Filóchofo entlassen

Guatemala, 15. Januar. Die Tageszeitung Siglo XXI entliess ihren besten und bekanntesten Karikaturisten, José Manuel Chacón, alias Filóchofo.

Die Entlassung ist laut Coorperación de Noticias, Besitzerin der Tageszeitung, die logische Folge einer internen Restrukturierung. Diese Einschätzung teilt auch Filóchofo: Der ehemalige Direktor habe ihn, nachdem die Mehrheit der Aktien nach Costa Rica verkauft wurden, darauf hingewiesen, dass 'diesen Leute' seine Karikaturen nicht passten.

Filóchofo nahm nie ein Blatt vor den Mund: Er war einer der ersten, der sich traute, Karikaturen von Ríos Montt zu zeichnen. Als sich dieser dem Kinderschutzgesetz widersetzte, erschien er in Filóchofos Zeichnungen mit Fledermausflügeln und Vampirzähnen. Dem letzten Präsidenten, Alvaro Arzu, setzte er in seinen Zeichnungen den Erobererhelm der Spanier auf, wegen seiner Arroganz gegenüber der Presse. Und den Ex-Präsidenten Vinicio Cerezo charakterisierte er, indem er ihn seine Yacht mit dem sinnigen Namen Odisee hinter sich herziehen liess, symbolisch für seine richtungslose Regierungsführung.

Während für den Zeichner selber die Entlassung eine logische Konsequenz seines politischen und sozialkritischen Engagements ist, sehen MenschenrechtsaktivistInnen darin eine Verletzung des Rechts auf Meinungsäusserung. Laut dem Gründer der StudentInnenzeitschrift 'No nos tientes', José Barnoya, sind es "die apokalyptischen Kräfte der Globalisierung, der intolerante Neoliberalismus, der verheerende Kapitalismus, die mit scharfen Scheren von der oberen Ecke her die Karikatur, den Spiegel der Straflosigkeit, der Repression und der Korruption, zerschneiden.