guatemala.de > Guatemalagruppe Nürnberg e. V. > Fijate
Fijáte
 

Weltbank soll zur Rechenschaft gezogen werden.

Fijáte 211 vom 24. Mai 2000, Artikel 10, Seite 6

PDF Original-PDF 211 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 --- Nächstes Fijáte

Weltbank soll zur Rechenschaft gezogen werden.

Neben dieser Prozessführung ist der Kampf um Wiedergutmachung im Bereich der VGLandfrageNF und des verlorenen Einkommens sehr schwierig. Die Wiedergutmachungsklage basiert auf der Tatsache, dass die Gemeinde vom Elektrizitätswerk (VGINDENF) nie einen adäquaten Ersatz für das durch den Bau des Stausee verlorene Land erhalten hat. Die Regierung bleibt indifferent und das INDE weicht seinen Verpflichtungen seit Jahren aus.

Die Überlebenden von Río Negro haben sich daher entschieden, die Mitverantwortung der Weltbank und der Interamerikanischen Entwicklungsbank geltend zu machen. Denn beide haben, durch die massgebliche finanzielle Beteiligung am Stauseeprojekt, direkt das Elend der betroffenen Bevölkerung mitverursacht. Aufgrund einer Studie von Witness for Peace, in der die Weltbank scharf kritisiert wird, musste diese immerhin zugeben, dass die Massaker stattgefunden haben.

Río Negro wird zum Gradmesser für Weltbankrichtlinien für Staudammprojekte und unfreiwillige Umsiedlung von Zivilbevölkerung. Zwei Themen, die Nichtregierungsorganisationen seit den frühen 80er-Jahren genau beobachten und infolge der hohen Infrastrukturkosten und Umweltbelastung stark kritisieren.

Aufgrund dieser Kritik musste die Weltbank ihre Richtlinien verschärfen. So heisst es heute in den Direktiven, dass jedeR, die/der gegen den eigenen Willen umgesiedelt wird, Ersatz erhalten muss, der den bisherigen oder einen besseren Lebensstandard erlaubt. Oder auch, dass indigene Menschen, die durch ein von der Weltbank mitfinanziertes Projekt betroffen sind, direkt befragt werden und ihre kulturellen und sozialen Bedürfnisse vollständig respektiert werden müssen.

All diese Vorgaben werden immer wieder aufs Stärkste verletzt. Der Chixoy-Staudamm ist nur eines der Beispiele. Daher empfehlen viele Nichtregierungsorganisationen, Darlehen für Staudammprojekte, die eine Umsiedelung lokaler Bevölkerung verlangen, grundsätzlich zu verbieten.

Das Zentrum für Umweltrecht (CIEL) in Washington führt zudem Chixoy als Argument für die Forderung einer Stärkung der internen Kontrollorgane der Weltbank an. Viele UmweltkritikerInnen finden in Chixoy auch Argumente für eine neue Energiedebatte, die auf Energiesparen und erneuerbaren Ressourcen wie Sonne und Wind basieren, anstatt auf grossen, destruktuiven Stauseeprojekten.

In der Frühjahrssitzng von Weltbank und VGIWFNF (Internationaler Währungsfonds) haben die AktvistInnen den Fall Chixoy anhand der Wiedergutmachungsklage von Carlos Chen neu aufgerollt. Bisher weigerte sich die Weltbank, Verantwortung für von ihr finanzierten Projekte zu übernehmen und versucht, sich umfassend vor einer gerichtlichen Klage zu schützen.

So wichtig die Kampagne in Washington für den internationalen Kampf um Verantwortung auch immer ist, die Antwort auf Río Negro's Probleme liegt schlussendlich in Guatmala. VGAlfonso PortilloNF verspricht zwar Unterstützung für die Forderung der VGWahrheitskommissionNF nach Wiedergutmachung, hat aber in seiner bisherigen Amtszeit noch nichts in dieser Richtung unternommen.

Insgesamt sehen sich die Überlebenden von Río Negro einem unfreundlichen politischen Klima gegenüber und bräuchten bei ihren Forderungen gegenüber der guatemaltekischen Regierung dringend den unterstützenden Druck durch die Weltbank.


PDF Original-PDF 211 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 --- Nächstes Fijáte