Vom Umgang mit Naturkatastrophen
Fijáte 227 vom 24. Jan. 2001, Artikel 7, Seite 5
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Vom Umgang mit Naturkatastrophen
Guatemala, 20. Januar. Die Bilder und Berichte, die uns in den letzten Tagen aus El Salvador erreicht haben, sind schlicht schrecklich, trotzdem lassen sie das Ausmass der Tragödie bloss erahnen. Doch die eigentliche Katastrophe ist der Zynismus, mit dem die Regierung El Salvadors auf das Erdbeben reagierte: "Die Regierung von Präsident Francisco Flores übertrug die zentralen Aufgaben der Nothilfe ausgerechnet den Unternehmerverbänden und inszeniert vor den Medien Aktivismus. Die Organisation der Notunterkünfte, die Suche nach den Verschütteten, die Überlebenshilfe in Santa Tecla wird indes vom FMLN-Gemeinderat zusammen mit sozialen und kirchlichen Organisationen geleistet. Und es ist die Bevölkerung, die das Nötige tut und Not lindert, nicht die Regierung. Die Soldaten sind vorwiegend mit der Aufrechterhaltung der 'öffentlichen Ruhe und Ordnung' beschäftigt" (WoZ 3/18. Januar 2001). Auch in Guatemala bebte es. Obwohl die Schäden viel geringer sind als in El Salvador, war es für Guatemala das stärkste Erdbeben seit 1976, bei dem rund 22'000 Menschen ums Leben kamen. Santa Rosa, Jutiapa und Chiquimula sind die Departemente, die dem Epizentrum des Bebens, das an der Pazifikküste El Salvadors lag, am nächsten sind. Laut offiziellen Angaben des Instituts für Seismologie, Vulkanausbrüche und Wetterkunde (INSIVUMEH) wurden in dieser Region 31 Häuser zerstört. Insgesamt soll es sechs Todesopfer gegeben haben, vier davon jedoch in Totonicapán. In Sololá wurde das Spital beschädigt. Nach oben |
Etwas anders tönt eine Meldung der Gruppe gegenseitiger Hilfe (GAM): "Das Erdbeben, das am 13. Januar El Salvador erschütterte, hat auch viele guatemaltekische Grenzdörfer getroffen. Unter anderem das Dorf La Perla, Jutiapa, wo die Häuser von achtzig Familien, die meisten davon Mitglieder der GAM, zerstört wurden." Die guatemaltekische Regierung rief oberste Alarmstufe aus. Seit dem Beben wurden 100 schwächere Nachbeben gemessen, in den nächsten Wochen werden weitere erwartet. Der Zusammenschluss der ElendsviertelbewohnerInnen (FREPOGUA) solidarisierte sich mit den Betroffenen des Erdbebens in El Salvador. William Mazariegos, Koordinator der Organisation, sprach Klartext: "Kein Land ist vor Naturkatastrophen sicher. Aber wenn eine solche in Zentralamerika passiert, kommt all das zum Vorschein, was die Regierungen in ihren Berichten gegenüber der internationalen Gemeinschaft verschweigen". In diesen Tagen findet das internationale Gebertreffen in Madrid statt, wo einmal mehr tunlichst nicht über die mangelnde oder falsche Sozial-, Wirtschafts- und Agrarpolitik der zentralamerikanischen Staaten gesprochen wird. |
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