CIDH verurteilt Guatemala im Fall Bámaca
Fijáte 225 vom 20. Dez. 2000, Artikel 12, Seite 6
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CIDH verurteilt Guatemala im Fall Bámaca
Guatemala, 7. Dez. Der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte (CIDH) mit Sitz in Costa Rica verurteilte den guatemaltekischen Staat einstimmig wegen der Verletzung des Rechts auf Freiheit, des Rechts auf Leben, des Rechts auf Justiz und des Rechts auf persönliche Integrität im Fall der aussergesetzlichen Hinrichtung des Guerillaführers Efraín Bámaca. Wir veröffentlichen im Folgenden Ausschnitte aus der Erklärung von Jeniffer Harbury, der US-amerikanischen Ehefrau von Bámaca, anlässlich des Urteils des CIDH: "Der historische Richtspruch des Interamerikanischen Gerichtshofs für Menschenrechte (CIDH) im Fall meines Ehemannes, Efraín Bámaca Velasquez, Comandante Everardo, hat mich sehr bewegt. Diese Entscheidung bestätigt und verteidigt die fundamentalen Menschenrechte: Das Verschwindenlassen von Personen, die Folter und die aussergerichtliche Hinrichtung eines Menschen sind absolut illegal. Die Meinung und politische Ausrichtung der Opfer, seien dies BäuerInnen, GewerkschafterInnen, Religiöse oder DissidentInnen darf dafür kein Vorwand sein. Ebensowenig die Mitgliedschaft in einer revolutionären Bewegung, in diesem Fall der URNG. Im Namen der 200'000 'verschwunden' oder durch das guatemaltekische Militär umgebrachter Personen möchte ich dem CIDH meine tiefste Dankbarkeit ausdrücken. All diese Menschen werden nie mehr zu uns zurückkehren und man kann nicht rückgängig machen, was sie durch die Hände der Folterer erleiden mussten. Doch seit heute sind ihre Mörder keine patriotischen Helden mehr. Seit heute sind ihre Mörder nichts anderes als Mörder. Vor fünfzehn Jahren habe ich meine Menschenrechtsarbeit in Guatemala begonnen. Nie werde ich den aussergewöhnlichen Einsatz von Héctor Gómez, einem der Gründer der Gruppe gegenseitiger Hilfe (GAM), vergessen. Nie werde ich den Mut von Leuten wie Mirna Mack, Bischof Gerardi und vielen Mitgliedern der Volksorganisationen vergessen. Nie werde ich die Überlebenden der Massaker in San Francisco Nentón, in Rabinal, in Río Negro, in Dos Erres, im Ixil und im Icxán vergessen. Heute ist kein Tag zum Feiern, es ist ein Tag der Erinnerung. Es ist ein Ehrentag für unsere Liebsten: ihr Recht auf Leben, ihr Recht zu leben, wurde heute international anerkannt. Seit Jahren beharren die Armeen von Guatemala, Chile, Argentinien, Kolumbien, Honduras und El Salvador darauf, dass es Ausnahmen bei der Auslegung der Menschenrechte gibt. Sie beharren auf ihrem Recht, Personen, die ihnen aus irgendeinem Grund suspekt sind, zu foltern, zu ermorden und in Massengräbern zu verstecken. Wie oft mussten wir die brutalen Worte hören: "IhrE AngehörigeR war in etwas verwickelt. Gehen Sie besser nach Hause?" Wie oft haben sie uns gesagt, dass die Folter und die Misshandlung verdient seien, dass das Militär die Rolle der Gerichte übernommen habe? Nach oben |
Heute sind diese Sätze für ungültig erklärt worden. Diese vermeintlichen Ausnahmen gibt es nicht, hat es nie gegeben. Die 200'000 Toten sind 200'000 Ermordete. Es gibt keine Rechtfertigung für die Entführungen, die klandestinen Verhaftungen, die Folter, die aussergerichtlichen Hinrichtungen, die Massengräber. Nie, unter keinen Umständen. Mein Kampf gegen die Verantwortlichen all der Greueltaten geht weiter. Auch mein Kampf gegen die CIA, die nicht nur in Guatemala, sondern überall auf der Welt mitschuldig an vielem Leiden ist, geht weiter. Meine Klage gegen die CIA befindet sich zur Zeit bei den Gerichten und ich hoffe, dass eines Tages das selbe Urteil fällt, wie es der CIDH gefällt hat. Die Menschenrechte müssen Realität werden und dürfen nicht weiter ein Witz der Militärs sein. Der Fall Everardo ist unheimlich traurig und gleichzeitig ein Präzedenzfall für viele andere. Everardo wurde lebend vom Militär entführt und in einer Militärkaserne versteckt gehalten. Niemand hat die UNO oder das Rote Kreuz oder die Gerichte oder die Familie informiert. Er wurde während mindestens einem Jahr körperlich und psychisch gefoltert. Offiziell hiess es, er sei im Kampf gefallen, um eine Intervention der Menschenrechtsorganisationen zu verhindern. Sein Körper wurde eingegipst, um eine Flucht zu verhindern. Und trotzdem hat er nie gesprochen. Zum Schluss haben sie ihn aus einem Helikopter geworfen und ihm die Glieder verstümmelt, um eine Identifikation unmöglich zu machen. Bis heute hatten sie noch nicht den minimalen Anstand, mir seine sterblichen Überreste zurückzugeben. So haben wir einen Menschen verloren, der sich seinem Volk verschrieben hatte. Einer von 200'000." (Jennifer Harbury) |
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