Umsetzung der Empfehlungen der Wahrheitskommission
Fijáte 207 vom 28. März 2000, Artikel 4, Seite 3
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Umsetzung der Empfehlungen der Wahrheitskommission
Guatemala, 17. März. Nachdem als ein erster Schritt in Richtung Umsetzung der Empfehlungen der Wahrheitskommission (CEH) die guatemaltekische Regierung ihre institutionelle Verantwortung bei verschiedenen Menschenrechtsverletzungen anerkannt hat, geht sie nun noch einen Schritt weiter: Präsident Portillo reichte eine Gesetzesvorlage ein, um den 26. April, den Tag der Ermordung von Weihbischof Juan Gerardi, zum Nationalen Tag der Gewaltopfer des Krieges zu ernennen. Teil der Initiative Portillos ist es auch, den Bericht der CEH in den offiziellen Lehrplan der öffentlichen und privaten Mittelschulen aufzunehmen. Weiter soll in sämtlichen Schulen an diesem Tag die Fahne auf Halbmast gehisst werden, in Erinnerung an die Todesopfer des über 30 Jahre dauernden Krieges. Der Kongress ist jedoch bereits der Petition verschiedener Menschenrechtsorganisationen nachgekommen und hat ein Dekret erlassen, das den 26. Februar, den Tag, an dem vor einem Jahr die Wahrheitskommission ihren Bericht vorgelegt hat, zum Tag der Opfer des bewaffneten Konfliktes ausruft (siehe fijáte Nr. 205). Der Kongressabgeordnete der Republikanischen Front Guatemalas (FRG), Leopoldo Clavería, sieht keinerlei Widerspruch zwischen der Initiative Portillos und dem bereits verabschiedeten Dekret. Die Menschenrechtsorganisationen sehen dies jedoch etwas anders: Mario Polanco von der Gruppe gegenseitiger Hilfe (GAM) fordert Präsident Portillo auf, seine Initiative zurückzuziehen, da sie mit derjenigen der Menschenrechtsorganisationen im Widerspruch stehe. Ähnlich äusserte sich Miguel Angel Albizures von der Vereinigung Familienangehöriger von Verschwundenen (FAMDEGUA). Nach oben |
Er bezeichnet die Tatsache, dass sich die Regierung mit ihrer Rolle im bewaffneten Konflikt auseinandersetzt, als begrüssenswert. Er zweifelt jedoch daran, ob es in diesem Zusammenhang nicht wichtigere Themen gäbe als die Nationalflagge auf Halbmast zu hissen oder an diesem Tag sportliche und kulturelle Wettkämpfe zu veranstalten. Die Aufnahme des CEH-Berichtes in den Schulstoff sei sicher wichtig, doch noch viel dringender sei die Umsetzung der darin enthaltenen Forderungen. Weiter schätzt Albizures die Wiedergutmachung für betroffene Dörfer oder die Beschleunigung von Prozessen gegen die Verantwortlichen der Massaker als vordringliche Massnahme ein. Die Menschenrechtsorganisationen haben den 25. Februar als Nationalen Tag der Gewaltopfer des Krieges gewählt, da die Präsentation des Berichts der offiziellen Menschenrechtskommission ein wichtiges Datum in der Geschichte des guatemaltekischen Volkes sei, meint Albizures weiter. Er befürchtet, dass mit einem allgemeinen Gedenktag am 26. April, die spezielle Erinnerung an die brutale Ermordung von Bischof Gerardi verblassen würde. |
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