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Octubre Azul - RevolutionärInnen in Zeiten des www.com

Fijáte 223 vom 22. Nov. 2000, Artikel 1, Seite 1

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Octubre Azul - RevolutionärInnen in Zeiten des www.com

Woche 3:

Am Dienstag, 17. Oktober, startete Alejandro Paz seine Konfrontation mit dem Titel "Hier gab es kein VGGenozidNF" und dokumentierte die Reaktionen der BetrachterInnen. Am Mittwoch pedalte Don Freak Pérez einen ganzen Tag auf seinem Hometrainer auf der Brücke El Trébol verloren in Rauch, Lärm und Gewalt des Verkehrs und stellte die wichtigste Sorge des postmodernen Menschen, "Wie erreichen wir den Traum, gesund zu bleiben", an den Pranger. Am Donnerstag luden die Lesben und Schwulen zum "Revolutionären Erwachen" und eröffneten ein Infotelefon als Aktion für die VGGleichberechtigungNF für Lesben und Schwule in Guatemala. Am Abend zeigte das Multimediatheater "Burning/flesh/macabra/orquesta" von Alejandro Marré, ein Stück zu Gewalt und Verschmelzung in Beziehungen, und auf einer anderen Bühne spielte die Gruppe Schwarzes Schaf "Vor geschlossenen Türen" von Jean Paul Sartre. Am Freitag baute Die Klinik eine soziale Plastik im Zentralpark. Während 45 Minuten verharrten hundert bekannte Persönlichkeiten und KünstlerInnen in einer starren Position für mehr Toleranz und Respekt. Vor dem Obersten Gerichtshof zeigte Sandra Monterroso die Videoinstallation "Die eingefangenen Gesichter" und klagte damit unerbittlich die Mittäterschaft des Gerichtes an. Am Samstag wurden an verschiedenen Orten Performances, Theater und Tanz aufgeführt. Am Sonntag las Roberto Franco Arias als "Urbaner Engel" im Stadtpark. Unter dem Titel "Zu gehen ohne Zukunft bedeutet, mein Hirn ist ausradiert wie mein Leben..." trugen vier Personen in Trachten schwere Lasten auf den vier Hauptverkehrsadern von der Peripherie ins Zentrum. Auf der Plaza Vivar rapte live die Gruppe Iqui Balam.

Woche 4:

Am Montag startete das Kulturzentrum Miguel Angel Asturias unter dem Motto "Das Fenster" ihr neues Konzept, nämlich, vermehrt alternative Kunstformen zu fördern. Ein Woche lang öffnete das Zentrum für unzählige Lesungen, Klangperformances, Installationen und Happenings für eine Ausstellung und verschiedene Theateraufführungen die Tore. Das Historische Museum eröffnete die Ausstellung "Der Nullpunkt". Thelma Alvarez, Javier Payeras und Igor Kubrik erforschten anhand der Geschichte die kulturelle Beeinflussung des Westens und fragten aus Sicht der Mayas, ob der jetzige Nullpunkt Ausgang sein könnte für eine Rückkehr oder für die Entwicklung einer selbstbestimmten Zukunft. Am Donnerstag inszenierten sich drei Frauen als Projektionsfläche in einem Durchgang. Im Nationalmuseum wurde eine Comicausstellung eröffnet und in der Cúpula eine Ausstellung experimenteller Werkegezeigt. Am Freitag lasen SchriftstellerInnen vor dem Bürgermeisteramt "300 blaue Minuten" und vor der Alliance Francaise wurde urbane Poesie vorgetragen. Am Samstag zeigte die Gruppe Terrícola de VGXelaNF ein Strassentheater im Park, die Gruppe GC8 experimentellen Tanz in einer Vitrine an der 6ta Avenida. Gegenüber der VGNationalpolizeiNF spielte das Strassentheater Rayuela ihr Stück "Die Razzia" und wies darauf hin, dass alle BewohnerInnen der Hauptstadt unter ständiger Verfolgung leben, dass Verfolgung Teil des Alltags geworden sei. In der Cúpula wurde die Fotoausstellung "Der Weg ist, wo ich gehe" von Atiliano Pérez eröffnet. Der 17-jährige Künstler dokumentiert das städtische und das ländliche Guatemala, die Abfallhalde der Zone 3, die marginalen Slums, aber auch den Altiplano und versucht somit, die komplexe Identität, die Guatemala hervorbringt, zusammenzubringen. Am Sonntag sass dann live auf der Abfallhalde in der Zone 3 Regina José Galindo, eingepackt in einen riesengrossen Müllsack. Als vergessenes Paket erzählte sie in ihrer Performance "Wir verlieren nichts mit der Geburt" von der Angst, die stets in der Kehle sitzt, vom Vergessen werden und von der Zerrissenheit einer Gesellschaft, die Menschen zwingt, vom Müll der Abfallhalden zu leben. Im Park konnten sich alle TeilnehnmerInnen und InteressentInnen des Octubre Azul fotografieren lassen und im Hof der Kirche Beatas de Belén wurde das Tanzstück "Den Kopf frei machen" aufgeführt.

Woche 5:

Am Dienstag zeigt der KinoClub den Film "Erinnerungen an die Unterentwicklung" von Tomás Gutiérrez Alea und an einer klandestinen Party wurde der Octobre Azul vorerst verabschiedet.

Nach all diesen Veranstaltungen und Aktionen bleibt vorerst offen, was sich aus dem Octubre Azul weiterentwickelt. In einem Land, wo alles einfach irgendwie geschieht und alles unsicher ist, kann die Zukunft nie vorausgesehen werden, sagen die OrganisatorInnen. Aber dieser Anfang hat gezeigt, dass es möglich ist, Fragmente dieser Stadt und verschiedene Bewegungen der BewohnerInnen zusammenzubringen. Der Octubre Azul hat sich als vernünftiger ebenso wie irrer Raum geöffnet, um aufzuzeigen und wahrzunehmen, wieviel sich aus sich selbst heraus entwickeln lässt.


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