Überfall auf Büro von Famdegua
Fijáte 218 vom 13. Sept. 2000, Artikel 3, Seite 3
Original-PDF 218 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 - 11 --- Nächstes Fijáte
Überfall auf Büro von Famdegua
Guatemala, 4. Sept. Die Reihe der Angriffe auf Büros von Menschenrechtsorganisationen oder deren VertreterInnen nimmt kein Ende: Vier bewaffnete Männer haben das Büro der Vereinigung Familienangehöriger von Verschwundenen (FAMDEGUA) überfallen und wichtige Dokumente entwendet. Um sich Einlass zu verschaffen, gaben sie sich als Studenten aus und fragten nach Mitgliedern der im selben Büro arbeitenden Organisation Kinder für die Identität und Gerechtigkeit, gegen das Vergessen und Schweigen (HIJOS). Es befanden sich zur Zeit jedoch nur drei Mitglieder von FAMDEGUA im Büro, die gezwungen wurden, sich auszuziehen und auf den Boden zu legen. Ihnen wurde mit dem Tode gedroht, falls sie um Hilfe rufen würden. Nach etwa einer Stunde verliessen die Eindringlinge das Büro wieder, wobei sie mehrere Computer und Archivmaterial, das Faxgerät, etwas Geld und ein Fahrzeug der Organisation mitnahmen. Für Aura Elena Farfán ist klar, dass politische Motive hinter dem Überfall stehen. Ein 'gewöhnlicher' Einbrecher würde sich nicht für Archivmaterial interessieren, meinte sie. Der grösste Verlust sei die Adresskartei, die sich auf der Harddisk eines der entwendeten Computer befand. FAMDEGUA ist eine der älteren Menschenrechtsorganisationen in Guatemala. Sie spielt eine wichtige Rolle bei den Exhumierungen von Massengräbern und initiierte als eine der ersten Organisationen Prozesse gegen die Verantwortlichen der Massaker. So führt FAMDEGUA z.B. die Anklage im Fall Dos Erres und tritt als Nebenklägerin auf bei der Klage, die Rigoberta Menchú in Spanien gegen verschiedene ehemalige hohe Militärs eingereicht hat. Nach oben |
HIJOS ist eine neuere Organisation, die Leute vereint, die noch Kinder waren zur Zeit, als ihre Eltern 'verschwanden'. Gemeinsam wollen sie nun das Schicksal ihrer Eltern aufdecken und die jungen Generationen über die in den Jahre der Repression begangenen Verbrechen aufklären. Die Theorie des politisch motivierten Überfalls wird von allen geteilt ausser von Polizeichef Rudio Lecsan Mérida, der vor der Presse darauf bestand, dass es sich bei dem Überfall um 'gewöhnliche Kriminalität' handle. Die Polizei habe bereits mit der Untersuchung des Falles begonnen, als Beweis dafür zeigte er den anwesenden JournalistInnen ein Phantombild, das aufgrund der Beschreibung von FAMDEGUA vom möglichen Einbrecher gemacht wurde. Man sei auf dem besten Weg, den Fall zu klären, meinte Lecsan Mérida... |
Original-PDF 218 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 - 11 --- Nächstes Fijáte