Soziale Sicherheit nicht gewährleistet
Fijáte 223 vom 22. Nov. 2000, Artikel 5, Seite 4
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Soziale Sicherheit nicht gewährleistet
Guatemala, 18. Oktober. Eine nationale Umfrage über die finanzielle Situation guatemaltekischer Familien hat ergeben, dass im Jahr 1999 die Zahl der erwerbstätigen Bevölkerung um 830'000 ArbeiterInnen zugenommen hat im Vergleich zum Vorjahr. Dieselbe Untersuchung hat jedoch gezeigt, dass nur 21% sämtlicher Angestellten beim Institut für Sozialversicherung (IGSS) gemeldet sind und entsprechend Sozialleistungen beziehen können. Laut guatemaltekischer Verfassung haben aber alle ArbeiterInnen Anspruch auf eine Sozialversicherung. Die am wenigsten versicherten Berufsgruppen sind die LandarbeiterInnen und die Bauarbeiter, die gleichzeitig die am schlechtesten bezahlten Berufe sind. Nur 12% der LandarbeiterInnen sind bei IGSS gemeldet, Tendenz abnehmend. Gestiegen hingegen ist die Anzahl versicherter ArbeiterInnen im Industriesektor. Gemäss guatemaltekischer Verfassung sind die ArbeitgeberInnen verpflichtet, ihre Angestellten beim IGSS zu melden und für sie einen Beitrag zu bezahlen. Viele Unternehmen basieren ihre Wettbewerbsfähigkeit nicht nur auf den tiefen Löhnen, sondern eben auch darauf, dass sie ihre Angestellten nicht versichern. In der Landwirtschaft, in der Industrie und im Handel sind die Löhne seit 1983 kontinuierlich gesunken. Für Fachleute aus dem wirtschaftspolitischen Bereich ist das eine klare Auswirkung der Freihandelsabkommen. Die Nachfrage nach guatemaltekischen Produkten ist im Land selber gesunken, da vieles billiger aus dem Ausland importiert werden kann. Diese Entwicklung zog auch ein Anwachsen des informellen Arbeitssektors nach sich. Mit ein Grund, aber sicher nicht eine Entschuldigung dafür, dass die ArbeitgeberInnen keine Sozialleistungen bezahlen, ist die Tatsache, dass das IGSS immer wieder in Finanz- und Korruptionsskandale verwickelt ist. Nach oben |
Zum einen herrscht Unklarheit darüber, wieviel Geld das IGSS bei welchen Banken deponiert hat, aber es kursieren auch immer wieder Gerüchte, dass das Geld für alles andere als für soziale Sicherheit ausgegeben wird. Denn obwohl die Sozialversicherung trotz schlechter Zahlungsmoral der ArbeitergeberInnen über Milliardenbeträge verfügt, ist das Gesundheitswesen des Landes in einem höchst prekären Zustand. Veronica Spross, Mitarbeiterin des Instituts für nationale Wirtschaftsforschung (CIEN) befürchtet, dass das IGSS eine wirtschaftspolitische Macht erhält, die es als Sozialversicherung nicht haben sollte. |
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