Minugua veröffentlicht Bericht über Lynchjustiz
Fijáte 226 vom 10. Jan. 2001, Artikel 3, Seite 3
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Minugua veröffentlicht Bericht über Lynchjustiz
Guatemala, 22. Dezember. Die UNO-Mission für Guatemala, MINUGUA, hat kurz vor Weihnachten ihren Bericht 'Die Lynchjustiz - eine Geissel der menschlichen Würde' veröffentlicht. Der Bericht umfasst die Zeit von 1996-2000 und registriert 176 Fälle von ausgeübter und 161 Fälle von versuchter Selbstjustiz. Insgesamt wurden dabei 187 Personen umgebracht und 448 Personen verletzt. In nur 75 Fällen bzw. Versuchen wurden Prozesse geführt. Siebzehn davon wurden zu Ende geführt, wobei es sieben Freisprüche und zehn Verurteilungen gab. MINUGUA gab im Bericht ihre Sorge über die untolerierbare Lynchpraxis zum Ausdruck und verurteilte die Straflosigkeit, die den meisten Fälle eigen ist. "Das Phänomen der Lynchmorde verletzt das Recht auf Leben, auf Unversehrtheit, auf Freiheit und auf eine Prozessführung. Ausserdem gefährdet es eines der Hauptanliegen des Friedensprozesses, nämlich den Aufbau einer Gesellschaft, in der die Menschenwürde respektiert und die Menschenrechte eingehalten werden", sagte Gerd Merrem, Chef von MINUGUA, bei der Vorstellung des Berichts. Laut der Untersuchung wurde in den Departementen Quiché, Alta Verapaz, Guatemala, Huehuetenango, Sololá, San Marchos, Chimaltenango, Petén, Totonicapán und Quetzaltenango am meisten Selbstjustiz ausgeübt. Dies sind Gebiete, die während des Krieges stark von den Aufstandsbekämpfungsmassnahmen der Regierung betroffen waren. Nach oben |
Juan Pablo Corlazzolli, stellvertretender Chef der Mission, betonte, dass es wichtig sei, in die Prävention zu investieren und nicht in die Repression. Die Ursachen und nicht in erster Linie die Taten müssten bekämpft werden. Es müsse mehr Sicherheits- und Justizpersonal in den betroffenen Gebieten präsent sein, meinte er. Ganz wichtig sei aber auch die Durchführung einer Sensibilisierungskampagne. In einem Kommentar in der Prensa Libre über die Veröffentlichung des Berichts heisst es, der Staat sei hauptverantwortlich für die Lynchmorde, speziell der Innenminister, die zivile Nationalpolizei, die Staatsanwaltschaft und die Gerichte. Dabei zitierte die Zeitung den Pressesprecher von MINUGUA, Thierry Del Rue, der die Verantwortung des Staates darin sieht, die Personen zu schützen, die die Fälle untersuchen und Strafen verhängen. Laut Del Rue kommt die Regierung ihrer Verantwortung nicht nach. Ein weiteres Problem sieht er im Mangel einer Verbrechensbekämpfungspolitik, die Prävention und Intervention in Krisensituationen beinhaltet. Der Polizei wirft er mangelnde Zusammenarbeit mit den Gemeinden vor. Ebenso erwähnte er die Tatsache, dass viele Polizisten die Sprache der DorfbewohnerInnen nicht beherrschen. Wenige Tage zuvor gab Merrem die Reduzierung von Personal und Mittel bei MINUGUA bekannt. Das Budget wurde auf der letzten UNO-Generalversammlung um 45%, d.h. auf 16,3 Millionen US-$ pro Jahr gesenkt. Als Konsequenz davon werden die Büros in Sololá und Huehuetenango geschlossen. Die Anzahl der Angestellten soll von 538 auf 285 reduziert werden. Um weitere Personalkosten zu sparen, soll ausländisches Personal durch guatemaltekisches ersetzt werden. |
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