdem er diese Aussagen gemacht hatte, reiste Zarco nach El Salvador ab. Diese Reise unternähme er aus rein familiären Gründen, sie habe nichts mit den Morddrohungen zu tun, die er und seine Angehörigen in den letzten Tagen erhalten habe, erklärte er. Die JournalistInnenkammer Guatemalas (CGP) veröffentlichte ein Inserat, in welchem sie bedauert, dass nur zwanzig Tage nach Einsetzung der neuen Regierung die Sendung T-mas de Noche eingestellt wurde. Die CGP protestiere gegen die Strömung, die den Medien ihre soziale Funktion absprechen wolle. Der Präsident der guatemaltekischen Bischofskonferenz (CEG), Bischof Víctor Hugo Martínez, äusserte sich besorgt über die Schliessung des Programms. Man dürfe eine Sendung nicht absetzen, nur weil sie Personen zu Wort kommen lasse, die verschiedene Positionen vertreten. Dies verstosse gegen die Pressefreiheit, deshalb müsse die Massnahme rückgängig gemacht werden, meinte Martínez. Im Zusammenhang mit der Schliessung des Programmes von Zarco, sprachen sich die Kongressabgeordneten Vinicio Cerezo (Christdemokraten) und Héctor Cifuentes (PAN) gegen das Medienmonopol aus. Monopole jeglicher Art verstosse gegen die Verfassung, meinte Cifuentes. Ausserdem habe die Bevölkerung ein Recht darauf, aus verschiedenen Perspektiven informiert zu werden und nicht nur aus einer einzelnen. (Dies betonte übrigens auch Präsident Portillo an seiner Antrittsrede.) Sowohl Cerezo wie auch Cifuentes forderten eine Untersuchung über die Gründe und Vorgehensweise bei der Absetzung des Programmes. Nach oben |
Der Menschenrechtsprokurator, Julio Arango Escobar, eröffnete denn auch sofort eine Untersuchung. Einzig der Präsident des Kongresses, Efraín Rios Montt, legte die Hand für Portillo ins Feuer: Er sei 99% davon überzeugt, dass der Präsident nichts mit der Absetzung der Fernsehsendung zu tun habe. Es sei einzig ein mieser Schachzug, um Portillo in schlechtes Licht zu bringen, meinte Rios Montt. Um dieses eine Prozent möglicher Verwicklung in die Geschichte aus dem Weg zu räumen, traf sich Portillo am 7. Februar mit dem Besitzer des Canal 13, um ihn zu einer Widerrufung seines Entscheides zu bewegen. Falls dieser nicht einwillige, offeriere er Zarco, sein Programm im Regierungssender, dem Canal 5, auszustrahlen, und zwar gratis und zur Stunde, die Zarco wähle. Zarco lehnte dieses Angebot ab mit der Begründung, der Präsident begehe das Delikt des 'Übergehen einer Anklage' und wolle damit verhindern, dass eine Untersuchung stattfinde. |
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