GAM spricht sich gegen Lynchjustiz aus
Fijáte 223 vom 22. Nov. 2000, Artikel 10, Seite 6
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GAM spricht sich gegen Lynchjustiz aus
Guatemala, 11. November. Nach dem Lynchmord an zwei Männern in Cubulco, Baja Verapaz, veröffentlichte die Gruppe gegenseitiger Hilfe (GAM) folgende Erklärung: "Am 10. November morgens um 6.20 Uhr wurden zwei Männer von einer Menschenmenge von rund 1000 Personen brutal ermordet. Ob die Männer unschuldig oder schuldig waren, interessiert uns an dieser Stelle wenig. Was uns aber sehr beschäftigt, ist die Tatsache, dass das Volk die Justiz immer häufiger in die eigenen Hände nimmt. Dies bedeutet, dass offensichtlich kein Vertrauen in die Autoritäten des Staates, speziell in die Polizei und die Gerichte, vorhanden. ist. Der Lynchmord von Cuculco ist nur einer mehr auf der langen Liste von Lynchmorden, die in den verschiedenen Regionen begangen wurden. Bis jetzt wurden keine Schritte unternommen, solche Taten zu verhindern. Im Verlaufe dieses Jahres wurden 24 Lynchmorde begangen, die meisten davon in Gebieten, die schon während des Krieges unter Menschenrechtsverletzungen und brutaler Gewalt gelitten haben. Das Erstaunliche ist, dass die Fälle von Lynchjustiz zunehmen, wenn auf politischer Ebene ein Skandal bekannt wird. Deshalb gehen wir davon aus, dass viele dieser Fälle provoziert wurden, um die Aufmerksamkeit der Medien und der Öffentlichkeit von den politischen Skandalen abzulenken. Ein Nebeneffekt der Lynchjustiz ist, dass ausländische Investitionen und der Tourismus zurückgehen. Das Beispiel der japanischen TouristInnen, die in Todos Santos ermordet wurden (siehe Fijáte Nr. 210), zeigt, dass solche Akte oft willkürlich ausgeführt werden. Nach oben |
Die GAM ist davon überzeugt, dass die Lynchmorde ein Resultat des Militarismus sind, der während mehr als vier Jahrzehnten unser Land bestimmt hat. Es zerstörte den Rechtsstaat, das soziale Gefüge und das Demokratieverständnis der Bevölkerung. Militarismus findet nicht nur in den Kasernen statt, fast alle GuatemaltekInnen haben unter ihm gelitten und wurden von ihm geprägt. Dies und das mangelnde Vertrauen in die Justiz bringen eine gewalttätige und intolerante Gesellschaft hervor. Diejenigen, die heute den Staat regieren, müssen Mechanismen entwickeln, um das soziale Gefüge wiederherzustellen. Die Polizei ihrerseits muss diejenigen zur Rechenschaft ziehen, die das Volk zu solchen Handlungen angestiftet haben, und nicht die BäuerInnen, die aus Verzweiflung über ihre Lebenssituation leicht dazu manipuliert werden können. Die Verantwortlichen für die Lynchmorde müssen zur Rechenschaft gezogen werden, egal ob sie aus Militärkreisen, aus der Wirtschaft oder der Politik kommen!" |
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