Immer mehr Länder verbieten Adoptionen aus Guatemala
Fijáte 227 vom 24. Jan. 2001, Artikel 9, Seite 6
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Immer mehr Länder verbieten Adoptionen aus Guatemala
Guatemala, 11. Jan. Die Unfähigkeit des guatemaltekischen Kongresses, ein Adoptionsgesetz auszarbeiten, das den Schutz der Kinder garantiert, führte dazu, dass immer mehr Länder die Adoption guatemaltekischer Kinder verbieten bzw. stark einschränken. In den letzten Jahren wurden vermehrt Fälle von Unregelmässigkeiten bei Adoptionsverfahren bekannt. Von den im Jahr 2000 durchgeführten 2205 Adoptionen, gingen 98% der Kinder ins Ausland (72% in die USA, 10% nach Frankreich). Die meisten Adoptionen werden 'privat' durchgeführt, das heisst, es wird ein Abkommen getroffen zwischen den biologischen Eltern (meistens einer alleinstehenden Mutter) und den Adoptiveltern. In den meisten Fällen übernimmt ein Anwalt oder eine Anwältin die Vermittlerfunktion. Die AnwälteInnen kassieren zwischen 15'000 und 20'000 US-$, womit sich die Kinder zu einem der lukrativsten sog. nicht-traditionellen Exportgut Guatemalas entwickeln. Aufgrund einer Untersuchung, die der Generalprokurator der Nation zusammen mit der Kinderschutzorganisation Casa Alianza und deren nordamerikanischen Partnerorganisation Covenant House durchgeführt hatte, wurden gegen 18 AnwältInnen Klage eingereicht wegen Unterstützung illegaler Adoptionen, unter anderem gegen die Frau des damaligen Präsidenten des Obersten Gerichtshofes. Nun haben auch die Regierungen verschiedener Länder reagiert: Irland zum Beispiel verlangt DNS-Proben von den adoptierten guatemaltekischen Kindern und deren biologischen Müttern. Damit soll verhindert werden, dass irgendeine Frau das Kind zur Adoption freigibt, ohne Einverständnis der biologischen Mutter. Kanada, die USA und Grossbritanien verlangen seit längerem DNS-Proben. Island hat die Adoption guatemaltekischer Kinder ganz verboten; die Provinz Navarra, Spanien, hat sie vorläufig eingestellt. Schweden verringerte die Anzahl guatemaltekischer Adoptionen stark , seit 1998 der Bericht der UNO-Sonderbeauftragten zu Kinderhandel in Guatemala veröffentlicht wurde. Nach oben |
In Kanada, wo das Adoptionsgesetz nach Provinzen geregelt ist, lässt die Provinz Ontario keine Adoptionen mehr zu, die durch guatemaltekische AnwältInnen vermittelt werden. Es dürfen nur noch Kinder nach Ontario adoptiert werden, die durch ein Gerichtsverfahren zur Adoption freigegeben wurden. Seit mehr als zehn Jahren werden im guatemaltekischen Kongress - in dem viele AnwältInnen sitzen - Vorschläge zu einem Adoptionsgesetz diskutiert. Bisher konnte kein solches Gesetz verabschiedet werden. Ebensowenig hat Guatemala die internationale Konvention über Kinderadoption ratifiziert. Die ANN-Abgeordnete Nineth Montenegro, Vorsitzende der Kommission für Frauen-, Kinder- und Familienangelegenheiten, legte letztes Jahr einen Vorschlag für ein Adoptionsgesetz vor. Damit soll geregelt werden, dass Adoptionen nur noch durch Gerichte und nicht durch AnwältInnen ausgeführt werden dürfen. Ausserdem sollen guatemaltekische Adoptiveltern gegenüber internationalen Adoptiveltern bevorzugt werden. Weiter fordert Montenegro obligatorische DNS-Proben und ein nationales Adoptionsregister, das dem Obersten Gerichtshof unterstellt ist. Montenegro befürchtet, dass ihr Gesetzesvorschlag keine Chance zur Annahme hat. Die FRG besetzt im Kongress die Mehrheit, ausserdem hat die FRG selber einen Gesetzesentwurf eingereicht. Dieser ist sehr freizügig und will die Einmischung der Gerichte in Adoptionsverfahren verhindern, erklärte Montenegro. |
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